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Müters Söhne #14

Yoga 

"In Neuseeland sagt man, 'you have a beautiful soul'"

Henry ist 12 Jahre alt. Seine Mutter Viola Müter schreibt hier im wöchentlichen Wechsel über ihn und ihre anderen zwei Söhne im Alter von 5 und 17 Jahren. Die Mutter nennt sie liebevoll ihre "Mütersöhnchen". 

Henry seufzt wohlig, als er seinen steifen Körper aus der Kobra in den herabschauenden Hund bewegt. Ich bin stolz auf ihn. Es ist lange her, dass er sich auf eine Idee von mir eingelassen hat. Zuletzt vor drei Jahren, als ich ihm empfahl, sonntags nach dem Tatort lieber ein Glas Wasser zu trinken anstatt drei Dosen Monster Energy. Ich dachte, es wäre ein guter Moment, um mehr Zeit mit Henry zu verbringen. Gerade jetzt, wo uns als Familie stark belastet, dass wir seit Tagen nichts mehr von unserem kleinen Thorben gehört haben, der mit dem Mentalisten Stefan in Frankreich unterwegs ist. "Thorben ist weg?" war zwar Henrys Reaktion, aber umso wichtiger, dachte ich, dass er seine Achtsamkeit schult.

Ich spiele schon länger mit dem Gedanken, Henry bei einem Yogakurs anzumelden. Nicht erst, seit mich seine Klassenlehrerin zum wiederholten Male warnte, Henry würde sich radikalisieren. Ich glaube, dazu müsste er erst herausfinden, was er überhaupt möchte – Männlichkeitsinfluencer werden, Krypto-Coachnordkoreanischer Spion oder doch einfach nur rechts? An Yoga liebe ich, dass es egal ist, wer wir sind und was wir werden wollen. Auf der Matte sind wir alle gleich. Henry muss endlich seine innere Mitte finden. 

Heute heiße ich Viola, aber es gab mal eine Zeit, in der ich Nava Gori hieß. Ich habe lange nicht mehr an die Zeit gedacht, als ich Ordensmitglied bei Hare Krishna war. Zuletzt im Mai 2020. Damals sah ich einen Facebook-Post von Prema, in dem sie die Menschen aufforderte, das Coronavirus mit Liebe zu bekämpfen. Prema war im Ashram in Wellington meine engste Vertraute. Ich erinnere mich gerne daran, wie wir morgens das Hare-Krishna-Mantra zweihundertmal auf die Melodie von "Take Me Tonight" sangen. Danach spürte ich tief in mir, dass Alexander Klaws in einem früheren Leben mein Cousin war. 

Mich überrascht, dass Henry und ich so kurzfristig an Premas begehrtem Yoga-Unterricht teilnehmen dürfen. Sie hatte den Kontakt zu mir abgebrochen, nachdem ich im Ashram meinen Mann kennenlernte und mit ihm gegen die Enthaltsamkeitsregeln verstieß. Aber auch Prema ist mittlerweile kein Ordensmitglied mehr. "Sie haben mein Versteck entdeckt, in dem ich über Jahre BiFi Roll gehortet habe", gibt sie widerwillig zu. Sie nutzt jetzt wieder ihren bürgerlichen Namen –  Birgit

"Ich spüre sofort, dass du eine wunderschönste Seele hast, Henry. In Neuseeland sagt man 'you have a beautiful soul'", flüstert Birgit. "Thank you", erwidert Henry. Er spricht sonst nie mit Frauen. Unglaublich, dass er bereits nach einer Yoga-Stunde sein Herz-Chakra gestärkt hat. "Was ist Hare Krishna?" Birgit wirft mir einen sehnsüchtigen und gleichzeitig versöhnlichen Blick zu. Ich nicke. Sie legt einen Arm um meinen Sohn und weiht ihn in die Lehren Krishnas ein. In der Nähe muss wohl jemand Zwiebeln schneiden.  

Die Kolumne von Viola Müter erscheint jeden Donnerstag nur bei TITANIC.

Kategorie: Allgemein



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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Dumm gelaufen, Kylian Mbappé!

Ihnen wurde ein BMW i7 M70 xDrive »überlassen« (Spiegel), jedoch haben Sie gar keinen Führerschein, haha! Wer soll den geschenkten Gaul nun lenken, rätselte daraufhin die Presse: »Mbappé von Real Madrid: Darum bleibt sein Luxus-Auto in der Garage« (msn.com).

Tja, da kann man nur hoffen, dass von Ihren 72 Millionen Euro Jahresgehalt ein paar Cents übrig bleiben, um einen Chauffeur einzustellen.

Aber bitte vorher alles genau durchrechnen!

Mahnt Titanic

 Puh, »Frankfurter Rundschau«!

»Während im Süden Europas weiter enorme Hitze herrscht, sorgt ein kurzweiliges Tief in Deutschland für eine Abkühlung.« Es bleibt aber dabei: Die Tiefs sorgen für Abkühlung, und für die Kurzweil sorgen Deine Sprachkapriolen. Nicht durcheinanderbringen!

Warm grüßt Titanic

 Standhaft, brandenburgischer CDU-Landesvorsitzender Jan Redmann!

Sie wurden mit 1,3 Promille Atemalkohol auf einem E-Scooter erwischt und entsprechend zu einer Strafe verdonnert. Daraufhin gaben Sie zu Protokoll, zu »diesem Fehler zu stehen« und die »Konsequenzen, insbesondere die Strafe« zu tragen. Das ist ja geradezu heldenhaft. Wir waren davon ausgegangen, dass Sie den Inhalt des Polizeiberichts leugnen, den Staat um die Strafzahlung prellen und sich ins Ausland absetzen würden.

Hätte dann vielleicht sogar Sympathie für Sie entwickelt: Titanic

 Es tut uns aufrichtig leid, Alice und Ellen Kessler (die Kessler-Zwillinge),

Es tut uns aufrichtig leid, Alice und Ellen Kessler (die Kessler-Zwillinge),

dass Ihre Kindheit, wie Sie im Bunte-Interview erzählten, von der täglichen Gewalt eines trinkenden Vaters geprägt war. Ganz überraschend kommt Ihr Geständnis vom besoffenen Prügelpapa allerdings nicht. Man hätte sich schließlich denken können, dass dieser Arsch dauernd doppelt gesehen hat.

Verdient im Gegensatz zu Ihnen für diesen Gag auf jeden Fall Schläge: Titanic

 Heda, »FAZ«

»Schlechte Politik verhindert Fortschritt« – das stimmt. Aber ist das nicht haargenau die Politik, für die Du immer trommelst?

Fragt schlecht und recht Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Abschied

Juckeljuckeljuckel,
Das Meer liegt hinterm Buckel,
Dort vorne, da ist Dover,
Da ist die Reise over.

Gunnar Homann

 Schierlingsbücher

Kaum jemand erinnert sich an das allererste selbstgelesene Buch. War es »Wo die wilden Kerle wohnen« oder doch Grimms Märchen? Schade, denke ich mir. Es könnte eine Wegmarke in die wunderbare Welt der Bibliophilie sein. In meiner Erinnerung wabert stattdessen leider nur ein unförmiger Brei aus Pixibüchern. Diesen Fehler möchte ich am Ende meines Leselebens nicht noch einmal machen. Und habe mir das Buch »Essbare Wildpflanzen« bestellt.

Teresa Habild

 Abwesenheit

Vielen Dank für Ihre E-Mail. Ich bin vom 02.–05.09. abweisend. Ab 06.09. bin ich dann wieder freundlich.

Norbert Behr

 Zero Punkte für den Underdog

Nach meinem Urlaub in Holstein möchte ich an dieser Stelle eine Lanze für die oft zu Unrecht belächelte Ostsee brechen. Jene, so heißt es, sei eigentlich gar kein richtiges Meer und habe ihre unwürdige Existenz bloß einer brackigen XXL-Schmelzwasserpfütze zu verdanken. Wellen und Brandung seien lächerlich, die Strände mickrig und das Leben unter Wasser mit der Artenvielfalt in einem Löschtümpel vergleichbar. Außerdem habe ein Gewässer, in das man vierhundert Meter hineinschwimmen und danach selbst als Siebenjähriger noch bequem stehen könne, das Prädikat »maritim« schlicht nicht verdient. Vorurteile, die ich nur zu gerne mit fantastischen Bildern und spektakulären Videos widerlegen würde. Doch daraus wird dieses Mal nichts. Leider habe ich meine kompletten Küsten-Campingferien aus Versehen im »Freibad am Kleinen Dieksee« verbracht und den Unterschied erst zu spät bemerkt!

Patric Hemgesberg

 Meine Mitbewohnerin

legt Dinge, die nicht mehr so ganz intakt sind, in Essig ein. Dabei ist es egal, ob es sich um verkalkte, schmutzige oder verschimmelte Dinge handelt. Ich würde bei ihr den Verbrauch von Salzsäure in den kommenden Jahren intensiv beobachten – gerade falls ihr Partner unerwarteterweise verschwinden sollte.

Fia Meissner

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 29.08.:

    Die FR erwähnt den "Björnout"-Startcartoon vom 28.08.

  • 27.08.: Bernd Eilert schreibt in der FAZ über den französischen Maler Marcel Bascoulard.
  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

  • 29.01.:

    Ein Nachruf auf Anna Poth von Christian Y. Schmidt im ND.

  • 13.04.:

    HR2 Kultur über eine TITANIC-Lesung mit Katinka Buddenkotte im Club Voltaire.

Titanic unterwegs
10.09.2024 Frankfurt am Main, Club Voltaire »TITANIC-Peak-Preview« mit Stargast Miriam Wurster
13.09.2024 Stade, Schwedenspeicher Ella Carina Werner
14.09.2024 Frankfurt, Museum für Komische Kunst Bernd Pfarr: »Knochenzart«
16.09.2024 Wiedensahl, Wilhelm-Busch-Geburtshaus Hilke Raddatz mit Tillmann Prüfer