Inhalt der Printausgabe
Januar 2001
Humor Kritik (Seite 2 von 4) |
Erwache, Mann!
Die englische "Progressive"-Combo YES gehört angeblich noch immer zu den Verlachtesten bei sogenannten Rock'n'Roll-Fans. Das mag sie ehren. Doch ganz so humorlos, wie man YES gern darstellt, waren sie selten; im Gegenteil. Allen voran ihr bekanntester Keyboarder, Rick Wakeman, ein gefürchtet trinkfester und bonmotsicherer Tortenschlächter vor dem Herrn. Und auf seine umstrittenen Führungsmethoden angesprochen, entgegnete Sänger Jon Anderson beispielsweise, Hitler habe für seinen Krieg ja auch schlechte Kritiken bekommen. Das und anderes reichte aus, um sich 1996 von der BBC die Moderation einer Comedy-Fernsehshow andrehen zu lassen, über die ich leider nicht mehr weiß, als daß sie wirklich existiert haben muß. Richtig komisch vorstellen kann ich mir das im nachhinein kaum, denn Rick Wakemans schriftlich niedergelegte Lebensbeichte ("Say Yes! An Autobiography", Hodder & Stoughton 1995) weist ihn immerhin als wiedergeborenen Christen aus. Neulich entdeckte ich ihn sogar als Vorwort-Autor für Barry Taylors "Kalter Rauch" (Brunnen-Verlag), der furchtbar frömmelnden Erweckungsgeschichte eines vormaligen AC/DC-Roadies. Darin geht es Wakeman zufolge "nicht einfach darum, was passiert, wenn Gott mein Leben verändert, sondern vielmehr darum, was passiert, wenn Gott mein Leben verändern will". Fouqué - jetzt kriegst du Konkurrenz!, möchte man da ausrufen. Womit die eingangs geschmähten Rock'n'Roller am Ende vielleicht doch Recht behalten hätten. |
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