Newsticker

Nur diese Kategorie anzeigen:Aus Eugen Egners Püppchenstudio Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Aus Eugen Egners Püppchenstudio

Optische Wahrnehmung


Im Konkurszirkus (2. Teil)

In der Tierschau, wo ich sodann Inventur machte, gab es nur ziemlich kleine Tiere und zudem nur solche, die der Direktor schon im Delirium tremens gesehen hatte. Ich fand sie allesamt zu klein, ich wollte größere. Umgehend rief ich beim Konkursamt an und forderte, die Würmer sollten zwei Meter lang sein und die Fledermäuse so groß wie die Frauenkirche.
Da schlug es acht, die letzte Vorstellung vor dem Konkurs sollte endlich anfangen. Seit Stunden warteten die Artisten und Clowns schon in einer schäbigen Garderobe aus Blech und Abfall. Einige suchten ihr Heil in Perücken, die sie begehrenswert aussehen lassen sollten, andere redeten in allen Sprachen durcheinander: "Ich hab keine Hose!", "Ich hab kein Geld!", "Ich hab kein Talent!"
Sie brannten darauf, im Gänsemarsch hinaus ins Licht zu treten und zu singen: „Hey, hey, wir sind die ABC-Puppen aus Geisterstadt!“ Weil aber alles falsch aufgebaut war, war es im Zelt so dunkel und muffig wie in einer Gruft, und niemand traute sich hinein. Der Direktor forderte die Zuschauer auf, von zu Hause Lampen zu holen, damit die Vorstellung stattfinden konnte. Ihm wurde jedoch entgegengehalten, für Licht habe er selbst zu sorgen, das sei im Eintrittspreis inbegriffen. Darüber entbrannte eine hitzige Diskussion. Es wurde ziemlich spät, und der Direktor schickte alle Artisten und Clowns nach Hause. Sie erreichten gerade noch die letzte S-Bahn.


Nur diese Kategorie anzeigen:Aus Eugen Egners Püppchenstudio Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Aus Eugen Egners Püppchenstudio

 

 


 

Im Konkurszirkus (1. Teil)

Als ich auf dem Weg zur Arbeit an der Festwiese vorbeikam, schloss ich aus dem, was ich sah, dass ein Zirkus aufgebaut wurde. Ich dachte: 'Nach all der Arbeit, die mir den heutigen Tag verdirbt, könnte ich doch am Abend mit der Familie den Zirkus besuchen, um mich zu zerstreuen.' Passenderweise gab es dann in der Firma statt Lohn Ermäßigungskarten für den Zirkus, und so kam es, dass ich mit Frau und Kind eine Abendvorstellung besuchte.

"Was ist denn das für ein Zirkus?" fragte meine Frau, als wir davorstanden. Alles war völlig falsch aufgebaut, den Zirkusleuten aber war dies entweder noch nicht aufgefallen oder ganz einfach egal. An der Kasse nahm mich ein als Rechtsanwalt gekennzeichneter Herr beiseite. "Hier ist alles so falsch, daß es unweigerlich zum Konkurs kommen muss", sagte er. "Sie könnten dann die Restbestände übernehmen. Der Preis ist nicht hoch, und Sie bekommen ja alles vom Staat zurück."

Er präsentierte mir eine Bestandsliste, die er angeblich vom Konkursamt hatte. Auf den ersten Blick sah ich, dass sie nicht stimmte. "297 Tiere?" fragte ich ungläubig, denn es war ein ziemlich kleiner Zirkus. Ich ließ den Direktor kommen und zeigte ihm die Liste. Er schüttelte den Kopf: "Die Zahl 297 ist falsch. So viele Tiere haben wir nicht. Ich habe doch bloß 180 Stück gekauft." Lachend erklärte der Anwalt: "Bestandslisten vom Konkursamt muss man zu lesen verstehen. Die angegebene Zahl bedeutet nicht die Gesamtzahl aller Tiere, sondern das Gewicht eines einzelnen Tieres in Gramm."

Nur diese Kategorie anzeigen:Aus Eugen Egners Püppchenstudio Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Aus Eugen Egners Püppchenstudio

 


 

Ich als photographierende Geschwister (2.Teil)

 

Es war auf Dauer sehr anstrengend für mich, zur selben Zeit zwei Personen sein müssen. Als dann die Schwester zur Tanzschule und der inzwischen volljährige Bruder zum Militärdienst sollten, war es endgültig soweit. Unausweichlich kam der Tag, an dem das Fass überlief. Mein Schwester-Ich schwang sich, immer vierschrötiger werdend, vor der Wohnzimmer-Schrankwand zu einer klumpigen Ekstase auf, und mein Bruder-Ich sprang von früh bis spät bellend an die Decke. Das hätte jemand fotografieren müssen!

Entweder unsere Mutter oder besagter Mann brachte uns zur Graafschen Heilanstalt. Diese Heilanstalt, die vielleicht gar keine war, sondern etwas Geheimes und Monströses, füllte die Etagen sämtlicher Häuser einer Straße in Bahnhofsnähe. Durch eine so einfache wie geniale Maßnahme, bei der eine kleine Gummipuppe zum Einsatz kam, konnten die Geschwister zum Abklingen gebracht werden. Was übrigblieb, war ein Strunk von einem Einzelbewusstsein, das sich gut zum Kuchenessen und Schlafen eignete. 

 


 

Nur diese Kategorie anzeigen:Aus Eugen Egners Püppchenstudio Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Aus Eugen Egners Püppchenstudio

 

Es ist überhaupt nicht einzusehen, daß an dieser Stelle kein Objekt von RME Streuf, dem Träger der Grützbach-Plakette in Gold (1983), abgebildet werden soll. Wenn schon niemand die Größe hat, eine angemessene Ausstellung mit Arbeiten von Herrn Streuf noch zu dessen Lebzeiten auszurichten, wird hier wenigstens sein "Kleines staubiges Raucherbad" gezeigt (mit Erlaubnis des Rechteinhabers).


 

Bekannt und beliebt:
Das Gespräch der Glühbirnen
(Überarbeitete Neufassung mit Musik)

Nein, das kommt erst übernächste Woche. Heute gibt es:

Ich als photographierende Geschwister (1.Teil)

In einem anderen Leben war ich ein minderjähriges Geschwisterpaar, bestehend aus Bruder und jüngerer Schwester (Namen unbekannt). Der Bruder neigte stark zum Photographieren, und die Schwester hantierte bisweilen ebenfalls mit der Kamera.
So entstanden im Laufe der Jahre zwangsläufig viele Familienbilder, die meisten davon in unserer großen Wohnung im Stadtzentrum. Mein Bruder- und mein Schwester-Ich photographierten einander hin und wieder, ein paarmal sogar beim Photographieren. Da es zahlreiche Aufnahmen gab, die beide Geschwister zugleich zeigten, muß vermutet werden, daß ein weiteres Familienmitglied sie gemacht hat. Wir hatten eine Mutter und eine mutmaßliche Großmutter, doch weder die eine noch die andere pflegte zu photographieren. Wie es sich mit einem Vater verhielt, weiß ich nicht. Gelegentlich war da ein Mann in Mutters Alter. Er hatte irgendetwas mit dem Reisebüro unter unserer Wohnung zu tun, vielleicht war er sogar der Inhaber. Er könnte auch Photos von uns Geschwistern gemacht haben. Beim Bleigießen, beim Anmalen von Gegenständen, beim Schreiben und Lesen, beim Sitzen an Tischen, beim Herumstehen mit und ohne Aktentasche, bei chemischen Experimenten, beim Rührlöffelablecken und auf der Straße. Näheres hierzu ist nicht überliefert.

(Fortsetzung folgt trotzdem)

 


Nur diese Kategorie anzeigen:Aus Eugen Egners Püppchenstudio Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Aus Eugen Egners Püppchenstudio

Abend zu zweit 



Variante

"Kommen Sie", sagte Boehm, "sehen wir uns den natürlichen Schmutz an." Bei ihrem stillen Gang über die Insel fanden die beiden nur spärliche Vegetation und Steine vor, hier und dort ein paar Sträucher, sonst nichts. Eich ging in Gedanken alle ihm bekannten Verfahrensweisen durch, die in solchen Situationen angewandt werden konnten. Manchmal half angeblich Abtupfen des Himmels mit hochprozentigem Alkohol, doch stand letzterer jetzt nicht zur Verfügung. Zwanghaft begann Eich ein Gespräch: "Im Louvre können Sie nachts bequem Großspenden aus Holz annehmen." Boehm ging aber nicht darauf ein, und weil Eich sich wie ein Trottel vorkam, wollte er seinen Ausfall am liebsten ungeschehen machen. Deshalb sagte er: "Es wäre übertrieben zu behaupten, im Louvre könne man nachts bequem Großspenden aus Holz annehmen." Ermüdendes Schweigen folgte, während unablässig die Insel begangen wurde. Allmählich dunkelte es. Eich wies Boehm darauf hin: "Am Abendhimmel sind Abendwolken." "Ja", bestätigte Boehm, "es wird Abend, und die Müdigkeit erwacht."


Das hat überhaupt nichts mit Eimern

Nur diese Kategorie anzeigen:Aus Eugen Egners Püppchenstudio Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Aus Eugen Egners Püppchenstudio

In einer Zeit der ungezügelten Rechtsanwaltsvermehrung schien es ganz selbstverständlich, dass es auch einen Anwalt für die Belange entgleister jugendlicher Güterballons geben musste.

 


 

Sollten Sie nicht lesen können, was ich hier schreibe, kann das daran liegen, dass in diesem Stadtteil eine ganz andere Schrift gebräuchlich ist als im übrigen Land. Was ein weiterer Grund für Unleserlichkeit sein dürfte, sind meine von strengen Vorsichtsmaßnahmen geprägten privaten Lebensumstände. Die Rolläden der Fenster auf der Straßenseite müssen immer einen sechzehn Zentimeter hohen Spalt über dem Sims freilassen. Weder dürfen sie ganz heruntergelassen noch hochgezogen werden. Deshalb verbietet sich der Gebrauch von Kunstlicht. Nach Einbruch der Dämmerung ist hier an Schreiben nicht mehr zu denken. Außerdem darf nicht geheizt werden, weil der aus dem Schornstein aufsteigende Rauch meine Anwesenheit verraten würde. Da es inzwischen Spätherbst ist und auf dem Grundstück überreiche Holzvorräte lagern, ist die Versuchung groß, in diesem Punkt gegen die Vorschriften zu verstoßen.

 


 

Die Welt von oben

Nur diese Kategorie anzeigen:Aus Eugen Egners Püppchenstudio Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Aus Eugen Egners Püppchenstudio

Spielend lernen

 


 

Rest und Rasen (Teil 2 und Schluß) 

In den Überresten der Garage kümmerten die des väterlichen Rasenmähers vor sich hin, gelb, gichtbrüchig und mit blauem Klebeband umwickelt, das keinen Zusammenhalt mehr bewirkte. Der Apparat verlor beim Mähen den Motor und die Räder, alles fiel auseinander wie auf einer Explosionszeichnung. Das bedeutete zu meinem Leidwesen: Ein neuer Rasenmäher mußte angeschafft werden – und zwar von mir, weil sonst niemand mehr übrig war (s.o.). 

Infolgedessen fand ich mich hustend und fortwährend "Die Schande, die Schande" denkend im Baumarkt wieder, wo ich mit einem verwirrenden Angebot konfrontiert wurde. Es gab Tischmäher, Rennmäher, Reisemäher, Fremdmäher, Scheinmäher und tausend andere, einer hässlicher und teurer als der andere. Ratlosigkeit und Husten versuchten gemeinsam, mir den Rest zu geben. Eine Seelsorgerin, ein Arzt und ein Kundenberater wurden gerufen. Sie wirkten stark auf mich ein, und zu guter Letzt kaufte ich für viel zu viel Geld einen neuen Rasenmäher, der sich von dem alten auf geradezu schockierende Weise unterschied. Er war so vollkommen neu, daß ich mich erkundigte, ob ich ihn daheim überhaupt schon sofort in Gebrauch nehmen könne. "Nein, erst übermorgen", antwortete der Kundenberater. Der Arzt und die Seelsorgerin wetteten, ob meine Restlebenszeit bis dahin reichen würde. 

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Vroom-vroom, Schauspieler Vu Dinh!

Die allerliebste Bunte fragte Sie nach Ihrem »schönsten Autoerlebnis«, und Sie hatten eins: »Auf dem Weg zum Snowboarden. Als ich über den Pass fuhr, erstreckte sich das Inntal wundervoll bestrahlt von der Sonne. Die Musik im Radio – perfekt. Ich dachte nur: Das Leben ist gut.«

Um nicht zu sagen: perfekt. Und was die ekelhafte Bunte für eine Idee vom guten Leben hat, hätten wir nicht greller ins Licht gekriegt.

Lieber zu Fuß im Regen auf dem Weg zur Trinkhalle: Titanic

 Byung-Chul Han!

Gern lasen wir in den letzten Jahren Ihre kritisch-theoretischen Bändchen über die »Müdigkeitsgesellschaft« und die »Transparenzgesellschaft« und hielten jetzt die vierte (!), 2022 erschienene Auflage Ihrer »Palliativgesellschaft« in den Händen, allwo Sie, der Sie natürlich Adornos Wort kennen, dass auf dem Grunde der herrschenden Gesundheit der Tod liege, vor einer Hygienediktatur warnten: »Die Quarantäne ist eine virale Variante des Lagers, in dem das nackte Leben herrscht. Das neoliberale Arbeitslager in Zeiten der Pandemie heißt ›Home-Office‹. Nur die Ideologie der Gesundheit und die paradoxe Freiheit der Selbstausbeutung unterscheiden es vom Arbeitslager des despotischen Regimes«, außerdem der Kaffee-Vollautomat, schnelles Internet und ein weiches Bett, die Plattensammlung und der volle Kühl-, Kleider- und Schuhschrank sowie der Lesesessel, in dem sich dann erfahren lässt, dass es im Gulag wenigstens keine Ideologie der Gesundheit gibt.

Könnte Nawalny es bestätigen, er tät’s!

Darauf noch einen Macchiato: Titanic

 Ey, Unbekannter!

Über Sie schreibt T-Online: »Mann masturbiert vor Frau im Zug«. Wie unhöflich! Noch nie was von »Ladies first« gehört?

Fragt gentlemanlike Ihre Titanic

 Dass gerade bei Dir, »ARD One«,

die Schweizer Miniserie »Doppelleben« läuft, macht das Zuschauen nur halb so unterhaltsam.

Ein (!) Beitrag von der Arbeitsgemeinschaft der Titanic-Rundfunkanstalten

 Salām, »GMX«!

»Irans Präsident wird vermisst: Wer ist Ebrahim Raisi?« fragst Du, weswegen wiederum wir uns fragen: Wenn man nicht so richtig weiß, wer er ist, kann er dann überhaupt wirklich vermisst werden?

Sind bereit, mit dieser Pointe abzustürzen:

Deine Humorbruchpilot/innen von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Helmut Kohls Erbe

Endlich beginnen auch in unserem Viertel die Bauarbeiten für den Glasfaseranschluss. Bis es soweit ist, lässt die Leis ung des urzeitlich n Kupfe k bels a l rdi gs m hr de n je z wü sc n übr

Teresa Habild

 Bilden Sie mal einen Satz mit »Hinduismus«

Absprachen zur Kindbetreuung,
manchmal sind sie Schall und Rauch bloß.
Beide in der Hand die Klinke:
»Wo willst hin du? Is mus auch los!«

Wieland Schwanebeck

 Klare Empfehlung

Dank der Paarberatung gelang es uns, unsere Beziehung gemeinsam sanft und behutsam in die Tonne zu legen anstatt zu kloppen.

Leo Riegel

 Beim Marktstand mit dem schlechten Verkäufer

»Entschuldigung, dürfte ich die zwei Gurken da hinten links haben und drei kleine Äpfel?«

»Nein!«

Laura Brinkmann

 »This could have been Emaille«

Wenn mein Freund wieder einmal sein viel zu teures Porzellan-Geschirr auftischt.

Ronnie Zumbühl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
02.07.2024 München, Astor Kino Filmpremiere »Hallo Spencer – der Film«
17.07.2024 Singen, Gems Thomas Gsella
19.07.2024 Hohwacht, Sirenen-Festival Ella Carina Werner
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler