Aus Eugen Egners Püppchenstudio
Die Korrektur
Noch immer stand auf dem Tisch das jäh erschienene Paket. Niemand nahm Anstoß an dessen Maßen, auch ich nicht. Mit hoher Geschwindigkeit versuchte ich mich an der theoretischen Ermittlung des möglichen Inhalts. Zweifellos bot es allemal genug Raum für meinen verlorenen Bericht mit dem Abgabedatum 30. Mai. Die Frau konnte in das ungeöffneter Paket hineinsehen. Von den anderen bedrängt, machte sie folgende Angaben über den Inhalt: „Zahlreiche Briefe an mich sowie ein extra verpacktes Konvolut Bilder. Die Briefumschläge sind mit einem vor Jahrzehnten gebräuchlichen Adressdruckverfahren beschriftet. In dem Paket ist es aber zu dunkel, um die Adressen lesen zu können.“ „Sehen Sie mir bitte die folgende Abschweifung nach“, sagte ich. „Das tun wir nicht“, widersprach die Frau. Die anderen pflichteten ihr bei. Den Kopf kurz wendend, unterließ ich die angekündigte Abschweifung und sprach energisch: „Einen Moment, bitte. Ich muß mich und alles zuletzt Behauptete korrigieren.“ Dazu brauchte ich die Korrekturwerkzeuge aus meinem Mantel. Um sie zu holen, entschuldigte ich mich und stand auf. Die Insekten verschwanden alle in der Lampe über dem Wohnzimmertisch, und schon war alles korrigiert.
Zum 80. Jahrestag (Historische Zeichnung meines Vaters)
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