Humorkritik | September 2008
September 2008
Lederköpfe
Da der Verleih alles unternommen hat, die Kinokomödie »Leatherheads« hinter einem unsäglichen deutschen Titel (»Ein verführerisches Spiel«) zu verstecken, und jeden kommerziellen Erfolg damit erfolgreich verhindert hat, muß ich kurz darauf hinweisen: »Leatherheads« – der Originaltitel bezieht sich auf den ledernen Kopfschutz, den amerikanische Footballspieler in den 20er Jahren trugen – ist ein sehr sympathischer Wiederbelebungsversuch. Die Konstellation könnte aus einer Screwballkomödie der dreißiger Jahre stammen, das Produktionsdesign, die Musik, sogar die Hauptdarsteller, George Clooney und Renee Zellweger, passen zum Schema. Nur die Farbe distanziert Clooneys und Soderberghs Hommage von seinen schwarzweißen Vorbildern.
Das Drehbuch enthält Dialoge, die auch ohne Verwendung sexueller Kraftworte und ähnlich konnotierter Zweideutigkeiten witzig wirken, und der Plot ist ein wenig zu kompliziert, da die diversen Ambitionen sich wechselseitig in die Quere kommen – doch der abschließende Twist ist intelligent konstruiert. Schon die Sorgfalt im Detail hebt »Leatherheads« über die betonköpfigen Betisen von »Sex and the City« bis »Nie wieder Sex mit der Ex« hoch hinaus.
Deshalb sollte sich auch der Teil des deutschen Publikums, der mit American Football gar nichts anfangen kann, vom Erwerb der DVD nicht abhalten lassen: Wie Clooney seinen Charme spielen läßt, das gab’s seit den Zeiten des seligen Cary Grant nicht mehr zu sehen.