Fußball unser
Der SC Paderborn hat einen neuen Top-Sponsor: die katholische Kirche. Seit dieser Saison grüßt das Erzbistum als Werbepartner von den Banden der Paderborner Home-Deluxe-Arena. Kritik an einer Kommerzialisierung des Glaubens wiegeln die geschäftstüchtigen Kirchenmänner ab, schließlich hätten Kirche und Profifußball viele Gemeinsamkeiten (verdrängte Homosexualität, Paternalismus und Vetternwirtschaft). Die Fußballkooperation ist dabei nur der erste Schritt einer groß angelegten Imagekampagne, um die Kirche wieder in die Mitte der Gesellschaft zu bringen. TITANIC liegen die Entwürfe für weitere Werbeaktionen vor:
Drive-in-Autobahnkirche: Ein Ort, der Menschen in ihren dringendsten Bedürfnissen eint, soll nun auch zum Ort des gemeinsamen Gebets werden: der Raststätten-McDonald's Gütersloh-Ost. Mit automatisch abgespielten Tischgebeten sowie Action-Figuren vom letzten Abendmahl in jedem Happy Meal wird aus der profanen Abfress-Station die göttliche Ronald-McDonald-Drive-in-Church. Prost Mahlzeit!
Jesus-Streetart: Gerade in ländlichen Regionen gehört der Heiland aus Holz zur typischen Straßendekoration. Jetzt soll auch der urbane Raum erobert werden. An trendigen Orten, z. B. der Warschauer Straße in Berlin, sollen bald modifizierte Jesusfiguren das Stadtbild verschönern. Diese werden aus recyceltem Kork statt Holz hergestellt und optisch an die Gewohnheiten der Stadtbevölkerung angepasst (Mullet-Frisur, Stigmata-Tattoo, Pride-Lendentuch). Ein QR-Code soll außerdem zu einer Speed-up-Version von "Like a Prayer" leiten, um das Kunstwerk digital zu vollenden.
Church XXX: Die Sünder dort abholen, wo sie sind – nämlich auf einschlägigen Erotik-Portalen. Das soll eine pikante Online-Werbeaktion bald erreichen. Die von der Agentur Jung von Matt vorgeschlagene Kampagne, bei der mit dem Slogan "Komm mit Jesus" auf den entsprechenden Seiten geworben werden sollte, wurde als "zu modern" abgelehnt. Dafür wird künftig ein tadelnd dreinblickender Kardinal Marx als Pop-up-Fenster die fleischliche Lust zügeln und stattdessen den Weg in den Schoß der Kirche weisen.
Praytainment: Wer schafft es, absolut vorzeitliche, schlecht gealterte und längst überlebt geglaubte Konzepte wieder in die Gegenwart zu holen? Ganz klar: RTL! Warum sollte der Medienriese nicht auch dem christlichen Glauben ein Comeback verpassen können? Mit "Die Passion" gab es bereits einen Vorgeschmack, wie Entertainment und Kirche sich auf Augenhöhe begegnen können. Mit einem Einkauf der katholischen Kirche in das Programm der gesamten Sendergruppe wird dies nun radikal ausgeweitet. Ob in "Adam sucht Eva" die Teilnehmer/innen die gesamte Schöpfungsgeschichte nackt nachstellen oder die DSDS-Kandidat/innen an Dieter Bohlen gerichtet "Großer Gott, wir loben Dich" performen – so entertaining war Glaube noch nie!
CK
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