Inhalt der Printausgabe

Gehört dem Lesbianismus die Zukunft?

Der Ringfinger ist länger als der Zeigefinger, die Ohrläppchen sind angewachsen, und ein Pflock durchs Herz kann sie töten: Lesben leben mitten unter uns und sind meist nur vom Fachmann als solche zu erkennen. Sollten diese sexuellen Parasiten im öffentlichen Leben eine größere Rolle spielen?

PRO

<strong>LEO FISCHER</strong>, 64,

Lesben bereichern unseren Alltag außerordentlich – meist ohne daß wir es merken. Wenn man bedenkt, was berühmte Lesben wie Sappho, Virginia Woolf, Eva Herman oder Klaus Wowereit für die Kunst getan ­haben, kann man froh sein, daß sie sich wenigstens nicht für Musik interessieren. Doch auf anderem Gebiet leisten sie Großartiges, etwa am Bau (ohne Lesben gäbe es so gut wie keine Häuser), in der Stahlindustrie, in Kohle- und Uranbergwerken: An all diesen Orten arbeiten robuste Lesben, rinnt ­lesbischer Schweiß für unser Bruttosozialprodukt. Studien ­zeigen, daß Lesben unter hohen Dosen ionisierender Strahlung zwanzig Prozent länger durchhalten als normale Menschen.

 

Diese natürliche Zähigkeit liegt in den Genen begründet: Die Vorfahren der Lesben waren dämmerungsaktive Aasräuber, die in boulevardisierenden Rudeln durch die Savanne zogen – stets auf der Suche nach Frischfleisch und Zigaretten. So entwickelten sie Kräfte, die uns Biochauvinisten noch heute verblüffen; Kräfte, die heute im Profisport wieder zu Buche schlagen: ­Wäre Deutschland heute Lesbenfußballweltmeisterin – ohne Frauen? In ­meinen E-Mails finde ich täglich dutzendfach Sportnachrichten aus der Kreisliga (»Amateur Lesbian Action«), und die dort gezeigten Leistungen können sich wahrlich sehen lassen!

 

Auch all die typischen Nachteile klassischer Frauen fallen bei Lesben weg: Sie brauchen im Bad nur zwei Minuten, ­können rückwärts einparken, und vor allem: über solche ­Witze lachen. Die oft beklagte mangelnde Solidarität unter Frauen samt all ihren Auswüchsen – dem ewigen Ablästern, dem ­Zickenzoff, dem Haareziepen – könnte mit ein wenig mehr Lesbenliebe wiederbelebt werden. Schon bei den Bonobos, unseren ­nächsten Verwandten, dient die Tribadie (»genito-genitales Reiben«) traditionell der Spannungsabfuhr und dem Zusammenhalt der Weibchen.

 

Fazit: Männer müssen keine Angst haben, daß Lesben ihnen die Frauen wegnehmen. Sie sollten diese Konkurrenz vielmehr als Ansporn verstehen, für ihre Frauen noch attraktiver zu ­werden – nach dem Motto: »Was eine Lesbe kann, kann ich schon lange!«

KONTRA

<strong>MARK-STEFAN TIETZE</strong>, 65,

Damit hier keine Mißverständnisse aufkommen: Ich habe nichts gegen Lesben. Die ­Sorgen und Nöte junger Frauen vor ihrem Coming-Out ­verstehe ich z.B. sehr gut – und einige von ihnen sind ­zugegebenermaßen sehr attraktiv, besonders diese drahtigen mit den rasierten ­Schädeln, die sich von süßen Boys kaum unterscheiden.

 

Ich frage mich lediglich, ob sie sich wirklich in allen Medien breitmachen müssen, und ob wir neben Tom Buhrow unbedingt noch eine weitere Lesbe im Hauptfernsehprogramm brauchen. Auf Lesbenszenen in Pornos kann ich für meinen Teil jedenfalls gut verzichten. Ich finde sie widernatürlich und in großen Filmen wie »Kenny und Dick – Heiße Spiele in der Sauna« auch völlig deplaziert.

 

Sehen wir es doch einmal so: »Lawrence von Arabien« hätte gewiß keine sieben Oscars erhalten, wenn da eine Lesbe oder überhaupt eine Frau mitgespielt hätte. Im Alltag mögen Frauen bzw. Lesben für Farbtupfer, Glanzpunkte und Gebäck sorgen, in Filmkunstwerken sagen sie Sachen wie »Küß mich! Küß mich, als wär’s das letzte Mal!« und lenken einfach nur von der Handlung ab. Ein Schlüsselerlebnis in dieser Hinsicht war für mich David Hamiltons »Bilitis«. Als sich Melissa und ­Bilitis »näherkamen«, wurde mir noch im Kino übel: diese weiblichen Rundungen, diese unschuldigen Liebkosungen, diese unbehaarten Brüste – in »Zärtliche Cousinen« bin ich dann aus Protest gar nicht erst reingegangen.

 

Doch auch im Radio, im Printsektor und im Darkroom ­haben Lesben meiner Meinung nach nichts zu suchen. Warum ­bleiben sie mit ihren seltsamen Neigungen nicht einfach unter sich oder beschränken sich wenigstens auf Hörbücher, das natürliche Endlager für abgewrackte TV-Prominenz?

 

Familienpolitisch sendet der um sich greifende Lesbianismus in jedem Fall die falschen Signale: Wie soll man bitteschön Kinder großziehen mit einer Mutter, die Frauenkleider trägt? Jeder weiß doch, daß es ein richtiges Familienleben nur mit Männern gibt, ob beim Bund, auf hoher See oder beim Rodeo. Und Hand aufs Herz: Männerschweiß riecht objektiv einfach besser.

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Aktuelle Cartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Lustiger Zufall, »Tagesspiegel«!

»Bett, Bücher, Bargeld – wie es in der Kreuzberger Wohnung von Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette aussah«. Mit dieser Schlagzeile überschreibst Du Deine Homestory aus Berlin. Ha, exakt so sieht es in unseren Wohnungen auch aus! Komm doch gern mal vorbei und schreib drüber. Aber bitte nicht vorher die Polizei vorbeischicken!

Dankend: Titanic

 Anpfiff, Max Eberl!

Sie sind seit Anfang März neuer Sportvorstand des FC Bayern München und treten als solcher in die Fußstapfen heikler Personen wie Matthias Sammer. Bei der Pressekonferenz zu Ihrer Vorstellung bekundeten Sie, dass Sie sich vor allem auf die Vertragsgespräche mit den Spielern freuten, aber auch einfach darauf, »die Jungs kennenzulernen«, »Denn genau das ist Fußball. Fußball ist Kommunikation miteinander, ist ein Stück weit, das hört sich jetzt vielleicht pathetisch an, aber es ist Liebe miteinander! Wir müssen alle was gemeinsam aufbauen, wo wir alle in diesem gleichen Boot sitzen.«

Und dieser schräge Liebesschwur, Herr Eberl, hat uns sogleich ungemein beruhigt und für Sie eingenommen, denn wer derart selbstverständlich heucheln, lügen und die Metaphern verdrehen kann, dass sich die Torpfosten biegen, ist im Vorstand der Bayern genau richtig.

Von Anfang an verliebt für immer: Titanic

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

 Erwischt, Bischofskonferenz!

In Spanien haben sich Kriminelle als hochrangige Geistliche ausgegeben und mithilfe künstlicher Intelligenz die Stimmen bekannter Bischöfe, Generalvikare und Priester nachgeahmt. Einige Ordensfrauen fielen auf den Trick herein und überwiesen auf Bitten der Betrüger/innen hohe Geldbeträge.

In einer Mitteilung an alle kirchlichen Institutionen warntest Du nun vor dieser Variante des Enkeltricks: »Äußerste Vorsicht ist geboten. Die Diözesen verlangen kein Geld – oder zumindest tun sie es nicht auf diese Weise.« Bon, Bischofskonferenz, aber weißt Du, wie der Enkeltrick weitergeht? Genau: Betrüger/innen geben sich als Bischofskonferenz aus, raten zur Vorsicht und fordern kurz darauf selbst zur Geldüberweisung auf!

Hat Dich sofort durchschaut: Titanic

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
18.04.2024 Berlin, Heimathafen Neukölln Max Goldt
18.04.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt