Newsticker

Nur diese Kategorie anzeigen:Aus Eugen Egners Püppchenstudio Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Aus Eugen Egners Püppchenstudio

Der Reiseschriftsteller Kniefraß (nach RME Streuf)


 

Eine Jagdhieb-Landschaftsgeschichte

In der Landschaft draußen müssen wir gegebenenfalls den Jagdhieb einsetzen. Wir finden ihn bei Karl May ausgiebig und unaufhörlich beschrieben, daher muß er hier nicht eigens dargestellt werden. Stattdessen gehen wir tiefer in die Landschaft hinein, was entsprechende Geräusche verursacht. Ein Zoologe ist bei uns, Dr. Bartok von der Forschungsstation. Er kennt auch die Ordnung der Papageien, doch davon wollen wir jetzt nichts hören. Dr. Frankfurter kommt keuchend über das Hochplateau gelaufen und ruft schon von weitem etwas, das wie „Ein Eklat des Vertrauens“ klingt. Was kann er damit meinen? Er ist, als er uns endlich erreicht hat, so völlig außer Atem, daß er bis zum Ende dieses Textes kein Wort herauszubringen imstande ist. Wir schleifen ihn mit, immerhin ist er Dr. Frankfurter, und vielleicht können wir ihn noch einmal gebrauchen. Im Weitergehen betrachten wir die ausgezeichnete Wirkung der Anpassung von Gelände und Hintergrund. Was uns nicht gefällt, ist der Staub, der sich mit der Zeit auf Bäumen, Sträuchern und anderen Geländeteilen ansammelt. Dieser Staub stellt uns jedes Mal, wenn wir mit ihm konfrontiert werden, selbst auf allerkleinstem Raum, vor neue Probleme. Gerade hier, in der Landschaft, können wir ihn am wenigsten gebrauchen. Er bedeutet eine Geländestörung. Abfälle kann man immer und überall nutzbringend verwenden, Staub aber nicht. Der schnaufende, nach Luft ringende Dr. Frankfurter ist nach kurzer Zeit über und über davon bedeckt.
Doch es gibt noch anderes. Es nähern sich Geräusche in der Höhe, ein hohes Sausen und Pfeifen. Instinktiv nehmen alle die Stellung für den Jagdhieb ein. Dr. Bartok klärt uns auf: „Das sind nur kleine fliegende Teufel. Ganz harmlos. Sehen Sie!“ Wir lassen die Arme sinken und blicken nach oben. Der Schwarm fliegt über uns hinweg, zu erkennen ist nicht viel. Aber wir spüren die elektrischen Schwingungen, die die fliegenden kleinen Teufel erzeugen. Unter der Einwirkung gleichmäßiger mechanischer Quarzschwingungen werden mechanische Deformationen in stabilisierte Hochfrequenzschwingungen umgewandelt. Dadurch setzt sehr schnell die Dämmerung ein. Wir müssen uns um eine Übernachtungsmöglichkeit kümmern. Das ist in der Landschaft allerdings nicht so leicht wie in der Stadt. „Am Bahnhofsplatz gibt es fast immer einige Hotels, wenigstens doch eines“, schwärmt Frau Dr. Brandenburg, eine starke Raucherin. Ja, am Bahnhofsplatz könnten wir im Licht energiesparender Leuchten mühelos einen modernen Hotelbau finden. Doch davon haben wir jetzt nichts. Der Wind trägt Krähengeschrei heran, ein Hund bellt in der Ferne, eine Kirchenglocke schlägt in unregelmäßigen Abständen immer wieder. Ein paar Schüsse fallen, die Kugeln pfeifen an uns vorbei. Strömender Regen setzt ein, die Zigarette von Dr. Brandenburg verlischt, unsere Stimmen klingen gurgelnd. Dr. Frankfurter droht nun auch noch zu ertrinken. Es geht beim besten Willen nicht anders, wir müssen den Jagdhieb einsetzen, um die Landschaft zu erledigen.

Nur diese Kategorie anzeigen:Aus Eugen Egners Püppchenstudio Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Aus Eugen Egners Püppchenstudio


 

Eine fremde Frau im Ort

Seit vierzehn Tagen hielt sich in unserem Ort eine fremde Person auf, eine etwa dreißigjährige Frau. Zuerst war sie von niemandem bemerkt worden, denn damals besuchten viele Auswärtige unseren Ort, um sich im Kunstmuseum das verschwundene Bild anzusehen. Erst allmählich erkannten wir in jener Frau einen Dauergast. Es wurde Zeit, sie zur Rede zu stellen. Die Aufgabe fiel mir zu, und eines Dienstagnachmittags plazierte ich meinen Waldhaushalt so, daß die Fremde auf ihrem Weg unweigerlich daran vorbeikommen, wenn nicht sogar hindurchgehen mußte.
In unmittelbarer Nähe verlief der Fluß. Die Fische saßen am Ufer und warfen Dreck ins Wasser. „Seht euch diesen Mist an“, sagte einer von ihnen. Die Fische machten Probleme. Bei uns war das Wasser genormt (Normwasser), und wir wollten, daß es so bliebe. Doch obwohl wir es ihnen streng verboten hatten, warfen die Fische dauernd Dreck hinein, worunter die Norm litt. An besagtem Dienstagnachmittag warfen sie sogar Dreck nach der Frau, als sie sich meinem Waldhaushalt näherte. Ich bot ihr an, bei mir in Sicherheit abzuwarten, bis die Fische weiterschwammen. Notgedrungen kam sie herein.
„Herrje, die vielen Bahn-Bilder an den Wänden!“ rief sie aus. Ich erklärte ihr: „Als Kind wollte ich zur Bahn, doch meine Eltern waren dagegen und sagten: ‚Du kannst dir Bilder von der Bahn ansehen. Das reicht.‘ Und so ist es bis heute geblieben.“
Bevor ich die Frau fragen konnte, was sie in unserem Ort zu suchen hatte, fing sie von allein an zu berichten: „Ich bin zur Beerdigung meines Onkels hergekommen. Das war vor vierzehn Tagen, und jetzt bin ich noch immer hier. Ist es denn richtig, daß mein Onkel täglich wieder beerdigt wird?“ Woher sollte ich das wissen? Zufällig hatte ich den Verstorbenen zur Hand, sogar lebend. In einer Kommodenschublade bewahrte ich ihn (etwa um zwei Drittel verkleinert) zwischen allerhand Tüchern auf, so daß er es behaglich hatte. Infolgedessen wirkte er immer etwas verschlafen, doch keinesfalls unzufrieden. Ich zeigte ihn meiner Besucherin, und die beiden begrüßten einander wie alte Bekannte, während der Dreck von draußen an die Fensterscheibe klatschte. „Mir geht es gut“, sagte der Onkel zu seiner Nichte, „fahr ruhig nach Hause. Die Menschen suchen nur etwas Zerstreuung, deshalb bestatten sie mich so gern.“
Ich merkte altklug an: „Zerstreuung ist gut, sollte jedoch nicht bis zur Pulverisierung gehen.“
Die Frau fragte ihren Onkel, ob er ein Beruhigungs- oder Schlafmittel benötige, er aber erwiderte, er könne auswendig schlafen. Nach einem formlosen Abschied wurde die Schublade wieder in die Kommode zurückgeschoben.
„Gut, daß das nun zuende ist“, sagte die Frau. Mir fiel weiter nichts mehr ein. „Die Fische sind fort“, stellte ich anläßlich eines Blicks aus dem Fenster fest. In der nächsten Sekunde war auch die fremde Frau fort.
Erschöpft sank ich auf meinen Ruhesessel nieder. „Ich werde jetzt ein Stück Schokolade essen“, sprach ich zu mir selbst, „das Leben muß weitergehen.“

 


Wurzel aus Bergmann

Nur diese Kategorie anzeigen:Aus Eugen Egners Püppchenstudio Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Aus Eugen Egners Püppchenstudio

Die Landschafter (nach Marie Curie)


 

Ich lief in der Stadt umher und begann aus Geltungsbedürfnis eine Affäre mit einer mir unbekömmlichen Person, die meine Gegenwart nur widerwillig ertrug. Ein plötzlicher Wintereinbruch überraschte mich in Sommerkleidung (Anmerkung: Ich trug Sommerkleidung, nicht der Wintereinbruch). Um in der schrecklichen Wohnung der unbekömmlichen Person nicht zu erfrieren, verheizten wir Möbel, die dem Vermieter gehörten. Die Witterungsverhältnisse lieferten mir eine willkommene Ausrede, dem Dienst fernzubleiben. In diesem Winter – ich bedaure, dies sagen zu müssen – in diesem Winter ließ ich mich gehen. Unweigerlich geriet ich in Schwierigkeiten mit meinem Arbeitgeber. Ich nahm Zuflucht zu dreisten Ausflüchten, etwa indem ich, das Winterwetter für meine Zwecke instrumentalisierend, behauptete, gegenwärtig habe der Kampf gegen die Kälte Vorrang, weshalb ich mit der Komposition einer Sinfonie zu Ehren der Zentralheizung voll ausgelastet sei.

 


 

Jetzt noch ein holzarmes Getränk!

 

Nur diese Kategorie anzeigen:Aus Eugen Egners Püppchenstudio Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Aus Eugen Egners Püppchenstudio

Indianer beim Schattenwerfen


 

Der Füllhahn bei der Formalhantierung der Braut
Der Füllhahn und die Braut gehörten von vornherein nicht derselben Spezies an. Trotzdem und obwohl man nicht wissen konnte, welche Widersacher dies auf den Plan rufen würde, war man entschlossen, die Sache durchzuführen. Anhand erstaunlich einfühlsamer Konstruktionszeichnungen konnte von deutschen Ingenieuren dargelegt werden, wie fortan die Formalhantierung bei der Braut bemessen werden sollte. Beim praktischen Vollzug erwies sich die Hantierung der Braut (ob formal oder nicht) als unzutreffende Formulierung, denn realiter hantierte ja die Braut den Füllhahn, der selbst jenseits allen Füllens, bis auf unwillkürliche Reflexe, unbeteiligt blieb. Oder war es doch so gemeint, daß an der Braut eine Hantierung vorgenommen wurde? Man war unsicher und versuchte es mit der veränderten Formulierung "Der Formalhahn bei der Füllhantierung der Braut". Doch war dies keine zufriedenstellende Lösung. Das Vertauschen von Wörtern reichte offensichtlich nicht einmal für deutsche Verhältnisse. Also wechselte man lieber alles aus und fügte das unverzichtbare religiöse Element hinzu. Ab sofort ging es um das Thema Formalhuhn-Bekehrung in Deutschland.
Die Meinungen über die Formalhuhn-Bekehrung gingen weit auseinander. Führende Experten dieser Fakultät verstanden unter der Bekehrung des Huhns ausschließlich dessen Tötung. Andere Fachleute traten, bei allem schuldigen Respekt, für die Bekehrung durch Milch ein.

 


Feinzweck-Vorrichtung

Nur diese Kategorie anzeigen:Aus Eugen Egners Püppchenstudio Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Aus Eugen Egners Püppchenstudio

Beim Pferderennen


 

Zu einer Zeit, da ich tiefgreifende Erkenntnisse hatte wie beispielsweise die, daß Tankstellen für gewöhnlich keine Schnurrbärte zum Kauf anbieten, zu einer solchen Zeit, sage ich, wollte ich einen Roman schreiben. Mein Thema war folgendes: Ein Mann ohne Schnurrbart kauft auf einem Trödelmarkt oder sonstwo ein altes, verschlossenes Tagebuch ohne den dazugehörigen Schlüssel. Daheim überlegt er, wie das Tagebuch zu öffnen sei, sucht auch sein gesamtes Zimmer nach dem Schlüssel ab (vergebens) und beseitigt das Hindernis zuletzt gewaltsam mit einer Blechschere. Auf den nunmehr zugänglichen Seiten findet er außer dem aufs Vorsatzblatt geklebten Schlüssel die Aufzeichnungen einer ihm völlig fremden Frau. Wie der Mann bei der Lektüre verblüfft feststellen muß, ist er seinerzeit der Lebensmittelpunkt der Schreiberin gewesen, ohne etwas davon zu ahnen. Leider war ich nicht in der Lage, diese Idee auf dreihundert bis eintausend Seiten abzuhandeln. Nach einer halben war ich es leid und schwor dem Schreiben endgültig ab. Bis zum heutigen Tage habe ich nie wieder etwas geschrieben.

 


 

Zukunftsperspektive
Tankstellen belagern, bis es dort Schnurrbärte zu kaufen gibt.

 


Nur diese Kategorie anzeigen:Aus Eugen Egners Püppchenstudio Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Aus Eugen Egners Püppchenstudio

Weihnachten in Wuppertal-Ost


 

Die Erfüllung der Forderung

Stattdessen machte ich einfach weiter. Ich lief durch die Straßen, durch die ich vor vierzig und mehr Jahren gelaufen war, und wunderte mich, daß ich nicht dieselben Leute wie damals traf. In einer Seitenstraße traf ich den Kosmos. Zuerst erkannte er mich nicht, denn ich trug neue Schuhe. Sobald er aber meine Verkleidung durchschaute, wurde er zutraulich. „Habe ich erwähnt, daß der Himmel wieder meine Hose getragen hat?“ fragte er. Darauf mochte ich nicht eingehen, weil ich fürchtete, in etwas hineingezogen zu werden, das mich erstens nichts anging, und mir zweitens gewiß nur Ärger einbrachte. „Ich muß weiter“, sagte ich schnell und ließ den Kosmos stehen. Zweifellos hatte ich rüde an ihm gehandelt, aber was ging mich seine Hose an!
Zwei Blocks weiter passierte ich das Haus, in dem der Heide Sondermann wohnte. „Der Heide Sondermann baute die Sondermann-Orgel im Biertunnel“ wird immer behauptet, jedoch möchte ich mich nicht dazu äußern, denn wir leben längst in Verhältnissen, die keine freie Meinungsäußerung mehr zulassen. Jemand sah aus einem Fenster in der ersten Etage und lud mich ein: „Kommen Sie doch herein!“ Ich war noch nie gut im Identifizieren von Menschen, eventuell hatte ich es jetzt mit einem weiblichen Exemplar zu tun. Laut Handbuch konnten die Körpermerkmale so gedeutet werden, daher will ich im folgenden vorsichtshalber Worte wie „sie“ und „Frau“ verwenden.
Es ist beileibe nicht originell, wenn ein Passant zum Betreten eines ihm fremden Hauses eingeladen wird. Dergleichen dürfte in zahllosen Geschichten vorkommen, allerdings bin ich da auf Vermutungen angewiesen, denn ich kenne keine Geschichten. Ich vermute zudem, daß ich schließlich in einer sogenannten Küche landete. Die Frau, die mich hereingebeten hatte, saß am Tisch und beachtete mich nicht. Unerschütterlich aß sie die stärksten Fleischsorten, ohne Rücksicht auf mein zartes Gemüt zu nehmen. Einer schlechten Angewohnheit nachgebend, versuchte ich, eine Konversation zu eröffnen. „Fleisch wird zum Welterbe erklärt“, war alles, was mir einfiel. Darauf erfolgte keine Reaktion. Ich versuchte es also anders: „Sie essen, als hätten Sie einen zweiten Magen draußen in den Bäumen.“
„Das hätte mein Doktorvater sagen können“, meinte die Frau, „er hat auch immer gesagt: ‚Die Leistungsinfrastruktur muß ausgebaut werden.‘“ Jäh wurde ihr klar, daß sie berufen war, diese Forderung ihres Doktorvaters zu erfüllen. Noch am selben Nachmittag war es soweit: Zum Ausbau der Leistungsinfrastruktur stellten wir vor dem Rathaus einen selbstgebauten Kasten auf, in dem wir wochenlang schnarchend saßen.

 

Nur diese Kategorie anzeigen:Aus Eugen Egners Püppchenstudio Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Aus Eugen Egners Püppchenstudio

Mensch und Maschine


 

Eines Abends wollte ich überprüfen, ob die menschliche Spezies noch existierte, verließ mutig mein Zimmer und begab mich in den gefährlichen Raum außerhalb des Hauses. Indem ich die unter dem Begriff „Gehen“ bekannt gewordene Fortbewegungstechnik anwandte, kam ich zu einem Haus, dessen Besitzer dabei war, seinen Familiennamen in vom Weltall aus lesbaren Riesenlettern aufs Dach zu malen. Ich wollte den Mund öffnen, um ein tiefgründiges Gespräch mit ihm zu führen, da landete plötzlich ein kleines Raumschiff in dem an Zierrat reichen Vorgarten. Zwei ganz und gar irdische Kinder kamen aus einer Luke heraus und stritten eine Weile gut verständlich über typische Kinderangelegenheiten. Dann begaben sie sich an Bord zurück und flogen so schnell, wie sie erschienen waren, wieder fort. Was für ein unglaubliches Erlebnis! Wir hatten leibhaftige Außerirdische gesehen! Daß sie wie menschliche Kinder gewesen waren, fand ich zwar enttäuschend, aber immerhin – es gab sie! Aufgeweichten Verstands kreischte ich von kosmischer Offenbarung und Anbruch eines neuen Zeitalters. Der sein Dach beschriftende Mann erklärte mir lachend, das alles sei nur inszeniert worden, um mich darauf aufmerksam zu machen, daß meine Krankenversichertenkarte in wenigen Tagen ablaufen würde.

 


Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Byung-Chul Han!

Gern lasen wir in den letzten Jahren Ihre kritisch-theoretischen Bändchen über die »Müdigkeitsgesellschaft« und die »Transparenzgesellschaft« und hielten jetzt die vierte (!), 2022 erschienene Auflage Ihrer »Palliativgesellschaft« in den Händen, allwo Sie, der Sie natürlich Adornos Wort kennen, dass auf dem Grunde der herrschenden Gesundheit der Tod liege, vor einer Hygienediktatur warnten: »Die Quarantäne ist eine virale Variante des Lagers, in dem das nackte Leben herrscht. Das neoliberale Arbeitslager in Zeiten der Pandemie heißt ›Home-Office‹. Nur die Ideologie der Gesundheit und die paradoxe Freiheit der Selbstausbeutung unterscheiden es vom Arbeitslager des despotischen Regimes«, außerdem der Kaffee-Vollautomat, schnelles Internet und ein weiches Bett, die Plattensammlung und der volle Kühl-, Kleider- und Schuhschrank sowie der Lesesessel, in dem sich dann erfahren lässt, dass es im Gulag wenigstens keine Ideologie der Gesundheit gibt.

Könnte Nawalny es bestätigen, er tät’s!

Darauf noch einen Macchiato: Titanic

 Danke, »Zeit«,

für Deinen Artikel mit dem Titel »So gefährlich sind Blitze«! »Gewitter können tödlich sein« heißt es weiter im ersten Satz. Na, dann werden wir die als harmlos eingeschätzten Lichtspiele in Zukunft deutlich kritischer beäugen! Wir freuen uns auf weitere nützliche Artikel von Dir wie »Lava – warum wir sie meiden sollten« und »Tollwütiger Grizzlybär, dein Freund und Helfer? Von wegen!«

Immer auf der Hut: Titanic

 Easy, »Funk«!

In einem Instagram-Post zu den hohen Beliebtheitswerten der AfD unter Jugendlichen bringst Du es auf Deine gewohnt reflektierte Art auf den Punkt: »Manche jungen Leute haben sehr viel Angst vor Rechtsextremismus. Und gleichzeitig: Manche jungen Leute machen sich Sorgen vor einer ungebremsten Zuwanderung. Das heißt: Junge Menschen sind unterschiedlich. Manche sind eher links. Manche eher rechts. Surprised Pikachu Face.«

Und das muss man ja auch gar nicht immer gleich bewerten, sondern kann es erst mal einfach wertfrei wahrnehmen und anerkennen. Denn Menschen sind halt unterschiedlich und ihre Wahrnehmungen auch. Und es ist, nur so als Beispiel, genauso valide und gut, zu sagen, dass Funk eine wichtige Säule der demokratisch-freiheitlichen Meinungsbildung ist, wie die Aussage zu treffen, dass bei Dir ausschließlich jämmerlicher Arschkotzcontent produziert wird, den niemand braucht, weil die Leute, für die diese Posts gemacht sind, gar nicht existieren können, da sie einfach zu blöd zum Leben wären. Haben wir das richtig verstanden?

Fragendes Pikachu Face von Titanic

 Was geht ab, sächsische Steuerverwaltung?

Bei der Jugend anscheinend nicht so viel – jedenfalls träumen Deinen Erhebungen zufolge, man soll es kaum für möglich halten, nicht alle Schulabsolvent/innen den großen Traum von einer Karriere in der Finanzbuchhaltung.

Um junge Menschen trotzdem für aufregende Expeditionen in die Welt der Prozentrechnung und der Pendlerpauschalen zu begeistern, hast Du Dir einen Slogan überlegt: »Lust auf ein AbenSteuer?«

Wir freuen uns also jetzt schon darauf, wie Superheld Taxman in seiner nächsten Soli-Mission allen außergewöhnlichen Belastungen trotzt und nur knapp einem mörderischen Ehegatten-Splitting entgeht! Und zwar gerade noch rechtzeitig, um zu verhindern, dass Superschurke Dr. Elster die Welt in die kalte Progression stürzt.

Schreibt Dich dieses Jahr sicher wieder ab: Titanic

 Sie, Thomas Müller,

Sie, Thomas Müller,

haben während eines Länderspiels ein Paar Fußballschuhe getragen, dessen linkes Exemplar der mit Filzstift geschriebene Name Ihrer Frau Lisa zierte, was die Bild-Zeitung als geheime Liebesbotschaft wertete. Nun kennen wir uns in Ihrer Beziehung nicht so aus, aber da Sie in der Regel beidfüßig nach allem treten, was Ihnen in die Quere rollt, läuft oder stolpert, und dabei auch durchaus mal dreckig spielen, liegt es doch eigentlich viel näher, hinter der »Lisa«-Kritzelei etwas anderes zu vermuten: eine offensichtlich misogyne Hassbotschaft.

Wird auch oft missverstanden: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Ungelogen

Allen, die nicht gut lügen können, aber mal einen freien Tag brauchen, sei folgendes Vorgehen empfohlen: Morgens beim Arbeitgeber anrufen und sich krankmelden mit der absolut wahrheitsgemäßen Begründung: »Ich habe Schwindelgefühle.«

Steffen Brück

 Unterirdischer Anlagetipp

Viele Vermögende kaufen Gold oder Kunstwerke, um ihren Reichtum gegen Inflation etc. abzusichern. Dabei gäbe es Investments, die wahrlich auf die Ewigkeit verweisen: Reliquien. Reliquien wären Finanzprodukte mit Hand und Fuß, die nicht nur die Überreste der Heiligen, sondern auch das eigene Kapital konservierten. Einen Namen gäbe es auch schon für diese geniale Anlageoption: »Krypta-Währung«.

Jürgen Miedl

 Bilden Sie mal einen Satz mit »Hinduismus«

Absprachen zur Kindbetreuung,
manchmal sind sie Schall und Rauch bloß.
Beide in der Hand die Klinke:
»Wo willst hin du? Is mus auch los!«

Wieland Schwanebeck

 Dritter Weltkrieg?

Warum eigentlich nicht? Aller guten Dinge sind drei.

Dorthe Landschulz

 Beim Marktstand mit dem schlechten Verkäufer

»Entschuldigung, dürfte ich die zwei Gurken da hinten links haben und drei kleine Äpfel?«

»Nein!«

Laura Brinkmann

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
17.07.2024 Singen, Gems Thomas Gsella
19.07.2024 Hohwacht, Sirenen-Festival Ella Carina Werner
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst »F. W. Bernstein – Postkarten vom ICH«