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TITANIC History: Was vereinbarten Russland und der Westen 1990 wirklich?

Wladimir Putin, Gerhard Schröder und andere Russen behaupten immer wieder: Der Westen hat 1990 versprochen, die Nato nicht zu erweitern und Russland vor McDonald’s, den Scorpions und anderen westlichen Plagen zu schützen. Doch stimmt das überhaupt? Und was wollten Kohl und Gorbatschow wirklich? – Jetzt gibt es neue historische Erkenntnisse:  

Wie war das 1990 mit der Nato und der Erweiterung? Was steht dazu in den Akten?
Die wichtigsten Verabredungen wurden damals leider nicht in Akten, sondern unter anderem auf Bierdeckeln und Bärenfellen festgehalten. Und Kanzler Helmut Kohl machte sich auf einem Pfälzer Saumagen Notizen, am liebsten mit einem Edding. So hielt er zum Beispiel fest, dass Magdeburg-Vorpommern, der Südpol und Legoland "auf keinen Fall" in die Nato aufgenommen werden dürfen, jedenfalls nicht montags bis freitags zwischen 8 und 17 Uhr und nicht bis 1992. Beabsichtigt war, diesen Saumagen später im Bonner Haus der Geschichte auszustellen, zwischen Gerhard Schröders vierter Ehefrau und Angela Merkels Mundwinkel. Doch daraus wurde nichts, weil Kohl den Saumagen bereits fünf Minuten später verschlang ("Leckerschmatzschmatz").  

Es gibt also kein offizielles Dokument?
Nein, Kohl hat das zwar später wiederholt, allerdings in einer Sprache, die kein Mensch verstand: Pfälzisch.  

Was war Kohl 1990 besonders wichtig?
Deutsche Kanzler sollten lebenslang freien Eintritt in russischen Banjas bekommen. Im Gegenzug sollten russische Präsidenten kostenfrei einmal in ihrem Leben einen Weltkrieg beginnen dürfen – jedoch ausdrücklich nur "nach schriftlicher Genehmigung im Bürgerbüro Ludwigshafen-Oggersheim", wie Kohl in einem geheimen Gespräch mit sich selbst verabredete.  

Was forderte der kürzlich verstorbene Michail Gorbatschow?
Ihm war eine Sache besonders wichtig: Er wollte nie wieder in die Situation kommen, deutsche Politiker küssen zu müssen. Der Bruderkuss mit Erich Honecker hatte ihn dermaßen verstört, dass er für die Zukunft eine "No Kiss"-Garantie von Deutschland verlangte. "Honecker küsste gerne mit Zunge, er schmeckte nach Muckefuck, alten Trabi-Reifen und saarländischem Dialekt – es war furchtbar", verriet Gorbatschow Jahre später.  

Was wollten die Russen sonst noch?
Sie stellten knallharte Forderungen an den Westen. So notierte ein hochrangiger Diplomat: "Wehe, wenn Modern Talking, die Scorpions und Rammstein noch einmal in Russland auftreten! Dann: sofort Atomschlag! Kapiert?!" Auf einem Post-it in einer Matrjoschka fand man kürzlich außerdem diese Notiz: "Deutsche und russische Regierungschefs verpflichten sich, bis 2030 mindestens einmal im Jahr mit nacktem Oberkörper auf einem Tier zu reiten." Doch abgesehen von Putin hat sich an diese Verabredung niemand gehalten. Kohl hatte es anfangs zwar versucht, scheiterte jedoch immer am Veto der Tiere ("Nein, er ist zu nackt!"). Immerhin: Olaf Scholz plant, demnächst auf einem Rindvieh (Robert Habeck) von Hamburg nach Brunsbüttel zu reiten.  

Was hat Wladimir Putin damals eigentlich gemacht?
Bis 1990 war Putin noch in Dresden und hat dort für den sowjetischen Geheimdienst TKKG gearbeitet. Laut neuesten Erkenntnissen hat er sich schon da für Annexionen und ungewöhnliche Tische interessiert, wenn auch nur privat. So annektierte er im Januar 1990 bei einem Ausflug ins Erzgebirge einen Wühltisch, einen Tapeziertisch und einen Badezimmerwaschtisch. Allerdings ohne großen Erfolg, der Wühltisch war leer und der Tapeziertisch wackelte. Laut Putin war die Nato daran schuld. Einige Historiker sind überzeugt, dass die Weltgeschichte anders verlaufen wäre, wenn der Tisch nicht gewackelt hätte.  

Hat der Westen damals Fehler gemacht?
Oh ja! Tausende! Er hat er viele Menschen enttäuscht. Zum Beispiel alle, die dachten, dass die DDR nicht an die BRD geht, sondern vielleicht an eher Holland, Österreich oder Russland. Dass das nicht geklappt hat, frustriert nach wie vor viele.  

1990 war oft von "deutscher Wiedervereinigung" die Rede. Gab es die denn überhaupt?
Nein! Die hat Helmut Kohl bloß erfunden, um damit fremde Frauen in der Sauna beeindrucken zu können. So jedenfalls schreibt es jetzt der damalige französische Außenminister Louis de Funès in seinen Erinnerungen ("Ceci n’est pas une Wiedervereinigung").  

Welche Rolle hat 1990 Michael Kretschmer gespielt, heute Ministerpräsident von Sachsen?
Er hatte große Pläne, wollte sich einen Bart wachsen lassen und die Welt verbessern, raus aus Sachsen und etwas Neues kennenlernen (Niedersachsen, Sachsen-Holstein, Sachsen-Württemberg). Doch dann kam alles anders, er driftete ab und landete durch die Verkettung unglücklicher Umstände schließlich bei der Jungen Union. Ein verkorkstes Leben. Immerhin: Das mit dem Bart hat nun geklappt. Aber schön ist es nicht.  

Lissek  

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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Eine dicke Nuss, »ZDF heute«,

hast Du uns da zu rechnen gegeben: »Die Summe aus sinkenden Ticketverkäufen und gestiegenen Kosten« führe dazu, dass Festivals heutzutage meist ein »Minusgeschäft« seien.

Also wenn man die Ticketverkäufe und die gestiegenen Kosten addiert, wie man es ja in der Erstsemester-BWL-Vorlesung gelernt hat, und davon ausgeht, dass die Ticketverkäufe trotz Flaute größer als Null bleiben und auch die Kosten eine positive Zahl bilden, die Summe entsprechend ebenfalls positiv bleibt (und kein »Minusgeschäft« ergeben kann), dann müsste das Ergebnis doch sein … hmm … ja, genau: dass Du wirklich keine Ahnung von Mathe hast.

Aber mach Dir nichts draus, dafür hast Du ja Deine Zählsorger/innen von Titanic

 Dass Du das »Du«, Steffen Freund,

so bescheuert verwendest, werden wir von Deiner Zeit als Fußball-Co-Kommentator bei RTL in unangenehmer Erinnerung behalten.

»Das muss anders gespielt werden! Du musst den Spieler in die Zone bringen.« – »Das zeichnet eine gute Mannschaft eben aus – dann lässt du dich besser fallen.« – »Gegen den Ball ist da kein Abnehmer, und das spürst du natürlich auch.« – »… und dann bist du in einer Situation, wo es gelb bis rot wird.« – »Dann hast du noch drei zentrale Mittelfeldspieler, das reicht dann mal nicht.« – »Du brauchst jetzt zwei Spieler, die noch frisch sind.« – »Es ist ein K.-o.-Spiel! Du hast nur noch 20 Minuten!« – »Einfach mal durchstecken! Jetzt kannst du eins gegen eins gehen!«

Eben nicht. Weil wenn’s ganz unerträglich wird, kannst Du natürlich den Ton abschalten.

Brauchst Du aber nicht mehr. Jetzt ist es ja vorbei. Und Du liest wieder Titanic

 It’s us, hi, Kulturwissenschaftler Jörn Glasenapp!

Dass Sie als Verfasser einer Taylor-Swift-Monographie Ihren Gegenstand öffentlich verteidigen, etwa im Deutschlandfunk Nova oder bei Zeit Campus: geschenkt. Allein, die Argumente, derer Sie sich dafür bedienen, scheinen uns sanft fragwürdig: Kritik an Swift sei eine Sache »alter weißer Männer«, im Feuilleton herrsche immer noch König Adorno, weshalb dort Pop und »Kulturindustrie« unentwegt verdammt würden, und überhaupt sei die zelebrierte Verachtung des Massengeschmacks eine ausgesprochen wohlfeile Methode, Distinktion zu erzeugen, usw.

Je nun, Glasenapp: Wir sind in der privilegierten Position, dass es uns erst mal egal sein kann, ob Taylor Swift nun gute Kunst macht oder schlechte. Wir sind da pragmatisch: Manchmal macht das Lästern Spaß, manchmal der Applaus, je nachdem, wer sich gerade darüber ärgert. An Ihnen fällt uns bloß auf, dass Sie selbst so ein peinlicher Distinktionswicht sind! Denn wenn unter alten weißen Männern Swiftkritik tatsächlich Konsens und Massensport ist, dann sind Sie (*1970) wieder nur der eine nervige Quertreiber, der sich abheben will und dazwischenquäkt: Also ich find’s eigentlich ganz gut!

Finden das eigentlich auch ganz gut: Ihre Affirmations-Aficionados von Titanic

 Genau so war es, lieber »Tagesspiegel«!

»Die Trauer um die Mauertoten erinnert uns daran, was es bedeutet, Hoffnung, Mut und letztlich das eigene Leben für ein Leben in Freiheit zu opfern«, mahnst Du am Jahrestag des Mauerbaus. Ja, wer kennt sie nicht, die ganzen Menschen, die die Hoffnung auf ein besseres Leben und den Mut, ihr Leben zu riskieren, längst aufgegeben haben, um dann an der Mauer zu sterben, wiederaufzuerstehen und ein gutes Leben im freien Westen zu führen? Mögen sie und Deine Formulierungsgabe in Frieden ruhen, Tagesspiegel!

Herzliches Beileid schickt Titanic

 Pfui, Manuel Neuer!

Was lesen wir da auf der Titelseite der Bunten? »Manuel Neuer: Liebes-Urlaub mit Baby auf Mallorca« … Wollen Sie jetzt beziehungstechnisch Lothar Matthäus übertrumpfen?

Anzeige ist raus. Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Schierlingsbücher

Kaum jemand erinnert sich an das allererste selbstgelesene Buch. War es »Wo die wilden Kerle wohnen« oder doch Grimms Märchen? Schade, denke ich mir. Es könnte eine Wegmarke in die wunderbare Welt der Bibliophilie sein. In meiner Erinnerung wabert stattdessen leider nur ein unförmiger Brei aus Pixibüchern. Diesen Fehler möchte ich am Ende meines Leselebens nicht noch einmal machen. Und habe mir das Buch »Essbare Wildpflanzen« bestellt.

Teresa Habild

 Meine Mitbewohnerin

legt Dinge, die nicht mehr so ganz intakt sind, in Essig ein. Dabei ist es egal, ob es sich um verkalkte, schmutzige oder verschimmelte Dinge handelt. Ich würde bei ihr den Verbrauch von Salzsäure in den kommenden Jahren intensiv beobachten – gerade falls ihr Partner unerwarteterweise verschwinden sollte.

Fia Meissner

 Ach, übrigens,

der Typ, mit dem ich in jedem Gespräch alle drei Minuten für mindestens fünf Minuten zu einem Nebenthema abschweife: Ich glaube, wir sind jetzt exkursiv miteinander.

Loreen Bauer

 Zero Punkte für den Underdog

Nach meinem Urlaub in Holstein möchte ich an dieser Stelle eine Lanze für die oft zu Unrecht belächelte Ostsee brechen. Jene, so heißt es, sei eigentlich gar kein richtiges Meer und habe ihre unwürdige Existenz bloß einer brackigen XXL-Schmelzwasserpfütze zu verdanken. Wellen und Brandung seien lächerlich, die Strände mickrig und das Leben unter Wasser mit der Artenvielfalt in einem Löschtümpel vergleichbar. Außerdem habe ein Gewässer, in das man vierhundert Meter hineinschwimmen und danach selbst als Siebenjähriger noch bequem stehen könne, das Prädikat »maritim« schlicht nicht verdient. Vorurteile, die ich nur zu gerne mit fantastischen Bildern und spektakulären Videos widerlegen würde. Doch daraus wird dieses Mal nichts. Leider habe ich meine kompletten Küsten-Campingferien aus Versehen im »Freibad am Kleinen Dieksee« verbracht und den Unterschied erst zu spät bemerkt!

Patric Hemgesberg

 Abwesenheit

Vielen Dank für Ihre E-Mail. Ich bin vom 02.–05.09. abweisend. Ab 06.09. bin ich dann wieder freundlich.

Norbert Behr

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 29.08.:

    Die FR erwähnt den "Björnout"-Startcartoon vom 28.08.

  • 27.08.: Bernd Eilert schreibt in der FAZ über den französischen Maler Marcel Bascoulard.
  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

  • 29.01.:

    Ein Nachruf auf Anna Poth von Christian Y. Schmidt im ND.

  • 13.04.:

    HR2 Kultur über eine TITANIC-Lesung mit Katinka Buddenkotte im Club Voltaire.

Titanic unterwegs
10.09.2024 Frankfurt am Main, Club Voltaire »TITANIC-Peak-Preview« mit Stargast Miriam Wurster
13.09.2024 Stade, Schwedenspeicher Ella Carina Werner
14.09.2024 Frankfurt, Museum für Komische Kunst Bernd Pfarr: »Knochenzart«
16.09.2024 Wiedensahl, Wilhelm-Busch-Geburtshaus Hilke Raddatz mit Tillmann Prüfer