Inhalt der Printausgabe
August 2000
Wie TITANIC einmal die Fußball-WM 2006 nach Deutschland holte
Protokoll einer erfolgreichen Bestechung (Seite 2 von 13) |
6. Juli 2000 09.00 Uhr (MEZ) Europa: Zürich Das FIFA-Exekutivkomitee tritt zusammen und wählt in einer anderthalbstündigen geheimen demokratischen Wahl den Gastgeber der Fußball-WM 2006. 11.00 Uhr (MEZ) Europa: Frankfurt In der TITANIC-Redaktion beginnt der Tag mit Zeitungslektüre. Ab 14.00 Uhr läuft der Fernseher, aber mit einer Überraschung rechnet niemand. 14.00 Uhr (MEZ) Europa: Zürich In der Neuen Zürcher Messe tritt FIFA-Präsident Sepp Blatter vor die Kameras, öffnet in dramatischer Art und Weise einen verschlossenen Umschlag und gibt bekannt, daß Deutschland mit 12 zu 11 Stimmen den Zuschlag für die WM bekommen habe. Enttäuschung in der Redaktion, hatte man doch Südafrika das Spektakel von Herzen gegönnt. Wenig später macht Sepp Blatter gegen alle Regeln öffentlich, daß Südafrika die Wahl in der Tat gewonnen hätte, wenn nicht Jack Dempsey sich der Stimme enthalten hätte. Der 78jährige Dempsey hatte von seinem Verband den Auftrag, für Südafrika zu stimmen. 19.10 Uhr (MEZ) Europa: Zürich/Frankfurt/London Das rote Aktions-Telefon, dessen Nummer in den Faxen angegeben war, klingelt. Martin Sonneborn nimmt ab. Er glaubt sich einem der angeschriebenen FIFA-Leute gegenüber, die Gegenseite vermutet, den Urheber eines Bestechungsversuchs an der Strippe zu haben. In Wirklichkeit sind die zwei Anrufer Reporter des britischen Fernsehsenders Channel4, Brandon Pittaway und ein Kollege, und haben eins der Faxe in ihrem Besitz. Der Zeichner Rattelschneck wird hinzugerufen, der seinen Hauptwohnsitz in New York hat; er dolmetscht im folgenden zwischen den Parteien. Das Gespräch wird mitgeschnitten - und zwar, wie sich später herausstellt, von beiden Seiten -, beim Auswerten des Bandes werden im nachhinein auch die leisen Kommentare hörbar, die die Engländer geben, während Rattelschneck gerade ins Deutsche übersetzt. |
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 |