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Aus Eugen Egners Püppchenstudio

 


 

Und wie wir so dastanden, uns gegenseitig festhielten und nicht mehr wussten, was wir eigentlich vorgehabt hatten, näherte sich ein Motorengeräusch. "Jesus, der 622er Bus!" kreischte mein Bruder auf Verdacht. Es war jedoch kein Linienbus, sondern ein Lautsprecherwagen. Aus dem Lautsprecher tönte es dröhnend: "Hallo, hallo, wir können noch nichts Genaues sagen, daher sagen wir jetzt erst mal nichts." Später stellte sich heraus, daß ich gar keinen Bruder hatte. Der behandelnde Arzt hatte lediglich einen Fehler beim Ausfüllen meiner Patientenakte gemacht.


 

Kaum war sie erfunden, betrat die Großmutter das Zimmer. Reste ihres zerschellten Flugzeugs hatte sie in den Mundwinkeln. Mit der Stimme eines vorbeischwimmenden Mannes rief sie: "Meidet den Ozean! Er besteht aus einer Flüssigkeit, die euch monatelang konservieren, neu einkleiden, ja sogar auf Stühle setzen und photographieren kann. Als Köder dienen dem Ozean Zucker, Sirup und Rum."

Augenblicklich rannten wir zum Ozean. "Talg war unser Teil!" riefen wir noch in jäher Be­sinnung auf unser bisheriges Leben, dann verschlang uns der Ozean. Er bestand aus einer Flüssigkeit, die uns monatelang konservierte, neu einkleidete, auf Stühle setzte und photographierte.  

 


 

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Aus Eugen Egners Püppchenstudio

Eine sehr schöne Detektivgeschichte (Schulbuchlektüre)

Detektiv Brimlock war blind, gelähmt und komplett blödsinnig, deshalb konnte er auch keinen einzigen Fall lösen. Seine Detektei ging, wie sich denken lässt, nicht besonders gut. Seit Jahren war die Miete für das Büro überfällig, Strom, Gas und Telefon waren längst abgestellt worden. Hätte Lelia Rifkin, die Sekretärin, nicht alle Tage Strom, Gas und Telefon von zu Hause mitgebracht, wäre der Betrieb gänzlich zusammengebrochen. Ein Gehalt konnte der Detektiv seiner Sekretärin natürlich nicht zahlen, und sie musste sich ihren Unterhalt verdienen, indem sie nach Feierabend teure Knochen ausgrub. Brimlock interessierte sich ausschließlich für seine Bassetthörner, die er sich jedoch genauso einbildete wie die Misslichkeit, dauernd ums Leben zu kommen. Ungezählte Male spielte sich tagtäglich folgende Szene ab:
»Rifkin! Rifkin! Kaufen Sie mir schnell ein Ersatzleben! Mein Gott, dauernd komm ich ums Leben! Gehen Sie, Rifkin, gehen Sie! Mein Gott, wenn ich in dieser bösen Zeit meine Bassetthörner nicht hätte! Und sehen Sie, Rifkin!« Die Sekretärin machte pflichtschuldigst kehrt, um sich anzusehen, was der Chef ihr zeigen wollte.

»Hier, Rifkin: meine Bassetthörner. Die sind nicht aus Hartgummi. Meine Bassetthörner sind nicht, wie heute üblich, aus Hartgummi, sondern aus hochdruckgepressten Fischresten. Und, Rifkin, sie haben umstrittene Siemens-Mund­stücke mit Ziegenmelkermehl-Intarsien, wenn ich das einmal in der Maske einer halb liegenden Kommissarin hinzufügen darf.« Er kam schon wieder ums Leben, Lelia Rifkin mußte sich mit der Beschaf­fung eines Ersatzlebens ganz schön beeilen.
»Besser wird es sein«, rief der blinde, gelähmte und komplett blödsinnige Detektiv ihr nach, »wenn Sie gleich einen ganzen Arm voll Ersatzleben auf Vor­rat kaufen, Rifkin. Kaufen Sie einen ganzen Arm voll Ersatzleben auf Vor­rat. Aber machen Sie schnell!« Rifkin hatte kaum den Raum verlassen, als Brimlock kreischte:

»Halt! Halt! Rifkin! Warten Sie! Mich befallen kuhgroße Zweifel. Was, wenn bei dem Ersatzleben-Vorrat, wie's der Zufall will, das Verfallsdatum zu knapp sitzt? Ausgerechnet dann komm ich garantiert wochenlang nicht ums Leben. Nein, kaufen Sie nur ein Ersatzleben, Rifkin, nur eins. So, wie ich's ursprünglich bestellt habe. Aber machen Sie schnell!« Lelia Rifkin pflegte sich sodann in die kleine Teeküche zurückzuziehen, um ihrem Chef einen Tee mit Sauerbraten-Aroma zu kochen. Den gab sie ihm gegenüber als Ersatzleben aus.
Nach dem Einschlürfen des Ersatzlebens lag Brimlock völlig mente captus da und träumte, Rifkin habe ein musikalisches Collegium ausfindig gemacht, bei dem er als Bassetthornist mitwirken konnte. Natürlich dachte er gar nicht da­ran, vorher zu üben. Ihn hatte von jeher die ideelle Seite des Musizierens mehr interessiert denn die praktische. Handwerk war ihm zuwider. Zum Vorspiel­ter­min fuhr Brimlock mit einer auf Kufen montierten hochbeinigen Holzkiste, hinter der er auf einer Bank saß. Mittels zweier vor ihm aus der pultartigen Kistenoberseite ragender Steuerknüppel manövrierte er das Vehikel. In der Kiste lagen seine Bassetthörner. 

Das Collegium traf sich freitagabends im Jagdschloss des Oberförsters. Von zwei Dienern in den Musiksalon geleitet, gewahrte Brimlock im Schein der Tranlampe eine Gesellschaft von haarigen Berserkern. Sie keuchten und schno­ben wildbewegt. Zuerst war es dem Neuankömmling nicht möglich, sie zahlenmäßig zu erfassen bzw. auseinanderzuhalten. Wo hörte das Tranlicht auf, wo begannen die Physiognomien der Versammelten? Brimlock begriff nur, wie unterentwickelt seine Frisur war (vom langen Liegen). Er fasste sich ein Herz und klappte die Holzkiste auf. Mit fester Stimme sprach er:
»Hier, Herrschaften: meine Bassetthörner. Die sind nicht aus Hartgummi, wie heute leider üblich. Nein, meine Bassetthörner sind aus hochdruckge­preß­ten Fischresten. Und, geschätzte Anwesende, sie haben umstrittene Siemens-Mundstücke mit Ziegenmelkermehl-Intarsien.«

Letzteres hatte er, wie gewohnt, in der Maske einer halb liegenden Kommis­sarin gesagt. Dann sei es ja gut, wurde einstimmig geantwortet. Es schlossen sich ausführliche Erörterungen an, ob Musik sechseckig oder würfelförmig sei. Darüber verging die Zeit, vorzuspielen brauchte der Detektiv nicht. Die übrigen Mitglieder des Collegiums schätzten die praktische Musikausübung ebenso wenig wie er. In langen, mit Begeisterung geführten Gesprächen entwickelten sie unerhörte Theorien und gerieten außer sich. Brimlocks Frisur durchlief paradoxe Stadien einer konvulsivischen Metamorphose. Er erwachte mit dem Gefühl, schon wieder ums Leben zu kommen.

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Klumpiges aus vielen Ländern

 

 


 

 

Weltpremiere:

Not und Rat in dunkler Zeit  (2. Teil)

Zum ersten Mal in seinem Leben mußte er die Hilfe eines professionellen Ratgebers in Anspruch nehmen. Der einzige Ratgeber auf dem ganzen verdammten abscheulichen Mond war aber ein zierliches blondes Mädchen, von dem man ohne Brille nichts Genaueres erkennen konnte. Auf für den Ratgeberberuf typisch geheimnisvolle Weise empfing das blonde Mädchen den Anwalt unter der Radarstation, wo es sehr staubig und, ehrlich gesagt, etwas unaufgeräumt war. Klumpiges aus vielen Ländern lag herum. Interessant war die Sprachregelung, der das Ratgeber-Mädchen folgte. Es sagte nämlich nicht "Klumpiges aus vielen Ländern", sondern (nach der jüngeren Übersetzung) "Stück von viel des Landes". Als Älterer konnte der Anwalt darüber nur den Kopf schütteln.

"Schildern Sie mir Ihre Not", sprach das Mädchen dann aber gut verständlich. Dadurch etwas entspannter, begann der Anwalt: "Entgleiste jugendliche Güterballons tauchten im Scheinwerferlicht auf." Schon unterbrach ihn das Mädchen und verbesserte: "So drückt man sich nicht mehr aus. Heute sagt man: 'Fehlgeleitet der Ballone von Waren der Jugend entstand im Bündel des Projektors.' Aber ich verstehe, was Sie meinen. Fahren Sie fort." Auf der Grundlage ihres bilingualen Verständnisses erteilte sie dem Anwalt dann den Rat: "Lassen Sie weg die Linie der Ballone der Waren von Jugend im Strahl des Lichtes des Projektors, wenn die Notwendigkeit ist."

Die Not des Anwalts wurde dadurch indessen nicht gelindert, sondern griff sogar aufs Vorhemd über. Und zur vorbestehenden Not kam dann zu allem Überfluß noch der pausenlose Schneefall auf dem abscheulichen Mond hinzu. Oder, wie das Ratgeber-Mädchen gesagt hätte: "Der Rechtsanwalt fügte noch ununterbrochenen Schnee im schrecklichen Mond hinzu."

"Der Schnee bestand aus Fleisch", berichtete der Anwalt später, "aus klumpigem Fleisch." Dann zog er sich in sein enges Badezimmer zurück, um auf einem kleinen Schwarzweiß-Monitor die Nachfahren der entgleisten jugendlichen Güterballons zu überwachen. Denn das war inzwischen seine Profession. So jedenfalls sprachen die Glühbirnen zu einander, als es dunkel war.

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Es geht immer besser


 

Auf vielfachen Wunsch zum neunten Mal:

Not und Rat in dunkler Zeit (1. Teil)

Es fing an an zur Zeit der Mondprojektionen. Für diejenigen, die zu jung sind, um sich daran erinnern zu können, möchte ich dankenswerterweise hinzufügen, daß die Zeit der Mondprojektionen auch die Zeit der Diskussionen über Glühbirnen war. Oder der Diskussionen unter Glühbirnen, denn nicht wenige Menschen gebrauchten damals, dem neuen Sprachgebrauch entsprechend, die uns heute unsachlich anmutende Formulierung "das Gespräch der Glühbirnen, als es dunkel war". Schon damals konnte sich niemand etwas darunter vorstellen, deshalb wurde zur endgültigen Klärung des Begriffs sowie der Folgen ein Rechtsanwalt hinzugezogen. Am Rande sei noch angemerkt, daß die Zeit, um die es hier geht, auch die Zeit der ungezügelten Rechtsanwaltsvermehrung war. Nun ist hiermit also erschöpfend dargelegt worden, wann es anfing. "Und dann?" werden diejenigen fragen, die zu jung sind, um sich daran erinnern zu können. Dann ging es weiter, antworte ich. Entgleiste jugendliche Güterballons tauchten im Scheinwerferlicht auf. Ihr Anführer trat vor und verlangte mit dampfendem Atem, einen Anwalt zu sprechen. In einer Zeit der ungezügelten Rechtsanwaltsvermehrung schien es ganz selbst verständlich, daß es auch einen für die Belange entgleister jugendlicher Güterballons geben mußte. Der einzige Anwalt auf dem ganzen verdammten Projektionsmond war aber der, den man zur weiter oben erwähnten Begriffsklärung hinzugezogen hatte. Und der war deshalb nichts weniger als entzückt, sondern nichts mehr als entsetzt. Nun auch noch entgleiste jugendliche Güterballons vertreten zu müssen, war einfach zu viel für ihn. Nachts lief er in seinem engen Badezimmer auf und ab, immer wieder denselben Satz wiederholend: "Ich wiederhole: Es ist alles viel zu viel!" Daran werden sich einige der jüngeren Leute gewiß noch erinnern (Es gibt aus jüngerer Zeit auch ein Bild mit dem Titel: "Jüngere Leute tauchen im Scheinwerferlicht auf und erinnern sich", Maler unbekannt). An diesem Punkt wußte sich der Anwalt nicht mehr allein zu helfen.

Fortsetzung folgt

Grundlage der ungezügelten Rechtsanwaltsvermehrung

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Verhalten bei Gesang


 


Die Fabrik stand in einem ganz abgelegenen Landstrich, am Rand einer kleinen Stadt. Schon aus der Ferne machte das Gebäude einen maroden Eindruck, offenbar wurde seit langem nichts mehr darin produziert. Durch eine defekte Tür gelangte ich ins Innere, wo ich mit total verwüsteten Räumlichkeiten konfrontiert wurde. Alles war verschimmelt, der Boden übersät mit Glassplittern und Schrott, mitten in der Halle, zwischen eingestürzten Mauern, breitete sich ein See aus. Es stank nach Moder und Verwesung.
Ich war froh, wieder ins Sonnenlicht hinauszutreten. Da sprach mich jemand an, ein Mann in Zivilkleidung, der sich als Kriminalkommissar auswies. Er wußte erstaunlicherweise nicht nur meinen Namen und daß ich jetzt hier anzutreffen war, sondern auch, daß ein Freund von mir vor seinem Tod irgendwo im Ort eine Wohnung angemietet, dieselbe jedoch nicht bewohnt hatte. Gleichwohl war er in eben dieser Wohnung tot aufgefunden worden. Bevor ich mich erkundigen konnte, woher ihm all das bekannt war, teilte der Kriminalkommissar mir mit: „Ich muß Ihnen etwas zeigen, das in direktem Zusammenhang mit dem Tod Ihres Freundes steht.“ Damit machte er mich ausgesprochen neugierig. Also willigte ich ein, ohne Fragen zu stellen. Vor einem langweilig aussehenden Haus in der kleinen Stadt hielten wir und stiegen aus. Ein alter Mann, der anscheinend zufällig vorbeikam, blieb stehen und sagte zu uns: „Entschuldigung, ich habe früher einmal in diesem Haus gewohnt. Jetzt sehe ich, daß da eine Wohnung leersteht. Wird das Haus abgerissen?“ Der Kriminalkommissar antwortete nur ganz kühl, davon sei ihm nichts bekannt. Ich entsinne mich, daß er dann die Haustür aufschloß, und daß wir beide ein paar Treppen hinaufstiegen. Im zweiten oder dritten Stockwerk öffnete der Kommissar die Etagentür, dann betraten wir die Wohnung, diese ungeheuerliche, völlig abwegige Wohnung. Mir stand der Mund offen. Mein Begleiter sah auf seine Uhr. „Wir dürfen nicht zu lange bleiben“, erklärte er mir, „es ist noch immer wirksam.“ Er führte mich in das Zimmer, wo die Leiche in einem allen Naturgesetzen spottenden Zustand gefunden worden war.
Nachdem wir die Wohnung wieder verlassen hatten, gestand ich, absolut nichts begriffen zu haben. „Kein Mensch begreift hier etwas“, erwiderte der Kommissar kopfschüttelnd, „aber ich dachte, ich zeige es Ihnen einmal.“

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Pfingsten mit Gummihandschuhen

 


 

Die Antarktis-Gegner („Die Antarktis muss weg!“) verbünden sich, alles Trennende überwindend, mit den Feinden der Arktis. Gemeinsam schaffen sie Nord- und Südpol ab.


 

Das Allernötige (Gedicht aus von DLF und WDR 3 gesendeten Originalblüten)

Werfen wir einen Fokus auf die Sorge vor dem Allernötigen.
Sie ist hoch.
Hoch wie die Faszination am Sozusagenen.
Sie steckt allen noch in den Kleidern.
Zum Archiv über das Leben haben wir keine Übersicht,
Doch die Gefangenen sind auf freien Füßen,
Und es fallen Schauer und Gewitter.


 

Himmlische Macht des Plattenspielens

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Eine, wie sagt man, Verkehrskontrolle (2. Folge und Beschluß)

Widerwillig sich in sein Schicksal ergebend, ließ Zimmerwald die Scheibe der Fahrertür hinunter. Die beiden Spielverderber in Verkehrspolizistengestalt steckten die Köpfe ins Wageninnere. Der erste sagte: "Guten Morgen, wir sind die, na, wie heißt das noch gleich?"
"Polizei?" schlug Zimmerwald, trotz allem hilfsbereit, vor. Erfreut rief der seines Berufs nicht ganz Sichere: "Genau! Woher wissen Sie das?" Aufs bewundernswerteste antwortete der von mir bereits seit Jahrzehnten bewunderte Zimmerwald ohne zu zögern: "Wir sind selbst Polizisten." "Echt?" riefen die beiden simultan. "Nein", gab Zimmerwald bescheiden zu, "ich hab nur Spaß gemacht."
Jetzt waren sie allerdings wachsam geworden. Man merkte es an der sogleich folgenden spitzfindigen Frage des Beamten: "Haben Sie was getrunken?"
"Nur ein Vorsorgeschnäpschen", erwiderte Zimmerwald. 

Der andere Polizist, der bisher noch nicht viel geäußert hatte, erkundigte sich unvermittelt ausgerechnet bei mir: "Dann sind Sie wohl der … na, der Dings … der Beifahrer?"
"Ich lenke", sagte ich, vielleicht gab ich aber auch an, Gas, Kupplung und Bremse zu bedienen. In der nächsten Sekunde dämmerte mir, wie problematisch eine derartige Auskunft aus dem Mund eines möglicherweise auf der Rückbank Sitzenden war, doch schien das gar nicht aufzufallen. Vielmehr fragte der Polizist, der die Unterhaltung eröffnet hatte, nun ganz unverblümt: "Können Sie uns fünftausend Euro geben?" Mir stockte der Atem, indessen Zimmerwald vergnügt konterte: "Nehmen Sie auch zehntausend?" Wie aus einem Munde riefen da die beiden: "Diese Antwort ist richtig!"

Unsere angedeutete Zahlungsbereitschaft schien ihnen auszureichen, ans Eintreiben des Geldbetrags dachten sie nicht. Im Gegenteil, sie wiesen uns mit vornehmen Gebärden an, unsere Reise fortzusetzen. Der erste Polizist rief uns geradezu liebevoll nach: "Gute … na, wie heißt das gleich wieder?"
"Fahrt!" ergänzte der zweite.

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Aha, Daniel Brühl …

»Am Ende jedes Drehtags stand ich in meinem Apartment unter der Dusche und habe wahrscheinlich ein ganz trauriges Bild abgegeben. Meine Haare waren ja getönt, und die dunkle Farbe lief mir jedes Mal übers Gesicht, wie bei einer Midlife-Crisis …« So berichteten Sie der Zeit von Ihren Erfahrungen während des Drehs der Serie »Becoming Karl Lagerfeld«.

Na, das ist ja nun wirklich typisch Midlife-Crisis, dass einem während jeder Dusche dunkle Farbe über das Gesicht läuft! Haben Sie auch andere charakteristische Symptome bemerkt wie die plötzliche Fähigkeit, mit Toten zu kommunizieren, einen Heißhunger auf Kinderseelen und das rötliche Verfärben Ihrer Pupillen? Dann handelt es sich um einen ganz normalen Verlauf!

Weiß Ihre Titanic

 Du, »FAZ«,

betitelst in Deinem Wirtschaftsteil einen Artikel über bezahlbaren Wohnraum mit »Eine neue Waffe gegen Wohnungsnot«. Aber ist es volkswirtschaftlich überhaupt sinnvoll, überzählige Mieter/innen zu erschießen?

Ist da noch nicht ganz entsichert: Titanic

 Los, los, Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD)!

In einer ersten Reaktion auf das berüchtigte Sylt-Gesangsvideo sagten Sie: »Wer Nazi-Parolen wie ›Deutschland den Deutschen – Ausländer raus‹ grölt, ist eine Schande für Deutschland.«

Da es für uns alle aber nichts Wichtigeres gibt, als Schande von Deutschland fernzuhalten, sollten Sie unbedingt versuchen, mit diesen im Grunde netten jungen Leuten ins Gespräch zu kommen, damit sie zusammen mit Ihrer Regierung und der oppositionellen CDU demokratische Parolen grölen wie: »Die Integrationsfähigkeit des Landes darf nicht weiter überstrapaziert werden!«

Bitte keinesfalls zögern und zaudern, sondern sofort in die Tat umsetzen, damit den echten, den bösen Nazis endlich das Wasser abgegraben wird!

Rät ganz tief unten aus der Mitte der Gesellschaft: Titanic

 Vroom-vroom, Schauspieler Vu Dinh!

Die allerliebste Bunte fragte Sie nach Ihrem »schönsten Autoerlebnis«, und Sie hatten eins: »Auf dem Weg zum Snowboarden. Als ich über den Pass fuhr, erstreckte sich das Inntal wundervoll bestrahlt von der Sonne. Die Musik im Radio – perfekt. Ich dachte nur: Das Leben ist gut.«

Um nicht zu sagen: perfekt. Und was die ekelhafte Bunte für eine Idee vom guten Leben hat, hätten wir nicht greller ins Licht gekriegt.

Lieber zu Fuß im Regen auf dem Weg zur Trinkhalle: Titanic

 Recht hast Du, Influencerin Tina Ruthe!

»Das hat einfach niemand verdient.« Mit diesem Satz kommentiertest Du in Deiner Insta-Story ein Bild, das ein brennendes Geflüchtetenlager in Rafah zeigte, und setztest noch ein Herz-Emoji dazu. Da können wir Dir nur zustimmen: Es hat wirklich niemand verdient, der gerade in einem Kriegsgebiet um sein Leben fürchten muss, als Content einer Influencerin herzuhalten und damit die Reichweite der kurz darauf geposteten Rabattcodes für die Shoppingbag in Leo-Optik zu pushen.

Stellt fest:

Deine Menschenrechtskommission von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Offene Fragen

Wenn man älter wird – also nicht mehr jung, aber noch nicht tot ist –, fängt man unweigerlich an, sich Gedanken über die noch offenen Fragen im Leben zu machen. Eine meiner: Was hat es mit dem Lied auf sich, das mir in meiner bedauerlicherweise in der Pfalz verbrachten Kindheit und Jugend immer wieder begegnet ist? Vorgetragen von Alkoholisierten verschiedenen Alters: »Wichs am Bee, wichs am Bee / Fasnacht is schon lang nimee« – zur Melodie des Narhallamarsches. Neben dem faszinierenden, aber eher unwichtigen Umstand, dass es im Pfälzischen möglich ist, »nicht mehr« auf »Bein« zu reimen, treibt mich die Frage um: Was genau bedeutet das: »Wichs am Bee, wichs am Bee / Fasnacht is schon lang nimee«? Liege ich richtig in der Annahme, dass der Autor dieses Liedes bedauert, sich selbst befriedigen zu müssen, weil die Fastnacht vorüber ist und – vermutlich – nicht mehr genug vom Alkohol derangierte Menschen verfügbar sind, um Sexualpartner abzugeben? Und wenn das so ist: Warum singen das so viele Leute nach? Ist das etwas, das vielen Pfälzer Männern so geht? Warum schaffen es pfälzische Männer außerhalb der Fastnacht nicht, Geschlechtsverkehr zu haben? Gut, am absolut sexualfeindlichen Dialekt könnte es liegen. Aber selbst dann bleibt die Frage: Warum wichst sich der Pfälzer aufs Bein? Um dann die Abwesenheit der sexbringenden Fastnacht zu beklagen – in Form der Fastnachtsmelodie schlechthin?

Man sieht: Es sind noch genug Fragen offen, dass wir nicht sterben müssen. Bitte beantworte sie niemand!

Tim Wolff

 Morning Routine

Obst zum Frühstück ermöglicht einen gesunden Start in den Tag, aber wer keine Lust hat, sich schon morgens in die Küche zu stellen und Früchte zu schnippeln, dem empfehle ich stattdessen Snoozies.

Loreen Bauer

 Rhetorischer Todesstern

Anstatt vor der Reise nach Irland mühsam meine eingerosteten Conversation-Skills aufzufrischen, hatte ich mich dazu entschlossen, einfach ein paar cool klingende Star-Wars-Zitate auf Englisch auswendig zu lernen. Beim abendlichen Guinness wollte ich in der dunkelsten Ecke des Pubs sitzen, die langen Beine mit den Wanderstiefeln entspannt auf dem Tisch abgelegt, und – sollte mich jemand etwas fragen – mit einer lässig dahingerotzten Antwort aus »Das Imperium schlägt zurück« geheimnisvoll und verwegen wirken. Obwohl ich mich dabei genau an das Skript hielt, wurde ich bereits ab dem zweiten Tag von den Locals wie ein Irrer behandelt und während des kompletten Urlaubs weiträumig gemieden. Ich glaube zwar nicht, dass es an mir lag, aber wenn ich einen Kritikpunkt nennen müsste, dann diesen: Ausschließlich Sätze in Wookie-Sprache zu verwenden, war möglicherweise ein Fehler.

Patric Hemgesberg

 Bilden Sie mal einen Satz mit »Hinduismus«

Absprachen zur Kindbetreuung,
manchmal sind sie Schall und Rauch bloß.
Beide in der Hand die Klinke:
»Wo willst hin du? Is mus auch los!«

Wieland Schwanebeck

 Ungelogen

Allen, die nicht gut lügen können, aber mal einen freien Tag brauchen, sei folgendes Vorgehen empfohlen: Morgens beim Arbeitgeber anrufen und sich krankmelden mit der absolut wahrheitsgemäßen Begründung: »Ich habe Schwindelgefühle.«

Steffen Brück

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
17.07.2024 Singen, Gems Thomas Gsella
19.07.2024 Hohwacht, Sirenen-Festival Ella Carina Werner
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst »F. W. Bernstein – Postkarten vom ICH«