Newsticker

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Aus Eugen Egners Püppchenstudio

 


 

Neu entdeckt: 

Der Nationaltanz

Man hat mich mit einer großen, in der Geschichte unseres Landes einmaligen Aufgabe betraut. Etwas Niedagewesenes soll ich ins Werk setzen: Ich bin auserwählt, den Nationaltanz zu entwickeln. Von Natur aus habe ich überhaupt nichts mit Tanz im Sinn, vermutlich ist deshalb die Wahl auf mich gefallen. Aus tiefstem Desinteresse heraus sind noch stets die größten kulturellen Lei­stungen unseres Volkes erbracht worden. Daß wir zum Beispiel auf so einer komischen, dreieckigen Insel leben, hat bloß den Grund, daß es immer allen egal war. Und denken Sie an die vorgelagerten schrundigen Steinkolosse auf der Vorderseite: kein Mensch hat sich je dafür interessiert. Aber genau das macht uns groß.

Ich persönlich bin entschieden fürs Sitzen. Fürs Sitzen und fürs Liegen. Also muß ich den Nationaltanz im Sitzen bzw. Liegen entwickeln. Selbst wenn ich wollte, ginge es nicht anders. Ich habe nämlich den lieben langen Tag Elektro­den mit Kabeln am Kopf, weil die Hündin meiner Lebensgefährtin an ihrem Computer eine neue Superrasse errechnet, die weit über Hund und Mensch hinausgehen soll, und dazu braucht sie meine brachliegenden Hirnareale als Speicher für ihre immensen Datenmengen. Mir macht das nichts aus.

Zweimal am Tag geht meine Lebensgefährtin mit ihrer Hündin spazieren, wobei beide gemeinsam zu singen pflegen. Da ich mit Gesang ebenfalls nichts im Sinn habe, bleibe ich immer zu Hause liegen. Ich kann auch nicht müßig in der Gegend herumlaufen, denn ich habe den Nationaltanz zu entwickeln. Vielleicht wird er, wenn er fertig ist, über unser derzeitiges Volk und dessen Möglichkeiten weit hinausgehen, und erst die von der Hündin meiner Lebens­gefährtin entwickelte neue Superrasse wird ihm gerecht werden? Es kümmert mich absolut nicht, und das läßt seine Größe ahnen.

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Aus Eugen Egners Püppchenstudio

Das Wohnzimmer

 


 

Die Verwandten hatten ihren Besuch angekündigt. Wir sahen uns gezwungen, augenblicklich zu fliehen. Im ersten Gang (Wolle, vorwärts) fuhren wir nach Osten. Kurz vor Kilometer 419 havarierte das Fluchtfahrzeug auf dem Standstreifen. Leider brannte dabei mein Reisetagebuch völlig aus. Solange es brannte, war es hell, danach herrschte Dunkelheit. Es war so dunkel, dass uns die Verwandten nicht aufspüren konnten. Trotzdem tauchten sie am Horizont auf. Es muss eine un­dichte Stelle in der Dunkelheit gegeben haben.

Ein Tross marodierender Räuchermännlein brachte uns ins Erzgebirge. Kurz darauf fielen die Verwandten auch dort ein. Wir maskierten uns und flohen täglich mehr und mehr. Um die Verwandtschaft von unserer Spur abzulenken, veränderten wir unsere Schlafanzüge. So erreichten wir den Balkan, wo gerade Silvester war. Die Silvestergebräuche auf dem Balkan sind höchst staunenswert, Tisch­feuerwerk z.B. besteht im Verbrennen von Tischen; manche Leute platzen auch einfach, und die übriggebliebenen machen Gipsabdrücke von den Knallge­räu­schen. Die Allerärmsten ohrfeigen stundenlang ihre Kinder (wer nicht einmal Kinder hat, klatscht in die Hände). Das war kein Land für uns. Ziel unserer Flucht war die Innere Mongolei, in eine solche Gegend würden sich unsere Ver­wand­ten wohl nicht trauen. Als wir dort ankamen, fanden wir, dass es dort aussah wie in Herne. Doch die Schönheit der mongolischen Klopfzeichen verführte uns zum Bleiben.

 


 

Das berühmte rare Motorenheft

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Aus der Welt der Musik (1)

 


 

Zur Belohnung für alle, die eine Woche lang tapfer gewartet haben:

Die Entzündung (2.Teil)

An dem schändlichen Ergebnis irre ge­worden, wollte der Lektor mit aller Gewalt herausfinden, wer Egnarts war und weshalb der Unglücksmensch ein derart gemütszerrüttendes Machwerk abgeliefert hatte („O Egnarts, seltsame Frucht am Stammbaum des Übersetzergeschlechts!“). Diese fixe Idee kostete ihn seine Stellung, und er mußte sich verschulden, um Egnarts suchen zu können. Der jedoch schien sich geschickt zu verbergen, hinterließ keine Spuren, war überall unbekannt. Kein Wunder: Es gab ihn dank des von 341,2 angewandten, vermeintlichen „alten Hausmittels“ ja nicht mehr, da konnte der Lektor lange suchen. Und das tat er auch. Er war überzeugt, daß kein menschliches Wesen der Verursacher jener Nicht­überset­zung gewesen sein könne, sondern daß ein (defekter) Automat dafür verantwortlich sein müsse, womöglich das seinem Erfinder in unausgereiftem Zu­stand geraubte legendäre Glossynchronium des Professor Wassermann. Der Lektor fuhr, was 341,2 selbst nie vermocht hätte, nach Leipzig, um Professor Wassermann zu befragen. Dessen Labor sah aus, als hätte jemand von oben Werkzeugkästen in den Raum hinein entleert. An den Wänden hingen Kon­struk­tionszeichnungen, die Dr. Mabuse alle Ehre gemacht hätten. Auf dem Tisch stand ein klobiger Apparat. Professor Wassermann ließ den Lektor gar nicht zu Wort kommen, denn hellsichtig, wie er war, erkannte er ihn sofort als krankhaften Aus­wuchs von 341,2. „Was haben Sie denn bloß mit Ihrem Nichts­­­­­­können ge­macht?“ fragte er. „Das ist ja total entzündet!“ Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte er ihn durch den klobigen Apparat. Dadurch klang die Entzündung ab, und 341,2 war wieder ganz der alte. Für die Heimfahrt brauchte er ein halbes Jahr.

(Fertig)


 

Aus der Welt der Musik (2)

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Die Entzündung (1.Teil)

Infolge einer entzündlichen Verböserung seines totalen Nichtkönnens wurde 341,2 irgendwie zu einem Übersetzer namens Egnarts, der einige amerikanische Texte so miserabel ins Deutsche übertragen hatte, wie es bislang noch nie vorgekommen, ja nicht einmal vorstellbar gewesen war. Einige Beispiele mö­gen die Schwere der Erkrankung verdeutlichen. Stand im Original etwa "He stared, blinking", hatte Egnarts: "Er starrte, blinkte". An einer Stelle, wo "faulenzen" das richtige Wort gewesen wäre, fand sich stattdessen "herumtollen". "Käfer bedienen" sollte bedeuten: "Sich ums Ungeziefer kümmern".

Ab­gese­hen von solchen offenkundigen Fehlern, deren es unzählige gab, benutzte Egnarts prinzipiell lächerlich verschrobene Wendungen wie etwa "das Gehölz mit den hohen Bäumen" statt "Wald". Der sprachliche Ausdruck war durchgängig von einer vollkommen idiotischen Art: "Er flippte sich Eierreste in den Mund."; "Sie sang tonlose Klänge"; "Das Tier war niedrig und flach, mit einer einheitlich pelzigen Hül­le"; "Der Käfer klomm methodisch, das Gesicht leer vor Würde"; "Das eine Auge, das gute Auge, sah, das andere gaffte mit nutzloser Leere" usw. usw.

341,2 glaubte, dieses Leiden mit etwas, das er für ein "altes Hausmittel" hielt, selbst kurieren zu können, machte die Sache damit jedoch eher schlimmer. Zwar wurde er den schrecklichen Übersetzer los (nicht aber die Übersetzung!), doch nur, um stattdessen zu dem Lektor des Verlags zu werden, der die Übersetzung in Auftrag gegeben hatte.

(Wird fortgesetzt)

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Ich weiß noch, daß wir abends auf die verstorbenen Katzen in unserem Leben tranken und zwar so sehr, daß eine davon wiederkehrte. „Das ist keine richtige Katze“, sagten wir zwar, ich aber fragte mich, was es sonst sein sollte.


 
Mein Großvater, ein Mann der Bahn, hatte in seinem Zimmer Eisenbahnzeitschriften gehortet, die ich als Kind studierte, um in meinem späteren Leben auf alles vorbereitet zu sein. Inzwischen muß ich jedoch einsehen, daß es nichts genutzt hat.

 

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Das äußerste Sein

An der Bushaltestelle erscheint ein seltsam wirkender jüngerer Mensch männlichen Geschlechts, der durch die völlig unnatürliche, bis zum Blödsinn gezierte Art auffällt, wie er eine Zigarette raucht. Er scheint sich dabei an einer extrem exaltierten, geradezu empörend manierierten und wirklichkeitsfernen Vorstellung vom Zigarettenrauchen zu orientieren. Besonders in der Profilansicht kommt dies vollendet zur Geltung. Die Lippen närrisch gespitzt, hält der Raucherdarsteller die Zigarette mit Daumen und Zeigefinger am Filter, während er die übrigen Finger bis zum Anschlag abspreizt und den Arm entsprechend verkrampft hält (Bruchgefahr). Die Augen aller sind auf ihn gerichtet. 

"Ja", sagt er mit blecherner Stimme, "dies ist meine erste Zigarette." Er muss, warum auch immer, beschlossen haben, sie jetzt und hier in der Öffentlichkeit zu rauchen. Die Frage ist allerdings, ob er sie tatsächlich raucht, denn seine spitzen Lippen berühren kaum den Filter, auch traut man ihm nicht die Kraft zu, die nötig ist, daran zu ziehen. Niemand hat je etwas dermaßen Unsinniges gesehen, einige der auf den Bus Wartenden werfen überfordert ihre Monatskarten zu Boden, daß es klatscht. Doch kommt es zu keinerlei Gewalttätigkeit, was durchaus für die Friedfertigkeit der Bewohner dieses verrufenen Landstrichs spricht. Alle spüren, das etwas geschehen muss, ohne dass jemand sagen könnte, was. 

Die Zeit bis zum Eintreffen des Busses vergeht quälend langsam, das Sein wird aufs Äußerste gedehnt. Ein Ausleiern muß befürchtet werden. Da entwickelt der absurde Mensch mit der Zigarette vor unseren Augen ein Raucherbein. 'Das wäre doch nicht nötig gewesen', denken die meisten.

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Höchst bedauerlich, Verkehrsunternehmen RVSOE,

dass Dir der Fachkräftemangel – wie so vielen anderen Unternehmen auch – zu schaffen macht. Also leuchtet es uns schon ein, dass Du bei der Suche nach neuem Personal nicht wählerisch sein kannst. Aber sag mal: Wie ernst ist es Dir mit der Aussage, dass sich »auch Quereinsteiger« melden könnten, um Deine Busse zu steuern? Passen die denn überhaupt durch die schmalen Türen?

Ist schon längst ausgestiegen: Titanic

 Sie, Alexandra Popp,

warnen davor, weibliche Fußballprofis ähnlich zu verhätscheln wie die männlichen. Spielerinnen sollten Behördengänge alleine erledigen. Aber ist es nicht viel zu umständlich, wenn die jeden Pass erst mal selbst beantragen müssen?

Wort- und Ballspielgrüße von

Ihrer Titanic

 Reih Dich ein, Kollegin Yasmin Fahimi!

Reih Dich ein, Kollegin Yasmin Fahimi!

Als Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes hast Du zum Tag der Arbeit naturgemäß bessere Bedingungen für Beschäftigte gefordert und die Tarifflucht vieler Arbeitgeber/innen missbilligt.

Dass Du bei der zentralen DGB-Kundgebung in Hannover die historische Bedeutung der Gewerkschaften nicht gerade kleinreden würdest, war uns klar. Dass Du jedoch richtig pathetischen Unfug zum Besten gabst, indem Du zum Beispiel sagtest: »Tarifverträge machen Beschäftigte zu freien Menschen in der Arbeitswelt« – das verblüfft uns dann doch ein wenig.

Selbstverständlich sind Tarifverträge besser als keine Tarifverträge, aber machen sie frei? Sind es nicht eher Massenentlassungen und betriebsbedingte Kündigungen, die unfreie Beschäftigte in der Arbeitswelt zu freien Menschen machen? Und wäre es nicht Deine Pflicht als Gewerkschaftsvorsitzende, diese Freiheit durch Arbeitskämpfe und Tarifverträge so lange zu beschneiden, bis die Revolution die Werktätigen tatsächlich befreit?

Es lebe in der Zwischenzeit natürlich dennoch die Arbeitereinheitsfront, singt Dir Titanic

 Nanu, John Malkovich!

Da kamen Sie tatsächlich in die Hansestadt Bremen geflogen – und warum? Um den Filmpreis »Goldener Mops« entgegenzunehmen.

Haben wir da etwas nicht mitbekommen und der ist neuerdings ähnlich bedeutend wie die Ehrungen in Cannes und Venedig zusammen? Oder warum reist ein Hollywoodstar an die Weser, um dem Oberbürgermeister die Hand zu schütteln, eine Hundetrophäe in die Luft zu recken und am Ende der Gala ein Werder-Bremen-Trikot überreicht zu bekommen? Seltsam!

Doch Ihr alter Weggefährte Volker Schlöndorff lieferte in seiner Laudatio zum Glück eine allumfassende Erklärung: »Der Mops ist genau das Tier, was zu Malkovich passt. Wir haben oft Ferien zusammen gemacht im Haus einer Freundin in der Toskana, die hat vier oder fünf Möpse, die immer wieder über den John rüber krabbelten und ihn vollpinkelten.«

Dann ist das Rätsel ja gelöst, Malkovich, und der ganze Hergang kein bisschen merkwürdig!

Gratuliert Ihnen mopsfidel: Titanic

 Eine Frage, »Redaktionsnetzwerk Deutschland« …

»Manche Abiturienten in Hessen machen womöglich absichtlich einige Rechtschreibfehler. Sie wollen beim Gendern ein Statement zu setzen« – und Du, RND? Wofür willst Du Dein Statement zu setzen?

Fragt absichtlich Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Grausiger Befund

Als Angstpatientin weiß ich den Smalltalk zu schätzen, den meine Zahnärztin vor der Behandlung mit mir führt, aber ihre beiläufige Bemerkung, dass sie True-Crime-Fan sei, während sie die Instrumente sortierte, war für unsere Vertrauensbasis eher kontraproduktiv.

Loreen Bauer

 Should I stay or should I go?

Kurz vor meinem ersten Backpacker-Urlaub seit dreißig Jahren habe ich beim Befüllen des Kulturbeutels festgestellt, dass statt der fünfunddreißig Kondome, die ich als Teenager in Erwartung amouröser Begegnungen eingepackt und natürlich originalverschweißt wieder mit nach Hause gebracht hatte, nun Tablettenschachteln, Cremes, Salben, Pflästerchen, Nahrungsergänzungsmittel und massenhaft Tütchen mit Gel gegen saures Aufstoßen das Gros meines Waschtascheninhalts ausmachen. Mein Problem: Bei aller Ernüchterung ist die Gewissheit, dass ich dieses Mal jedes einzelne Teil aufreißen und hemmungslos zur Anwendung bringen werde, für mich schon wieder so aufregend, dass ich am liebsten zu Hause bleiben würde.

Patric Hemgesberg

 Frage an die bovine Orthopädie

Haben Buckelrinder überhaupt eine Chance, je die Haltungsform »Premium« zu erreichen?

Torsten Gaitzsch

 Bräunungstagebuch 2017

Normalerweise kennt meine Haut nur drei Farbtöne: Glasnudel, Aschenbecher und Hummer. Zu meinem 37. wollte ich mal was Verrücktes machen und kaufte mir eine Flasche Bräunungscreme. Weil ich diese grandiose Idee im wärmsten August seit Beginn des Klimawandels hatte, kam ich von der Creme bald übel ins Schwitzen. Da saß ich nun auf der Couch, mit macchiatobraunem Leib und leuchtend gelbem Bart, triefend und hechelnd mit offenem Hemd, wie der sehr späte Jürgen Drews. Mein Verlangen nach Abenteuer war danach jedenfalls gestillt.

Dominik Wachsmann

 Ehe-Aus

Die hohe Scheidungsrate zeigt doch, dass so gut wie jeder Mensch hassenswert ist, wenn man ihn nur lange und gut genug kennt.

Dorthe Landschulz

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
18.08.2024 Aschaffenburg, Kunsthalle Jesuitenkirche Greser & Lenz: »Homo sapiens raus!«
01.09.2024 Frankfurt, Museum für Komische Kunst »POLO«
01.09.2024 Düsseldorf, Goethe-Museum Hans Traxler: »Traxler zeichnet Goethe«