Bürokratieruf 115
Hilfe beim Durchqueren des Behördendickichts verspricht der geplante Notruf 115. Unter dieser Nummer soll der Bürger an die zuständigen Ämter weitergeleitet werden. Doch es kommt noch besser. Die "besonders geschickten" Mitarbeiter der dezentralen Call-Center können laut Harald Lemke, dem Beauftragten der hessischen Landesregierung für Informationstechnik, bereits die Anliegen von vier Fünfteln der Anrufer sofort bearbeiten.
Wie dem Mitabeiterschulungsbuch des Pilotprojektes zu entnehmen ist, umfaßt dies folgende Bearbeitungsvorgänge (Auszug):
- beraten ("Warum schauen Sie das nicht im Internet nach?")
- pampig werden ("Hier Meier, wer stört?"; "Wissen Sie, wohin Sie sich ihren Antrag stecken können?")
- nicht ans Telefon gehen (Mittagspause, Außendienst, Urlaub, keine Lust)
- abwiegeln (Auflegen, Weghören, "Die zuständige Behörde gibt es noch gar nicht")
- Bestechung abwickeln ("Dann brauch ich noch Ihre Kreditkartennummer")
- Akte verlieren (Computerfehler, Dienstpost, beim Durchlüften zum Fenster raus)
Das letzte Fünftel (neuer Reisepaß) wird dann wie gehabt von den bekannten Ämtern erledigt.
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