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Suche nach dem Kandidaten

Allmählich fragten wir uns, was in unserem weit entfernten Wahlkreis los sein mochte. Die Nachrichten, die wir von dort empfingen, waren Zeugnisse schwerster mentaler Zerrüttung. Etwas mußte geschehen sein, wovon wir keine Vorstellung hatten. Ein Kundschafter wurde ausgeschickt, verschwand jedoch spurlos. Ihm folgte ein zweiter, dann ein dritter ‒ auch von ihnen wurde nie wieder etwas gehört. So konnte es nicht weitergehen. Ich meldete mich freiwillig, um nach dem rechten zu sehen. Noch am selben Tag wurde ich zu meinem Einsatzort geflogen.
Die sehr kleine Stadt bestand eigentlich nur aus vier oder fünf malerischen Häuserblocks mit engen, totenstillen Straßen. An der in meinen Unterlagen verzeichneten Adresse fand ich den Namen unseres Kandidaten auf einem der Klingelschilder. Die Haustür war nicht geschlossen, also trat ich ein und stieg in dem uralten, dunklen Treppenhaus zur zweiten Etage empor, wo der Name des Kandidaten auch an der gleichfalls offenen Wohnungstür stand. Ich ging hinein und sah in alle Zimmer. Sie waren leer, nur in einem hing nasse Wäsche, die offenbar nie trocknete. Das handschriftlich auf einem Schild notierte Aufhängedatum lag über ein Jahr zurück.


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Die Geisterbiege* (2.Teil)

Im Vordergrund stand daher das brauchbare Resultat. Man mußte es auspobieren, jeder sollte es einmal versuchen. Mit Hilfe des Irrtums! Der Pfarrer legte den Topfboden mit einer Schicht Zeitungen aus, ließ aber in der Mitte etwas Platz für die Milch. „Bald schwimmen wir in Speiseresten“, prognostizierte er unter stetigem Rühren. Lupe und Millibar versuchten währenddessen auch etwas, doch das Ergebnis mußte sofort vergraben werden. „Nun sollte es einmal geschwind gehen“, sprach der Pfarrer. Angestrebt war die Festigkeit. So entstand die knochenharte Milch. War dies aber ein Gottesgeschenk? „Es hat eine zerstörende Wirkung!“ riefen Lupe und Millibar. Auf die „Geisterbiege“ hatte die Milch sogar eine verwüstende Wirkung.
„Schluß mit dem Essen, weiter mit der Geisterbiege!“ verlangten daraufhin Lupe und Millibar. Niemandem konnte es schaden, eine Zeitlang ohne Nahrung zu leben, wenn nur Sommer war. So folgte eine Sommernacht in der „Geisterbiege“. Leider ist kein Photo davon erhalten. Die Benutzung von Blitzlicht verbot sich, denn der Boden mit trockenem Gras oder Moos war zu leicht entzündbar. Es hätte schon Sandboden oder eine steinige Unterlage sein müssen. Der Pfarrer war enttäuscht, denn er hätte sich so schön mit dem Feuer unterhalten können, wie er vorbrachte. Doch wollte man auch andere Dinge im Freien unternehmen, als ewig Photos machen. „Hauptsache, die ‚Geisterbiege’ ist wieder in der Kultur“, fanden alle. Man wickelte den Pfarrer in Decken, nun war es die Hilfsbereitschaft bei nie aufhörender Geschäftigkeit. Gleichwohl wußten Lupe und Millibar nur zu allzu gut, wie dicht neben dem fröhlichen Spiel die besinnliche Stunde am Abend stand. Beim Erwachen des Drangs half der verlorene Blick.

*Der richtige Titel lautet: „Das Herumreiten auf dem Schmutz und das letztendliche Obsiegen desselben“.

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Die Geisterbiege (1.Teil)

Da war die „Geisterbiege“ also wieder in der Kultur! Der große Tag war endlich da. Er zerfiel in fünf Haufen, und fünf Haufen waren, was Lupe und Millibar gleichzeitig von der Sparkasse erhielten. Lupe und Millibar nannten ihren Laden „Die Geisterbiege“, denn so hatten sie es beschlossen. Bei sternklarem Himmel schauten sie in die Landschaft und schmiedeten Pläne. Währenddessen heulte der Pfarrer um die Häuser, gerecht oder nicht. Und ob es nun paßte oder nicht, der Pfarrer sprach: „Falsches Wasser braucht falsche Erde!“ Die Kleidung des Pfarrers: Kniehose, Holzbrettchen, Kleid oder Rock für Mädchen, derbe Schuhe, Beutelhemd, Badehose, Abdeckplane, derber Schlafanzug, derbe Metall-Strümpfe, mindestens drei Paar Trainings-Kopfbedeckungen. Beim Einfetten der Kleidung war es die Bescheidenheit, die zu dem Ausruf veranlaßte: „Wir nähern uns der richtigen Verwendung!“ Und außer der Bescheidenheit waren es das Ergreifende, die ewige Treue, die Armbewegung und die Liebe zur Stadt, die von Lupe und Millibar deutlich hervorgehoben wurden. Gleichzeitig erkannte die Wissenschaft: „Neben Wohnen und Schlafen spielt Essen in unserem Leben eine nicht ganz unwesentliche Rolle“. Was aber sollte man essen? Das einzig Eßbare im Leben war die Milch. Je nach Landschaft oder Jahreszeit sah sie verschieden aus. Sie verhalf zu frischer Kost, doch mußte sie schnell zubereitet werden.

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Hier erstmals in stark verbesserter Neuausgabe:

Entstehung des Ich nebst anschließendem Erlebnis

1. Kapitel: Genesis
Am Anfang war eitel Summen, ein Ursummen, das seinerseits der fixen Idee des Nichts, doch etwas zu sein, entsprungen sein mochte. Als Voraussetzung für seine Manifestation brachte das Summen Zeit und Raum hervor; zu seiner eigenen kausalen Begründung schuf es sich ein Außenskelett, Umspannwerk genannt. Um sich selbst als Summen (Objekt) wahrnehmen zu können, bedurfte es der Einrichtung einer entsprechenden Instanz, also eines externen Bewußtseins mit Ohren. Bei dessen Betrieb entstand, sozusagen als Abfallprodukt, menschliches Denken, das sich sogleich als eigenständig und von dem Summen getrennt existierend auffaßte. Fertig war das Ich.

2. Kapitel: Wohnort des Ich
Das Ich bewohnte das Häuschen neben dem Umspannwerk.

3. Kapitel: Leben des Ich
Die Räume des Häuschens waren erfüllt von den Entzückensschreien des Ich. Wochenlang stand es als Blitzableiter auf dem Dach und bildete einen Einfallwinkel für seine Lebenskurve.

4. Kapitel: Erlebnis des Ich
Eines Tages war das Ich in der Küche, um etwas Namenloses zu kochen. Da kamen die Kinder von der Schule heim, Unruhe verbreitend. Was brachten sie mit? Unmengen Geldes? Nein, nur eine furchtbare Hausaufgabe. Einen Aufsatz mußten sie bis zum nächsten Donnerstag schreiben, und das Thema hatte es in sich: Die Goldene Hochzeit meiner Eltern, meine Morde und meine anschließende Selbsttötung. Die beste Arbeit sollte (ohne Namensnennung des Verfassers) in der Tageszeitung abgedruckt werden. Das Ich war außer sich - von Kindern wurde so etwas verlangt! Von Kindern! Es waren doch Kinder? Das Ich sah sie genauer an, und da, beim Händewaschen, stellte sich heraus: In Wirklichkeit waren es Knallgeräusche!


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Wenn der aus dem Teppich herauswachsende Mann etwas nicht leiden konnte, dann war es Staub. Sobald er dem Teppich vollends entwachsen und in der Lage war, sich frei zu bewegen, stellte er fest, daß überall in der Wohnung Staub lag. Vor lauter Staub erkannte er das Telephon nicht wieder. Wie gesagt, konnte der Mann Staub überhaupt nicht leiden. Er faßte es einfach nicht, daß in Amerika sogar Radios daraus hergestellt wurden. Mit diesen Empfindungen füllte er den stillen Innenraum. Draußen aber stürmte es. Nicht nur der Staub wurde fortgeweht, sondern ebenfalls die schwarze Materie, die bei Nacht Dunkelheit verbreitet. Deshalb hätte man schwören können, es sei Nachmittag und nicht Nacht. Der staubhassende Mann sah zum Fenster hinaus. Im Nachbargarten fielen ihm runde, ballgroße Lampen auf, die schwach leuchteten. Ihn wunderte, daß sie sich hin und her bewegten, bis er begriff: „Es sind die Köpfe der Nachbarskinder! Wie gespenstisch!“


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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Etwas unklar, mallorquinische Demonstrant/innen,

war uns, warum wir Euch bei den Demos gegen den Massentourismus immer wieder palästinensische Flaggen schwenken sehen. Wir haben lange darüber nachgedacht, welchen logischen Zusammenhang es zwischen dem Nahostkonflikt und Eurem Anliegen geben könnte, bis es uns einfiel: Na klar, Ihr macht Euch sicherlich stark für eine Zwei-Staaten-Lösung, bei der der S’Arenal-Streifen und das West-Malleland abgeteilt werden und der Rest der Insel Euch gehört.

Drücken die diplomatischen Daumen: Eure Friedenstauben von Titanic

 Mmmmmh, Iglo-Freibad-Pommes!

Ihr seid ein neues Tiefkühlprodukt, das in diesem Sommer vom grassierenden Retro- und Nostalgietrend profitieren möchte. Daher seid Ihr derzeit auf den großen Plakatwänden im Stadtbild vertreten, und zwar garniert mit dem knusprigen Claim: »Das schmeckt nach hitzefrei«.

Aber schmeckt Ihr, wenn wir uns recht erinnern, nicht ebenfalls nach einem kräftigen Hauch von Chlor, nach einem tüchtigen Spritzer Sonnenmilch und vor allem: nach den Gehwegplatten aus Beton und der vertrockneten Liegewiese, auf welchen Ihr regelmäßig zu Matsch getreten werdet?

In jedem Fall bleibt es Euch weiterhin verboten, vom Beckenrand zu springen, schimpft Eure Bademeisterin  Titanic

 Gut möglich, lieber spiegel.de,

dass es an der drückenden Hitze liegt. Doch wenn wir in Deinem Ratgeber-Artikel »So schützen Sie Ihr Gehirn bei hohen Temperaturen« lesen, wie wir uns im Sommer »gehirngerecht« verhalten können, dann rauchen uns die Köpfe. Haben wir uns unseren Hirnen gegenüber schon häufiger unangemessen aufgeführt? Hätten die grauen Zellen nicht auch von selbst an unser Fehlverhalten denken können? Und vor allem: Ist es jetzt nicht am wichtigsten, unsere Gehirne vor weiterem Spiegel-Konsum zu schützen?

Schließt eiskalt den Browser: Titanic

 Liebes Werbeplakat in Freiburg!

»Nicht zu wählen, weil man nicht weiß, was, ist, wie keinen Film zu schauen, weil man sich nicht entscheiden kann«, trötest Du am Bahnhof allen noch so unwilligen Nichtwähler/innen entgegen. Jetzt stellt sich natürlich die alles entscheidende Frage: Ist ein versauter Filmabend, bei dem man am Ende aus Langeweile vielleicht sogar Monopoly spielen muss, genauso schlimm wie die Machtübernahme einer neofaschistischen Diktatur?

Fragt Popcorn mampfend Titanic

 Huhu, »Tagespost«, Würzburg!

Du bist die einzige überregionale katholische Wochenzeitung in Deutschland und freust Dich in einem Kommentar, dass die Deutsche Bischofskonferenz die spektakuläre Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Paris verurteilt, weil auch sie in dem dort veranstalteten Bacchanal eine Abendmahlparodie gesehen haben will. Du hältst es jedoch für überflüssig, dass die Bischöfe dabei meinen, »zur Rechtfertigung ihrer Kritik auf die religiösen Gefühle anderer Religionen Bezug nehmen zu müssen. Warum nicht einfach die blasphemische Verhöhnung Christi und jenes Abends, in der das Sakrament der Eucharistie eingesetzt wurde, in aller Deutlichkeit und Direktheit verurteilen?« Exakt!

In welcher Form soll dies geschehen, was schlägst Du vor? »Gefragt wäre freilich keine künstliche Empörung, kein moralisches Aufplustern, sondern der authentische Ausdruck der Überzeugung, dass Gott seiner nicht spotten lässt, und die wohl schlimmste Sünde, die ein Mensch begehen kann, die Gotteslästerung ist.«

Waaas, Tagespost? Gotteslästerung schlimmer als Hostiendiebstahl, Kreditkartenbetrug und Völkermord? Und sogar schlimmer als Unzucht, Abtreibung und Selbstbefleckung?

Wenn Du das so siehst, dann kündigt wutschnaubend das Abo: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Treehuggers

Bei aller Liebe zum Veganismus: Plant Parenthood geht mir zu weit.

Sebastian Maschuw

 Aus einer Todesanzeige

»Wer sie kannte, weiß was wir verloren haben.« Die Kommasetzung bei Relativsätzen.

Frank Jakubzik

 Europa aphrodisiakt zurück

Wenn es hierzulande etwas im Überfluss gibt, dann verkalkte Senioren und hölzerne Greise. Warum also nicht etwas Sinnvolles mit ihnen anfangen, sie zu Pulver zerreiben und in China an Tiger gegen Schlaffheit der Genitalien verkaufen?

Theobald Fuchs

 Unwirtliche Orte …

… sind die ohne Kneipe.

Günter Flott

 Schierlingsbücher

Kaum jemand erinnert sich an das allererste selbstgelesene Buch. War es »Wo die wilden Kerle wohnen« oder doch Grimms Märchen? Schade, denke ich mir. Es könnte eine Wegmarke in die wunderbare Welt der Bibliophilie sein. In meiner Erinnerung wabert stattdessen leider nur ein unförmiger Brei aus Pixibüchern. Diesen Fehler möchte ich am Ende meines Leselebens nicht noch einmal machen. Und habe mir das Buch »Essbare Wildpflanzen« bestellt.

Teresa Habild

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 18.09.: TITANIC-Zeichnerin Hilke Raddatz ("Briefe an die Leser") ist mit dem Wilhelm-Busch-Preis geehrt worden. Die SZLZ und der NDR berichten.
Titanic unterwegs
19.09.2024 Berlin, Kulturstall auf dem Gutshof Britz Katharina Greve
19.09.2024 Hamburg, Centralkomitee Hauck & Bauer
24.09.2024 Oldenburg, Jasper-Haus Bernd Eilert
24.09.2024 Stade, Stadeum Hauck & Bauer und Thomas Gsella