Inhalt der Printausgabe
Oktober 2005
Briefe an die Leser (Seite 2 von 12) |
Und auch Sie, Elke Heidenreich, mischen nun im lukrativen Literaturkanon-Markt mit und haben eine sog. »Brigitte-Edition« auf den Markt gestemmt, »erlesen (!) von Elke Heidenreich«. Diese Edition wird preßseits halb- bis doppelseitig beworben, umfaßt »26 literarische Empfehlungen« von eben Ihnen (»Komisch und traurig, melancholisch und heiter, leicht und weise – wun-derbar subjektiv«, was eine Sprach- und Gedankenferkelei), und eine davon gilt einem Per Olov Enquist und hört sich auszugsweise so an: »Es war, als habe sich das Schweigen um die Königin langsam magnetisch aufgeladen, seit der neue Feind hinzugekommen war. Sie war sich ganz sicher. Etwas Gefährliches war im Begriff zu geschehen, etwas geschah, etwas veränderte sich. Früher war die Welt nur unerträglich langweilig gewesen; es war eine Langeweile, als gliche das Leben am Hof und in Kopenhagen und in Dänemark einem dieser Wintertage, an denen der Nebel vom Örseund dicht und absolut still über dem Wasser lag, und …« Ja, so geht große Literatur. Bzw. »ein großer Roman über Liebe und Macht, Vernunft und Leidenschaft, Tradition und Fortschritt. Den Leser gibt es nicht, der dieses Buch gelangweilt aus der Hand legen könnte. Elke Heidenreich« – und das ist natürlich ein Irrtum. Denn es gibt sogar Leser, die so ein Buch nicht mal in die Hand nehmen würden; aber die sitzen, Sie ahnen es, nicht bei der Brigitte, sondern wieder mal bei Titanic
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