Vom Fachmann für Kenner | Februar 2019
Das gibt’s doch nicht
Ich hab immer noch Muskelkater von meiner Kindheit.
Teja Fischer
Florenkritische Lyrik
Hör’ ich Eibisch
speib’ isch
Sebastian Klug
Physikerbefürchtung
Ich habe mir meine Wohnung von einer Firma namens »Farben-Schrödinger« renovieren lassen. Nun fürchte ich, sie könnte zugleich renoviert und auch nicht renoviert sein und ich erführe das erst, wenn ich nachsähe.
Uwe Geishendorf
Fashion Victims
Eine derzeit im Vergessenwerden begriffene Herrenmode der 1970er: ein außerordentlich lang gewachsener Nagel am linken kleinen Finger. Wie eine zierliche Klinge stand er von der Fingerspitze meines Vaters ab, der damit abwechselnd Briefkuverts aufschlitzte oder sich große dunkelgelbe Schmalzbrocken aus den Ohren pulte. Mein Onkel, welcher der gleichen Marotte anhing, überprüfte mit seinem körpereigenen Hornstiletto sogar die Profiltiefe der Autoreifen. Und der Hausarzt meiner Cousine … ach, lassen wir das! Man soll alte Wunden nicht grundlos aufreißen.
Theobald Fuchs
Intellektuelle
Intellektuelle sind für mich so Leute, die Dinge ohne das Wörtchen »so« erklären können.
Johannes Floehr
Studienfreunde
Ständig erzählen Bekannte von irgendwelchen Studienfreunden, zu denen sie fahren oder die bei ihnen für ein Wochenende zu Besuch sind. Ich dagegen habe mich noch nie mit Studienfreunden getroffen. Diese Lücke sollte aber im letzten Jahr endlich im Rahmen einer großen Sommerparty geschlossen werden. Leider hatte ich weder Anschrift, Emailadresse, Handynummer oder sonstige Kontaktdaten von auch nur einem einzigen meiner Studienfreunde parat. Im Haus meiner Eltern wühlte ich dann in alten Unterlagen, um zumindest die Namen meiner Studienfreunde in eine Exceltabelle einzutragen. Das sollte die Basis weiterer Recherche sein. Ich hatte mich auch schon tierisch darauf gefreut. Allein diese Suche versprach ja schon Spannung ohne Ende. Nach so langer Zeit. Was macht eigentlich dieser dicke Choleriker heute, und was ist aus der hübschen Blonden geworden, die in den Vorlesungen bei diesem lustigen Professor mit dem rheinischen Dialekt immer neben mir saß? Ich würde es herausfinden. Der Weg war hier das Ziel. Aber dann der Schock. Mein letztes Schulzeugnis wurde von der Realschule ausgestellt. Was ziemlich sicher bedeutete, dass ich überhaupt nicht studiert hatte. Die große Sommerparty fand dann auch nicht statt.
Jörg Schedlinski
Weltverbesserung
Es ist ein oft bemühtes Klischee weiblichen Verhaltens, dass frau empfindlich reagiert oder sogar total ausrastet, wenn bei einer Zusammenkunft eine Geschlechtsgenossin die gleiche Robe trägt. Bei mir ist das völlig anders. Ich würde mich sogar freuen, wenn viele Menschen die gleiche Kleidung wie ich trügen. Die Welt wäre eine bedeutend schönere, da ich einfach einen ausgezeichneten Geschmack habe.
Katharina Greve
Schlimme Vermutung
Wenn es das bedeutet, was ich denke, dann bedeutet es gar nichts.
Elias Hauck
Für ein friedliches Miteinander zur Erkältungszeit
Bitte nach lautstarkem Nieser im öffentlichen Raum an die beschwichtigenden Handbewegungen in Richtung der Umstehenden denken. Danke!
Felix Bellermann
Linker Journalismus wirkt
Da stellt man große, systemkritische Fragen, recherchiert gewissenhaft, versucht, alles sprachlich in ansprechende Form zu bringen, um zumindest gegen die unfassbare Ungerechtigkeit der bestehenden Verhältnisse anzuschreiben, und am Ende war doch wieder alles für die Taz.
Jürgen Miedl
Bevor die FDP,
den aktuellen Trends und ihrem Corporate Design folgend, in gelben Westen auf die Straße zieht, melde ich schon mal das Copyright für folgende Demoslogans an: Leerstehende Häuser besitzen! BRD, Steuerstaat, wir haben Dich zum Kotzen satt! Die Yacht ist voll!
Aiko Kempen
Theater, Theater
Ich schreibe an einem Theaterstück und baue Regieanweisungen ein, um die Schauspieler zu ärgern. Es beginnt wie folgt:
Fabienne: Hallo!
Sophia (schlägt Joghurt essend einen Rückwärtssalto aus dem Stand): Grüß dich!
Cornelius W.M. Oettle
Ein Leben ohne Konsum ist möglich, aber sinnlos
Ich habe mir eine Hose gekauft, weil sie einfach geil an mir aussieht. Nur ist sie leider viel zu kurz. Ich habe das sofort bemerkt, aber dachte mir, ich kann damit ja zum Chirurgen gehen und mir die Beine kürzen lassen. Aber wie das so ist, man schiebt solche Dinge vor sich her (es gibt ja immer »Wichtigeres« zu tun), und nun liegt die Hose schon seit Wochen ungetragen im Schrank. Schade.
Dorthe Landschulz
Neues aus der Wissenschaft
Die schlechteste CO2-Bilanz hat laut jüngsten Forschungen Kohlendioxid.
Felix Scharlau
Binärsystemkritik
Informatiker sind völlig bekloppt. Sie glauben fest daran, dass Hitler mehr als 1000 Jahre regierte, und sind überzeugt davon, dass man sämtliche Geschichten aus 1001 Nacht innerhalb kurzer Zeit lesen kann. Wenn man sich von ihnen 100 Euro leihen möchte, geben sie einem ein paar Münzen, und der einzige Spion, der sie jemals liebte, war Agent 00111. Ihre Fußballmannschaften bestehen grundsätzlich nur aus drei Spielern, von denen selbstverständlich keiner begreift, aus welcher Entfernung man einen 11-Meter schießt. Am allerschlimmsten finde ich aber, dass die Informatikernullen auch im Notfall versagen und noch nicht einmal wissen, was zu tun ist, wenn’s brennt. Es kann qualmen und lodern, wie es will – diese Trottel rufen statt der Feuerwehr die Polizei.
Andreas Maier
Sesam, öffne mich
Zu Jahresbeginn soll man ja eigentlich Diät halten, aber als ich gerade beim Marokkaner saß und plötzlich bergeweise knusprige Falafel sowie ein Napf voll köstlichstem Hummus vor mir standen, waren alle guten Vorsätze Tahin.
Mark-Stefan Tietze