Aus Eugen Egners Püppchenstudio
Reise nach Hamburg (Ganz neue, vom Familienministerium durchgesehene Version)
Wir trieben dahin wie eine Kohlenhalde, bis wir den Haltepunkt der Bahn erreichten. Von hier sollte die Reise ihren Ausgang nehmen, denn meine neue Familie wollte nach Hamburg.
"Hamburg", belehrte uns der Schwiegervater, nachdem wir vor dem Fahrscheinautomaten Aufstellung genommen hatten, "Hamburg ist sozusagen eine großmächtige Stadt, am Nordmeere gelegen. Unsere Rundfahrt führt uns sozusagen von Steuermanns Seenot über Station Teufelsdreck bis Bahnhof Blankensee und zurück zum Pansen."
Nun begab es sich aber, dass der kleine Bildschirm des Automaten nicht Buchstaben und nicht Zahlen anzeigte, sondern amorph vor sich hinwaberte, dass einem beim Zuschauen die Hirnstrommuster zerflossen. Die 480 Teile meiner Verlobten paßten weniger zusammen denn je. Das zweite oder dritte Personending der Familie zog ächzend den Taschenspiegel hervor, hielt ein seitenverkehrtes Passphoto daneben und versuchte angestrengt, Spiegelbild und Photo in Einklang zu bringen.
Es gab also keine Fahrscheine und infolgedessen auch keine Fahrt. Irgendwie fuhr dann auf einer geheimen Parallelspur doch noch ein Triebwagen, aber nicht nach Hamburg, sondern ganz einfach immerfort im Kreis herum. Niemand bemerkte das, nur ich.
"Trinkgeldbaum, du Schlauberger", giftete mich die Schwiegermuter an, "du meinst wohl, du wärst sozusagen was Besseres als unsere Tochter, was?"
Onkel Bernd sagte kollegial zu mir: "Jetzt pass mal auf."
Ich passte auf. Nichts geschah.