Inhalt der Printausgabe
August 2001
Humorkritik
(Seite 5 von 7)
Das allerletzte Kliff |
Warum nur befürchte ich immer das Schlimmste, wenn ich höre, daß sich das deutsche Fernsehen an Humor-Wiederaufbereitungen macht? Vielleicht, weil diese schlimmsten, ja allerentsetzlichsten Befürchtungen noch nie unangebracht waren oder sich durch das Endprodukt als unbegründet erwiesen haben. Nun ist RTL und eine freilich auch Clou Entertainment genannte Leichenfledderfirma im Begriffe, sich über die BBC-Produktion "Fawlty Towers" herzumachen, jene von John Cleese und seiner damaligen Gattin Connie Booth in den siebziger Jahren geschriebene, inszenierte und verkörperte Serie, in welcher der Hotelier Basil Fawlty das ihm anvertraute Gästehaus in Torquay planvoll und engagiert herunterwirtschaftet. Auch hier war diese eminent schöne Serie zu sehen, sowohl im untertitelten Original als auch in der gewohnt peinlichen Synchronisation. Die deutsche TV-Adaption "Zum letzten Kliff" wird letztere noch weit unterbieten, denn ausgerechnet Jochen Busse wird es überlassen bleiben, sich seinem komödiantischen Vorbild Cleese auf maximal Lichtjahresentfernung anzunähern. Vielleicht ist diese kongeniale Fehlbesetzung aber auch schon wieder konsequent und überaus folgerichtig - vor allem, wenn man liest, was der Sunday Telegraph genußvoll und gar nicht erstaunt mitteilt: daß nämlich nur elf der zwölf Original-Episoden gecovert werden. Die strahlend komischste, die von der Aufregung handelt, die eine angekündigte Schar deutscher Hotelgäste hervorruft ("The Germans"): deren imperativischem Running Gag nämlich wird auf beglückend schöne Weise entsprochen: "Don't mention the war!" schärft Basil seinen Angestellten ein - und RTL folgt aufs Wort und läßt die Finger von dieser Folge. Ob nun Feigheit oder tiefes Wissen um die eigene Unfähigkeit dahinterstecken, will ich gar nicht wissen. Immerhin bleibt mir so das Allerallerallerschlimmste werweiß doch noch erspart. |
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 |