Humorkritik | November 2024
November 2024
»Der Witz ist das einzige Ding, was um so weniger gefunden wird, je eifriger man es sucht.«
Friedrich Hebbel
Das kalte Herz
Zur Kenntnis gelangt mir Sven Regeners Büchlein »Zwischen Depression und Witzelsucht: Humor in der Literatur« (Galiani Berlin), und schon angesichts des Titels frage ich mich: War da nicht was? Und antworte mir: Da war was. Da war 2019 eine Regener gewidmete (und hier, in Heft 3/2020, gewürdigte) Nummer der Zeitschrift »Text + Kritik«, die mit einem »Zwischen Depression und Witzelsucht: Humor in der Literatur« überschriebenen Text Regeners eröffnete. Mehrfachverwertung halt. Wer bin ich, Autoren dafür zu schelten? Schelten muss ich aber, dass der zu einem Buch aufgepimpte Text erscheint, ohne dass auf die Quelle hingewiesen wird. So wird eine Erstveröffentlichung suggeriert und der Zeitschrift ein kleiner PR-Dienst verweigert. Ach was, »Dienst«: Es hätte sich einfach so gehört. Auch um Doppelkäufe zu vermeiden.
Damit ich Sie aber jetzt nicht ganz uninformiert verlasse, seien Sie zumindest auf den Buchrücken der Neuausgabe verwiesen, wo geschrieben steht: »Der Humor ist eine kalte Technik, herz- und mitleidlos. Es gibt keinen freundlichen Humor.« Denn das stimmt – abgesehen davon, dass Regener immer noch »Humor« nennt, was ich schon 2020 als »Komik« bezeichnet hätte – 2020 wie 2024 wenigstens insoweit: Ganz ohne Opfer ist Humor kaum zu haben.
Marketing übrigens auch nicht.