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Die Geisterbiege* (2.Teil)

Im Vordergrund stand daher das brauchbare Resultat. Man mußte es auspobieren, jeder sollte es einmal versuchen. Mit Hilfe des Irrtums! Der Pfarrer legte den Topfboden mit einer Schicht Zeitungen aus, ließ aber in der Mitte etwas Platz für die Milch. „Bald schwimmen wir in Speiseresten“, prognostizierte er unter stetigem Rühren. Lupe und Millibar versuchten währenddessen auch etwas, doch das Ergebnis mußte sofort vergraben werden. „Nun sollte es einmal geschwind gehen“, sprach der Pfarrer. Angestrebt war die Festigkeit. So entstand die knochenharte Milch. War dies aber ein Gottesgeschenk? „Es hat eine zerstörende Wirkung!“ riefen Lupe und Millibar. Auf die „Geisterbiege“ hatte die Milch sogar eine verwüstende Wirkung.
„Schluß mit dem Essen, weiter mit der Geisterbiege!“ verlangten daraufhin Lupe und Millibar. Niemandem konnte es schaden, eine Zeitlang ohne Nahrung zu leben, wenn nur Sommer war. So folgte eine Sommernacht in der „Geisterbiege“. Leider ist kein Photo davon erhalten. Die Benutzung von Blitzlicht verbot sich, denn der Boden mit trockenem Gras oder Moos war zu leicht entzündbar. Es hätte schon Sandboden oder eine steinige Unterlage sein müssen. Der Pfarrer war enttäuscht, denn er hätte sich so schön mit dem Feuer unterhalten können, wie er vorbrachte. Doch wollte man auch andere Dinge im Freien unternehmen, als ewig Photos machen. „Hauptsache, die ‚Geisterbiege’ ist wieder in der Kultur“, fanden alle. Man wickelte den Pfarrer in Decken, nun war es die Hilfsbereitschaft bei nie aufhörender Geschäftigkeit. Gleichwohl wußten Lupe und Millibar nur zu allzu gut, wie dicht neben dem fröhlichen Spiel die besinnliche Stunde am Abend stand. Beim Erwachen des Drangs half der verlorene Blick.

*Der richtige Titel lautet: „Das Herumreiten auf dem Schmutz und das letztendliche Obsiegen desselben“.

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Die Geisterbiege (1.Teil)

Da war die „Geisterbiege“ also wieder in der Kultur! Der große Tag war endlich da. Er zerfiel in fünf Haufen, und fünf Haufen waren, was Lupe und Millibar gleichzeitig von der Sparkasse erhielten. Lupe und Millibar nannten ihren Laden „Die Geisterbiege“, denn so hatten sie es beschlossen. Bei sternklarem Himmel schauten sie in die Landschaft und schmiedeten Pläne. Währenddessen heulte der Pfarrer um die Häuser, gerecht oder nicht. Und ob es nun paßte oder nicht, der Pfarrer sprach: „Falsches Wasser braucht falsche Erde!“ Die Kleidung des Pfarrers: Kniehose, Holzbrettchen, Kleid oder Rock für Mädchen, derbe Schuhe, Beutelhemd, Badehose, Abdeckplane, derber Schlafanzug, derbe Metall-Strümpfe, mindestens drei Paar Trainings-Kopfbedeckungen. Beim Einfetten der Kleidung war es die Bescheidenheit, die zu dem Ausruf veranlaßte: „Wir nähern uns der richtigen Verwendung!“ Und außer der Bescheidenheit waren es das Ergreifende, die ewige Treue, die Armbewegung und die Liebe zur Stadt, die von Lupe und Millibar deutlich hervorgehoben wurden. Gleichzeitig erkannte die Wissenschaft: „Neben Wohnen und Schlafen spielt Essen in unserem Leben eine nicht ganz unwesentliche Rolle“. Was aber sollte man essen? Das einzig Eßbare im Leben war die Milch. Je nach Landschaft oder Jahreszeit sah sie verschieden aus. Sie verhalf zu frischer Kost, doch mußte sie schnell zubereitet werden.

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Hier erstmals in stark verbesserter Neuausgabe:

Entstehung des Ich nebst anschließendem Erlebnis

1. Kapitel: Genesis
Am Anfang war eitel Summen, ein Ursummen, das seinerseits der fixen Idee des Nichts, doch etwas zu sein, entsprungen sein mochte. Als Voraussetzung für seine Manifestation brachte das Summen Zeit und Raum hervor; zu seiner eigenen kausalen Begründung schuf es sich ein Außenskelett, Umspannwerk genannt. Um sich selbst als Summen (Objekt) wahrnehmen zu können, bedurfte es der Einrichtung einer entsprechenden Instanz, also eines externen Bewußtseins mit Ohren. Bei dessen Betrieb entstand, sozusagen als Abfallprodukt, menschliches Denken, das sich sogleich als eigenständig und von dem Summen getrennt existierend auffaßte. Fertig war das Ich.

2. Kapitel: Wohnort des Ich
Das Ich bewohnte das Häuschen neben dem Umspannwerk.

3. Kapitel: Leben des Ich
Die Räume des Häuschens waren erfüllt von den Entzückensschreien des Ich. Wochenlang stand es als Blitzableiter auf dem Dach und bildete einen Einfallwinkel für seine Lebenskurve.

4. Kapitel: Erlebnis des Ich
Eines Tages war das Ich in der Küche, um etwas Namenloses zu kochen. Da kamen die Kinder von der Schule heim, Unruhe verbreitend. Was brachten sie mit? Unmengen Geldes? Nein, nur eine furchtbare Hausaufgabe. Einen Aufsatz mußten sie bis zum nächsten Donnerstag schreiben, und das Thema hatte es in sich: Die Goldene Hochzeit meiner Eltern, meine Morde und meine anschließende Selbsttötung. Die beste Arbeit sollte (ohne Namensnennung des Verfassers) in der Tageszeitung abgedruckt werden. Das Ich war außer sich - von Kindern wurde so etwas verlangt! Von Kindern! Es waren doch Kinder? Das Ich sah sie genauer an, und da, beim Händewaschen, stellte sich heraus: In Wirklichkeit waren es Knallgeräusche!


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Wenn der aus dem Teppich herauswachsende Mann etwas nicht leiden konnte, dann war es Staub. Sobald er dem Teppich vollends entwachsen und in der Lage war, sich frei zu bewegen, stellte er fest, daß überall in der Wohnung Staub lag. Vor lauter Staub erkannte er das Telephon nicht wieder. Wie gesagt, konnte der Mann Staub überhaupt nicht leiden. Er faßte es einfach nicht, daß in Amerika sogar Radios daraus hergestellt wurden. Mit diesen Empfindungen füllte er den stillen Innenraum. Draußen aber stürmte es. Nicht nur der Staub wurde fortgeweht, sondern ebenfalls die schwarze Materie, die bei Nacht Dunkelheit verbreitet. Deshalb hätte man schwören können, es sei Nachmittag und nicht Nacht. Der staubhassende Mann sah zum Fenster hinaus. Im Nachbargarten fielen ihm runde, ballgroße Lampen auf, die schwach leuchteten. Ihn wunderte, daß sie sich hin und her bewegten, bis er begriff: „Es sind die Köpfe der Nachbarskinder! Wie gespenstisch!“


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Der Strom der Ereignisse

Der Strom der Ereignisse spülte eine geladene Pistole in meine rechte Hand. Ich betätigte probehalber den Abzug, doch nichts geschah. Ich versuchte es noch einmal, und wieder löste sich kein Schuß. Da mir klar war, daß die beiden festsitzenden Schüsse jederzeit unkontrolliert den Lauf der Pistole verlassen konnten, legte ich die Waffe mit der Mündung zur Wand in eine Ecke. Dort lag sie fortan ganz still, und bald hatte ich sie vergessen.
Wochen später wurde ich vom Strom der Ereignisse in einen verlassenen Teil der Innenstadt gespült. Im Schaufenster eines der vielen leerstehenden Geschäfte entdeckte ich die Pistole, die ich daheim in einer Ecke liegend wähnte. Nicht nur erkannte ich sie zweifelsfrei, sondern sah ihr auch an, daß in ihrem Lauf noch immer die zwei von mir ausgelösten Schüsse steckten. Jederzeit konnten sie krachend herausfahren, die Schaufensterscheibe durchschlagen und jemanden treffen. Ich fragte mich, wie um alles in der Welt die Pistole in diese Auslage gelangt sein konnte. Weil ich mich für sie verantwortlich fühlte, konnte ich die Gefahr, welche sie für die Öffentlichkeit darstellte, nicht ignorieren und einfach weitergehen.
Die Eingangstür das Ladens war geöffnet, aber im Verkaufsraum hielt sich niemand auf. Am liebsten hätte ich die Waffe schnell aus dem Fenster geholt, um sie wieder an einen sicheren Ort zu bringen. Den Gedanken an den Transport eines so gefährlichen Gegenstands fand ich jedoch beängstigend, zudem fürchtete ich, bei dem „Diebstahl“ von jemandem überrascht zu werden. Und tatsächlich kam in diesem Moment ein älterer Mann aus dem Hinterzimmer. Er trug einen Reisekoffer und begann, den Fußboden damit zu fegen. Ich wurde von meinem Gewissen in den Laden gestoßen. Erstaunt blickte der Mann von seiner Arbeit auf. Ich grüßte ihn kurz, dann erkundigte ich mich nach der Pistole im Schaufenster. „Tut mir leid, die ist unverkäuflich“, sagte der Mann. „Sie war schon immer hier. Aber wenn Sie wollen, können Sie hier im Laden wohnen. Mit der Pistole.“
„In diesem Laden wohnen?“ erwiderte ich überrascht. „Das könnte ich mir, von allem anderen einmal abgesehen, überhaupt nicht leisten.“
„Ich würde weiterhin die Miete bezahlen. Wenn Sie hier wären und aufpaßten, könnte ich mich auf die Suche nach meiner verschollenen Zwillingsschwester konzentrieren, ohne den Laden schließen zu müssen.“
„Wie lange kann es denn dauern, bis Sie Ihre Schwester gefunden haben?“
„Vielleicht Jahre, vielleicht Jahrzehnte.“
Unter diesen Umständen sah ich keinen Grund, das Angebot abzulehnen. Ich holte die Pistole aus dem Schaufenster und legte sie mit der Mündung zur Wand in eine Ecke des Hinterzimmers. Dann kündigte ich meine Wohnung und übersiedelte in das Ladenlokal. Nachdem der Inhaber zu seiner Suche aufgebrochen war, legte ich mich, um möglichst sicher vor Ereignissen zu sein, mit dem Mund zur Wand neben die Pistole.

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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Etwas unklar, mallorquinische Demonstrant/innen,

war uns, warum wir Euch bei den Demos gegen den Massentourismus immer wieder palästinensische Flaggen schwenken sehen. Wir haben lange darüber nachgedacht, welchen logischen Zusammenhang es zwischen dem Nahostkonflikt und Eurem Anliegen geben könnte, bis es uns einfiel: Na klar, Ihr macht Euch sicherlich stark für eine Zwei-Staaten-Lösung, bei der der S’Arenal-Streifen und das West-Malleland abgeteilt werden und der Rest der Insel Euch gehört.

Drücken die diplomatischen Daumen: Eure Friedenstauben von Titanic

 Dass Du das »Du«, Steffen Freund,

so bescheuert verwendest, werden wir von Deiner Zeit als Fußball-Co-Kommentator bei RTL in unangenehmer Erinnerung behalten.

»Das muss anders gespielt werden! Du musst den Spieler in die Zone bringen.« – »Das zeichnet eine gute Mannschaft eben aus – dann lässt du dich besser fallen.« – »Gegen den Ball ist da kein Abnehmer, und das spürst du natürlich auch.« – »… und dann bist du in einer Situation, wo es gelb bis rot wird.« – »Dann hast du noch drei zentrale Mittelfeldspieler, das reicht dann mal nicht.« – »Du brauchst jetzt zwei Spieler, die noch frisch sind.« – »Es ist ein K.-o.-Spiel! Du hast nur noch 20 Minuten!« – »Einfach mal durchstecken! Jetzt kannst du eins gegen eins gehen!«

Eben nicht. Weil wenn’s ganz unerträglich wird, kannst Du natürlich den Ton abschalten.

Brauchst Du aber nicht mehr. Jetzt ist es ja vorbei. Und Du liest wieder Titanic

 Rechtzeitig zur Urlaubsartikelsaison, »Spiegel«,

lesen wir in Deinem Urlaubsartikel »Entzauberte Idylle« die Behauptung: »In den Ferien wollen wir doch alle nur eins: Aperol Spritz und endlich mal in Ruhe lesen.«

Das können wir natürlich sehr gut verstehen. Wir wollen in den Ferien auch nur eins: 1. eine eigene Softeismaschine auf dem Balkon, 2. einen Jacuzzi im Wohnzimmer, 3. eine Strandbar auf dem Balkon, 4. einen Balkon.

Deine Urlaubsmathematiker/innen von Titanic

 It’s us, hi, Kulturwissenschaftler Jörn Glasenapp!

Dass Sie als Verfasser einer Taylor-Swift-Monographie Ihren Gegenstand öffentlich verteidigen, etwa im Deutschlandfunk Nova oder bei Zeit Campus: geschenkt. Allein, die Argumente, derer Sie sich dafür bedienen, scheinen uns sanft fragwürdig: Kritik an Swift sei eine Sache »alter weißer Männer«, im Feuilleton herrsche immer noch König Adorno, weshalb dort Pop und »Kulturindustrie« unentwegt verdammt würden, und überhaupt sei die zelebrierte Verachtung des Massengeschmacks eine ausgesprochen wohlfeile Methode, Distinktion zu erzeugen, usw.

Je nun, Glasenapp: Wir sind in der privilegierten Position, dass es uns erst mal egal sein kann, ob Taylor Swift nun gute Kunst macht oder schlechte. Wir sind da pragmatisch: Manchmal macht das Lästern Spaß, manchmal der Applaus, je nachdem, wer sich gerade darüber ärgert. An Ihnen fällt uns bloß auf, dass Sie selbst so ein peinlicher Distinktionswicht sind! Denn wenn unter alten weißen Männern Swiftkritik tatsächlich Konsens und Massensport ist, dann sind Sie (*1970) wieder nur der eine nervige Quertreiber, der sich abheben will und dazwischenquäkt: Also ich find’s eigentlich ganz gut!

Finden das eigentlich auch ganz gut: Ihre Affirmations-Aficionados von Titanic

 Eine Frage, »Welt«-Newsletter …

Du informiertest Deine Abonnent/innen mit folgenden Worten über die Situation nach dem Hoteleinsturz in Kröv: »Bisher wurden zwei Menschen tot geborgen, weitere konnten verletzt – aber lebend – gerettet werden.« Aber wie viele Menschen wurden denn bitte verletzt, aber leider tot gerettet?

Rätselt knobelnd Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 SB-Kassen

Zu den Seligen, die an Selbstbedienungskassen den Laden kaltblütig übervorteilen, gehöre ich nicht. Im Gegenteil, obwohl ich penibel alle Artikel scanne und bezahle, passiere ich die Diebstahlsicherungsanlage am Ausgang immer in der angespannten Erwartung, dass sie Alarm schlagen könnte. Neulich im Discounter kam beim Griff zu einer Eierschachtel eine neue Ungewissheit hinzu: Muss ich die Schachtel vor dem Scannen wie eine professionelle Kassierkraft öffnen, um zu kucken, ob beim Eierkauf alles mit rechten Dingen zugeht?

Andreas Maria Lugauer

 Unwirtliche Orte …

… sind die ohne Kneipe.

Günter Flott

 Hybris 101

Facebook und Instagram, die bekanntesten Ausgeburten des Konzerns Meta, speisen seit kurzem auch private Daten ihrer Nutzer in die Meta-eigene KI ein. Erst wollte ich in den Einstellungen widersprechen, aber dann dachte ich: Ein bisschen Ich täte der KI schon ganz gut.

Karl Franz

 Hä?

Demenz kennt kein Alter.

Moppel Wehnemann

 Aus einer Todesanzeige

»Wer sie kannte, weiß was wir verloren haben.« Die Kommasetzung bei Relativsätzen.

Frank Jakubzik

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 29.08.:

    Die FR erwähnt den "Björnout"-Startcartoon vom 28.08.

  • 27.08.: Bernd Eilert schreibt in der FAZ über den französischen Maler Marcel Bascoulard.
  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

  • 29.01.:

    Ein Nachruf auf Anna Poth von Christian Y. Schmidt im ND.

  • 13.04.:

    HR2 Kultur über eine TITANIC-Lesung mit Katinka Buddenkotte im Club Voltaire.

Titanic unterwegs
10.09.2024 Frankfurt am Main, Club Voltaire »TITANIC-Peak-Preview« mit Stargast Miriam Wurster
13.09.2024 Stade, Schwedenspeicher Ella Carina Werner
14.09.2024 Frankfurt, Museum für Komische Kunst Bernd Pfarr: »Knochenzart«
16.09.2024 Wiedensahl, Wilhelm-Busch-Geburtshaus Hilke Raddatz mit Tillmann Prüfer