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Aus Eugen Egners Püppchenstudio


Suche nach dem Kandidaten

Allmählich fragten wir uns, was in unserem weit entfernten Wahlkreis los sein mochte. Die Nachrichten, die wir von dort empfingen, waren Zeugnisse schwerster mentaler Zerrüttung. Etwas mußte geschehen sein, wovon wir keine Vorstellung hatten. Ein Kundschafter wurde ausgeschickt, verschwand jedoch spurlos. Ihm folgte ein zweiter, dann ein dritter ‒ auch von ihnen wurde nie wieder etwas gehört. So konnte es nicht weitergehen. Ich meldete mich freiwillig, um nach dem rechten zu sehen. Noch am selben Tag wurde ich zu meinem Einsatzort geflogen.
Die sehr kleine Stadt bestand eigentlich nur aus vier oder fünf malerischen Häuserblocks mit engen, totenstillen Straßen. An der in meinen Unterlagen verzeichneten Adresse fand ich den Namen unseres Kandidaten auf einem der Klingelschilder. Die Haustür war nicht geschlossen, also trat ich ein und stieg in dem uralten, dunklen Treppenhaus zur zweiten Etage empor, wo der Name des Kandidaten auch an der gleichfalls offenen Wohnungstür stand. Ich ging hinein und sah in alle Zimmer. Sie waren leer, nur in einem hing nasse Wäsche, die offenbar nie trocknete. Das handschriftlich auf einem Schild notierte Aufhängedatum lag über ein Jahr zurück.


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Die Geisterbiege* (2.Teil)

Im Vordergrund stand daher das brauchbare Resultat. Man mußte es auspobieren, jeder sollte es einmal versuchen. Mit Hilfe des Irrtums! Der Pfarrer legte den Topfboden mit einer Schicht Zeitungen aus, ließ aber in der Mitte etwas Platz für die Milch. „Bald schwimmen wir in Speiseresten“, prognostizierte er unter stetigem Rühren. Lupe und Millibar versuchten währenddessen auch etwas, doch das Ergebnis mußte sofort vergraben werden. „Nun sollte es einmal geschwind gehen“, sprach der Pfarrer. Angestrebt war die Festigkeit. So entstand die knochenharte Milch. War dies aber ein Gottesgeschenk? „Es hat eine zerstörende Wirkung!“ riefen Lupe und Millibar. Auf die „Geisterbiege“ hatte die Milch sogar eine verwüstende Wirkung.
„Schluß mit dem Essen, weiter mit der Geisterbiege!“ verlangten daraufhin Lupe und Millibar. Niemandem konnte es schaden, eine Zeitlang ohne Nahrung zu leben, wenn nur Sommer war. So folgte eine Sommernacht in der „Geisterbiege“. Leider ist kein Photo davon erhalten. Die Benutzung von Blitzlicht verbot sich, denn der Boden mit trockenem Gras oder Moos war zu leicht entzündbar. Es hätte schon Sandboden oder eine steinige Unterlage sein müssen. Der Pfarrer war enttäuscht, denn er hätte sich so schön mit dem Feuer unterhalten können, wie er vorbrachte. Doch wollte man auch andere Dinge im Freien unternehmen, als ewig Photos machen. „Hauptsache, die ‚Geisterbiege’ ist wieder in der Kultur“, fanden alle. Man wickelte den Pfarrer in Decken, nun war es die Hilfsbereitschaft bei nie aufhörender Geschäftigkeit. Gleichwohl wußten Lupe und Millibar nur zu allzu gut, wie dicht neben dem fröhlichen Spiel die besinnliche Stunde am Abend stand. Beim Erwachen des Drangs half der verlorene Blick.

*Der richtige Titel lautet: „Das Herumreiten auf dem Schmutz und das letztendliche Obsiegen desselben“.

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Die Geisterbiege (1.Teil)

Da war die „Geisterbiege“ also wieder in der Kultur! Der große Tag war endlich da. Er zerfiel in fünf Haufen, und fünf Haufen waren, was Lupe und Millibar gleichzeitig von der Sparkasse erhielten. Lupe und Millibar nannten ihren Laden „Die Geisterbiege“, denn so hatten sie es beschlossen. Bei sternklarem Himmel schauten sie in die Landschaft und schmiedeten Pläne. Währenddessen heulte der Pfarrer um die Häuser, gerecht oder nicht. Und ob es nun paßte oder nicht, der Pfarrer sprach: „Falsches Wasser braucht falsche Erde!“ Die Kleidung des Pfarrers: Kniehose, Holzbrettchen, Kleid oder Rock für Mädchen, derbe Schuhe, Beutelhemd, Badehose, Abdeckplane, derber Schlafanzug, derbe Metall-Strümpfe, mindestens drei Paar Trainings-Kopfbedeckungen. Beim Einfetten der Kleidung war es die Bescheidenheit, die zu dem Ausruf veranlaßte: „Wir nähern uns der richtigen Verwendung!“ Und außer der Bescheidenheit waren es das Ergreifende, die ewige Treue, die Armbewegung und die Liebe zur Stadt, die von Lupe und Millibar deutlich hervorgehoben wurden. Gleichzeitig erkannte die Wissenschaft: „Neben Wohnen und Schlafen spielt Essen in unserem Leben eine nicht ganz unwesentliche Rolle“. Was aber sollte man essen? Das einzig Eßbare im Leben war die Milch. Je nach Landschaft oder Jahreszeit sah sie verschieden aus. Sie verhalf zu frischer Kost, doch mußte sie schnell zubereitet werden.

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Hier erstmals in stark verbesserter Neuausgabe:

Entstehung des Ich nebst anschließendem Erlebnis

1. Kapitel: Genesis
Am Anfang war eitel Summen, ein Ursummen, das seinerseits der fixen Idee des Nichts, doch etwas zu sein, entsprungen sein mochte. Als Voraussetzung für seine Manifestation brachte das Summen Zeit und Raum hervor; zu seiner eigenen kausalen Begründung schuf es sich ein Außenskelett, Umspannwerk genannt. Um sich selbst als Summen (Objekt) wahrnehmen zu können, bedurfte es der Einrichtung einer entsprechenden Instanz, also eines externen Bewußtseins mit Ohren. Bei dessen Betrieb entstand, sozusagen als Abfallprodukt, menschliches Denken, das sich sogleich als eigenständig und von dem Summen getrennt existierend auffaßte. Fertig war das Ich.

2. Kapitel: Wohnort des Ich
Das Ich bewohnte das Häuschen neben dem Umspannwerk.

3. Kapitel: Leben des Ich
Die Räume des Häuschens waren erfüllt von den Entzückensschreien des Ich. Wochenlang stand es als Blitzableiter auf dem Dach und bildete einen Einfallwinkel für seine Lebenskurve.

4. Kapitel: Erlebnis des Ich
Eines Tages war das Ich in der Küche, um etwas Namenloses zu kochen. Da kamen die Kinder von der Schule heim, Unruhe verbreitend. Was brachten sie mit? Unmengen Geldes? Nein, nur eine furchtbare Hausaufgabe. Einen Aufsatz mußten sie bis zum nächsten Donnerstag schreiben, und das Thema hatte es in sich: Die Goldene Hochzeit meiner Eltern, meine Morde und meine anschließende Selbsttötung. Die beste Arbeit sollte (ohne Namensnennung des Verfassers) in der Tageszeitung abgedruckt werden. Das Ich war außer sich - von Kindern wurde so etwas verlangt! Von Kindern! Es waren doch Kinder? Das Ich sah sie genauer an, und da, beim Händewaschen, stellte sich heraus: In Wirklichkeit waren es Knallgeräusche!


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Wenn der aus dem Teppich herauswachsende Mann etwas nicht leiden konnte, dann war es Staub. Sobald er dem Teppich vollends entwachsen und in der Lage war, sich frei zu bewegen, stellte er fest, daß überall in der Wohnung Staub lag. Vor lauter Staub erkannte er das Telephon nicht wieder. Wie gesagt, konnte der Mann Staub überhaupt nicht leiden. Er faßte es einfach nicht, daß in Amerika sogar Radios daraus hergestellt wurden. Mit diesen Empfindungen füllte er den stillen Innenraum. Draußen aber stürmte es. Nicht nur der Staub wurde fortgeweht, sondern ebenfalls die schwarze Materie, die bei Nacht Dunkelheit verbreitet. Deshalb hätte man schwören können, es sei Nachmittag und nicht Nacht. Der staubhassende Mann sah zum Fenster hinaus. Im Nachbargarten fielen ihm runde, ballgroße Lampen auf, die schwach leuchteten. Ihn wunderte, daß sie sich hin und her bewegten, bis er begriff: „Es sind die Köpfe der Nachbarskinder! Wie gespenstisch!“


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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hello, tagesschau.de!

All Deinen Leser/innen, die von Tim Walz, der für die US-Demokraten als Vizekandidat in den Wahlkampf ziehen soll, bisher noch nicht allzu viel gehört hatten, wusstest Du doch immerhin zu berichten, er sei ein ehemaliger »Lehrer und gilt als einer, der die einfache Sprache der Menschen spricht«. Und nichts für ungut, tagesschau.de, aber dass ein Kandidat im US-Wahlkampf, ein einstiger Lehrer zudem, Englisch spricht, das haben selbst wir uns schon beinahe gedacht.

Deine einfachen Menschen von Titanic

 Pfui, Manuel Neuer!

Was lesen wir da auf der Titelseite der Bunten? »Manuel Neuer: Liebes-Urlaub mit Baby auf Mallorca« … Wollen Sie jetzt beziehungstechnisch Lothar Matthäus übertrumpfen?

Anzeige ist raus. Titanic

 Ach, Andrea Munkert,

da bezahlt Sie das Nürnberger Stadtmarketing dafür, vom innerstädtischen Elend abzulenken und eine verschnarchte Ecke namens Weinmarkt in himmlische Höhen zu loben – und was tun Sie? Sie schreiben: »Nürnberg – Während in den Einkaufsstraßen in der Innenstadt der Leerstand jault, pulsiert in einem neugestalteten Altstadt-Quartier das pralle Leben. Der Weinmarkt ist erwacht, erblüht – und so ganz anders als der Rest der Altstadt.«

Jaulender Leerstand – wer kennt’s nicht vom Besuch quasi jedweder Innenstadt? Wie ebenfalls üblich schläft der Rest der Altstadt, verwelkt, ja verdorrt gar krachend. Und wenn man genau hinhört, grunzt da nicht auch ein wenig die Aufenthaltsqualität? Aber wenn erst die Mieterhöhung singt und die Immobilienspekulation trommelt, dann ist die Stadt sicherlich wieder hellwach.

Heult still in sich hinein: Titanic

 Hä, focus.de?

»Deutschlands Wirtschaft wankt«, berichtest Du und fragst: »Warum will die Ampel das einfach nicht sehen?« Ähem: Vielleicht wird der Bundesregierung da ja schlecht, wenn sie zu genau hinschaut. Hast Du darüber schon mal nachgedacht?

Üble Grüße von Titanic

 Gut möglich, lieber spiegel.de,

dass es an der drückenden Hitze liegt. Doch wenn wir in Deinem Ratgeber-Artikel »So schützen Sie Ihr Gehirn bei hohen Temperaturen« lesen, wie wir uns im Sommer »gehirngerecht« verhalten können, dann rauchen uns die Köpfe. Haben wir uns unseren Hirnen gegenüber schon häufiger unangemessen aufgeführt? Hätten die grauen Zellen nicht auch von selbst an unser Fehlverhalten denken können? Und vor allem: Ist es jetzt nicht am wichtigsten, unsere Gehirne vor weiterem Spiegel-Konsum zu schützen?

Schließt eiskalt den Browser: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 SB-Kassen

Zu den Seligen, die an Selbstbedienungskassen den Laden kaltblütig übervorteilen, gehöre ich nicht. Im Gegenteil, obwohl ich penibel alle Artikel scanne und bezahle, passiere ich die Diebstahlsicherungsanlage am Ausgang immer in der angespannten Erwartung, dass sie Alarm schlagen könnte. Neulich im Discounter kam beim Griff zu einer Eierschachtel eine neue Ungewissheit hinzu: Muss ich die Schachtel vor dem Scannen wie eine professionelle Kassierkraft öffnen, um zu kucken, ob beim Eierkauf alles mit rechten Dingen zugeht?

Andreas Maria Lugauer

 Treehuggers

Bei aller Liebe zum Veganismus: Plant Parenthood geht mir zu weit.

Sebastian Maschuw

 Schierlingsbücher

Kaum jemand erinnert sich an das allererste selbstgelesene Buch. War es »Wo die wilden Kerle wohnen« oder doch Grimms Märchen? Schade, denke ich mir. Es könnte eine Wegmarke in die wunderbare Welt der Bibliophilie sein. In meiner Erinnerung wabert stattdessen leider nur ein unförmiger Brei aus Pixibüchern. Diesen Fehler möchte ich am Ende meines Leselebens nicht noch einmal machen. Und habe mir das Buch »Essbare Wildpflanzen« bestellt.

Teresa Habild

 Bilden Sie mal einen Satz mit »AKW«

Der Bauer tat sich seinen Zeh
beim Pflügen auf dem AK W.

Jürgen Miedl

 Europa aphrodisiakt zurück

Wenn es hierzulande etwas im Überfluss gibt, dann verkalkte Senioren und hölzerne Greise. Warum also nicht etwas Sinnvolles mit ihnen anfangen, sie zu Pulver zerreiben und in China an Tiger gegen Schlaffheit der Genitalien verkaufen?

Theobald Fuchs

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 18.09.: TITANIC-Zeichnerin Hilke Raddatz ("Briefe an die Leser") ist mit dem Wilhelm-Busch-Preis geehrt worden. Die SZLZ und der NDR berichten.
Titanic unterwegs
19.09.2024 Berlin, Kulturstall auf dem Gutshof Britz Katharina Greve
19.09.2024 Hamburg, Centralkomitee Hauck & Bauer
24.09.2024 Oldenburg, Jasper-Haus Bernd Eilert
24.09.2024 Stade, Stadeum Hauck & Bauer und Thomas Gsella