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Aus Eugen Egners Püppchenstudio

Nichts von alledem! Vielmehr soll an dieser Stelle abschließend auf den Prüfungsbericht vom (Datum unbekannt) eingegangen werden. Der erste Teil dieses Berichts, die Seiten 1 bis 27, gilt – im Unterschied zur Schriftprobe – als verschollen. Eine Rekonstruktion – zumal auf der Grundlage der Schriftprobe – wird inzwischen allgemein nicht mehr für möglich gehalten.  
Überlebende Prüflinge, die Jahre später noch hatten ermittelt werden können, machten bei Befragungen stark von einander abweichende Aussagen. Von einer „angespannten Situation“, ja, von „Angst und Schrecken“ war die Rede, doch auch davon, daß jede beliebige Antwort akzeptiert worden sei. Einige Zeugen bezeichneten den seinerzeit amtierenden Prüfer, an dessen Namen sich bemerkenswerterweise niemand erinnern konnte oder wollte, als „Teufel in Menschengestalt“, andere als „wohlwollend“ und „eine wirklich gute Wahl“. Übereinstimmung herrschte lediglich in einem Punkt. Sämtliche Befragten erwähnten, daß sich in den vielen Falten der von dem Prüfer getragenen Oberbekleidung „vielleicht eine zweite Person verborgen“ hatte. Möglicherweise habe aber auch eine körperliche Anomalie bewirkt, daß ein dritter Arm aus seiner Brust herauszuhängen schien. Dieser Arm sei „voll entwickelt“ gewesen, doch „schlanker als die beiden übrigen“, und „auch die deutlich kleinere Hand könnte eher die einer Frau gewesen sein“. Alle Zeugen gaben an, sie hätten wahrgenommen, daß die zusätzliche Extremität nie aus eigener Kraft agiert habe, sondern mittels der rechten oder linken Hand bewegt worden sei. Unter den vorstehend genannten Umständen erscheint es sinnvoll, den überlieferten zweiten Teil des Berichts, die Seite 28, zu vernichten.  
Eventuell noch bestehende Fragen werden unter der Telephonnummer 4 beantwortet. 

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Die Kästen am Hauptbahnhof (2. Teil)

Was sie sagte, erstaunte mich. Tatsächlich hatte ich schon öfter Geräusche registriert, die nahelegten, ein kleines Insekt, das sich nach Belieben in einen Flüssigkeitstropfen verwandeln konnte, bewohne mein linkes Innenohr. „Sind Sie Ohrenärztin?“ fragte ich. Die Frau verneinte und sagte dann etwas, das ich wegen der Geräusche in meinem Ohr nicht verstehen konnte. Ich machte mir Gedanken darüber, ob sie wirklich in diesem Kasten wohnte, dessen Grundfläche ihr kaum gestattete, sich ausgestreckt hinzulegen. Es mußte ein geräumigerer unterirdischer Bereich vorhanden sein. Wie es sich unter solchen Umständen wohl lebte? In meinem linken Ohr zischte es. Über die Kleidung der Frau lief eine elektrische Welle, die ein pulsierendes, aber flüchtiges Art deco-Muster erzeugte. Offenbar wollte die Frau nicht, daß ich es sah, denn sie schloß schnell die Tür vor mir.
Ich ging weiter in Richtung der Gleise. Bis zum Hauptbahnhof war es noch weit. Überall im Land wuchs in zahllosen Holzkästen etwas heran, und niemand wußte, was es war. Die Menschen befürchteten, nachzusehen brächte Unglück. Deshalb wurden die Kästen ignoriert und ihre Erwähnung untersagt. Man durfte lediglich über die Schlafhütten reden, in denen sich große geierartige Vögel nebeneinander auf den Boden legten. Ein paar Nächte später stand ich dann wieder vor dem Kasten der ärmlich gekleideten Frau.


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Die Kästen am Hauptbahnhof (1. Teil)

Als ich in der Nacht wieder den Hauptbahnhof suchte, kam ich nach langem Irren durch Straßen, Treppenhäuser und unterirdische Gänge schließlich zu einem schlecht beleuchteten Platz, auf dem einige Holzkästen standen. Jeder von ihnen war etwa zwei Meter mal einen Meter fünfzig im Quadrat groß und wies lediglich eine Tür, doch kein Fenster auf. Es schien mir möglich, daß ich mich auf dem richtigen Weg befand, denn ein Gerücht besagte, in der Nähe des Hauptbahnhofs seien die überall im Land anzutreffenden Holzkästen (in welchen angeblich etwas Unbekanntes heranwuchs) größer sowie von anderer Bauart als üblich. Im Hintergrund glaubte ich außerdem, Gleise zu erkennen. Um mir Gewißheit zu verschaffen, klopfte ich an die Tür des nächsten Kastens. Sofort wurde geöffnet und eine ältere, ärmlich gekleidete Frau schaute heraus. Auf meine Frage antwortete sie mit rauher Stimme: „Es haben schon viele den Hauptbahnhof gesucht und dabei vergessen, was sie suchten.“
„Auf mich trifft das nicht zu“, entgegnete ich. „Ich glaube sogar, schon die Gleise zu sehen.“
„Das ist erst der äußerste Gleisbezirk. Bis zum Bahnhof selbst ist es noch weit.“
„Noch weit?“ rief ich erschrocken. „Mein Zug fährt in zehn Minuten!“
„Beruhigen Sie sich“, sagte die Frau. „Selbst, wenn Sie diesen Zug noch erreichen, wären Sie eines Nachts doch wieder hier. Ich glaube, in Ihrem linken Ohr ist etwas, das diese Störung verursacht. Sind Ihnen keine entsprechenden Geräusche aufgefallen?“

(Wird voraussichtlich fortgesetzt)

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Schönheit und Zauber des Mangels  

Kaltner konnte sich entsinnen, am Nachmittag vom Bahnhof mit dem Taxi zu den Eheleuten Errelier gekommen zu sein, um mit ihnen über Schönheit und Zauber des Mangels zu sprechen. Herr Errelier hatte ihm bestätigt: „Vom Bahnhof sind Sie gekommen, mit dem Taxi.“  Frau Errelier hatte gefragt: „Haben Sie etwas Besonderes mit dem Bahnhof gemalt?“  „Nein“, war Kaltners Antwort gewesen, „es ist ein Bahnhof, mit dem man nichts malt. Möchten Sie es einmal sehen?“  So waren sie auf das Thema „Darstellung des Nichts mit den Mitteln der Malerei“ gekommen. Das Licht, welches alles mit angehört hatte, versuchte daraufhin, das Nichts mit den Mitteln der Lichtbildnerei darzustellen. Ebenso gut hätte eine Migräneraura versuchen können, den Bahnhofsvorplatz zu beleuchten.  


 

 

 

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Halbdoppels Fungifabrikation (Teil 2)

Diverse Firmentiere führten den neuen Chef stundenlang herum, auf daß er ein Bild von allem gewänne. In der Fabrik wurden Pilze und Pilzkonserven hergestellt, natürlich auch Pilzsuppen in allen Sprachen. In der Forschungsabteilung arbeitete ein Spezialistenstab verbissen an Speisepilzen gegen Pilzvergiftung und Schlafstörungen sowie zur Erkenntnis der tatsächlichen Beschaffenheit der Welt.
Zu dieser Zeit häuften sich die Beschwerden über die Fabrik. Es hieß, der Betrieb verbreite bei der Herstellung seiner Produkte einen derartigen Gestank, daß es im ganzen Landkreis nicht auszuhalten sei. Alles Hornvieh und der Forellenbestand würden von solchem Geruch zersetzt. Im Freien arbeitenden Menschen werde jeder Appetit genommen, es sei ihnen unmöglich, ihr Essen draußen zu verzehren. In der Bevölkerung hielt sich das Gerücht, in der Fabrik würden Leichen verbrannt. Ein Rittergutsbesitzer schrieb gar an die Geschäftsleitung, "das ohnmachterregende und seinverwirrende Miasma" habe alle seine Hirsche hingerafft, und er selbst halte einen solchen Zustand überhaupt nicht für möglich.
Instinktiv spürte Halbdoppel, daß er sich darum kümmern mußte. Stündlich nahmen die Emissionen zu, in gleichem Maße verschärften sich die Proteste. Nun bemerkte man schon ein ungutes Vibrieren der Luft, in den Zeitungen stand nur Unfug, erste mysteriöse Todesfälle traten auf. Vom Landratsamt wurde eine Inspektorin geschickt, dann noch eine, oder war es dieselbe mit anderer Frisur oder anderem Pullover?
Bevor sich der von allen Seiten angegriffene Fabrikbesitzer der minderjährigen Tochter des Kesselmeisters widmen konnte, gab es einen lauten Knall. Dieser löste eine Explosion aus, und als häßliches Überbleibsel blieb nur der Fabrikschornstein stehen. Das war das Ende von Halbdoppels Fungifabrikation.


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Erstveröffentlichung der stark verbesserten neuen Version:

Halbdoppels Fungifabrikation (Teil 1)

Es waren Ahnentiere aufgetreten und hatten Friedrich Halbdoppel eine Pilzfabrik in der Südheide, nahe bei der Kreisstadt Abomch, übermacht. Zu der Erbschaft gehörten unüberschaubare Pilzkulturen ebenso wie ein herrschaftliches Landhaus mit Familie. Im Salon genehmigte sich der inzwischen knebelbärtige Industrielle eine Serie von Schnäpsen, die absichtlich nicht aus Pilzen gemacht waren. Gleichzeitig beschloß er, als nächstes die Fabrik in Augenschein zu nehmen. Ein Chauffeurtier brachte ihn zum Werksgelände."Sehen Sie jetzt bitte nicht hin", ließ sich das Chauffeurtier vernehmen, als das Firmenschild in Sicht kam. Obwohl durchgestrichen und mit der handschriftlichen Korrektur Halbdoppels Fungifabrikation versehen, prangte darauf immer noch gut lesbar der Schriftzug Telefunken. Halbdoppel befahl, unverzüglich eine eindeutige Beschriftung anzubringen.Durch den Eintritt in die Fabrik unterwarf er sich automatisch den Bestimmungen der Fabrikordnung. Am besten gefielen ihm die von Telefunken übernommenen Kesselarbeiterinnen, doch auch sein Chefbüro war nicht zu verachten. Über dem reichverzierten Thron hing ein großes Ölgemälde aus der Petersburger Ikonoborzenschule mit dem Titel Wie der Genosse Solouchin einmal einen Pilz nicht fangen konnte. Darauf war zu sehen, wie es dem Wald an den Kragen ging, indem die unrasierten Pilzjäger mit Hörnerschall, härenen Beuteln und Taschenflaschen das Unterholz niederstampften. Mit einer Kappe aus Rattenfell bekleidet saß Solouchin im Baumwipfel und brummte.

(Fortsetzung folgt)


 

 

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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Kunststück, »Welt«!

Im Interview mit der Rheinischen Post beschwerte sich Sängerin Cyndi Lauper darüber, dass Frauen ständig auf ihr Alter reduziert würden. Aus diesem Statement hast Du, Welt, nicht nur geschafft, einen ganzen Artikel zu stricken, Du hast auch noch äußerst subtil Deinen eigenen Standpunkt zur Causa klargemacht und Laupers Aussage folgendermaßen zusammengefasst: »Popsängerin Cyndi Lauper hält es für sexistisch, Frauen nach ihrem Alter zu fragen: ›Alter ist eine Kategorie, die benutzt wird, um uns kleinzuhalten‹, sagte die 71jährige.«

Wie clever von Dir! Indem Du das Alter genüsslich anmerkst, hast Du es der meckernden alten Frau aber mal so richtig gezeigt! Andererseits: Es nötig zu haben, aus Interviews anderer Zeitungen Artikel zusammenzukloppen – lässt das nicht Dich und Deinen angeblichen journalistischen Anspruch auch ziemlich alt aussehen?

Fragt Dein greises Kollegium von Titanic

 Kopf einschalten, »Soziologie-Superstar« Hartmut Rosa (»SZ«)!

Wahrscheinlich aus dem Homeoffice von der Strandbar tippen Sie der SZ dieses Zitat vor die Paywall: »Früher waren zum Beispiel die beruflichen Erwartungen, wenn man zu Hause war, auf Standby. Heute kann man andersherum auch im Büro natürlich viel leichter nebenbei private Kommunikation erledigen. Man kann nichts mehr auf Standby schalten, selbst im Urlaub.«

Ihr Oberstübchen war beim Verfassen dieser Zeilen ganz offenbar nicht auf Standby, denn dieser Begriff bezeichnet laut dem Cambridge Dictionary »something that is always ready for use«. Also sind wir gerade im Urlaub und im Feierabend heutzutage für den Job immer im Standby-Modus – also auf Abruf –, anders als bei der Arbeit, wo wir »on« sind, und anders als früher, wo wir dann »off« waren und daher alles gut und kein Problem war.

Dagegen dauerhaft abgeschaltet sind Ihre Hardwarespezis von Titanic

 Moin, »Spiegel«!

Bei dem Artikel »Wir gegen uns« wussten wir nach dem Artikelvorspann »Die linksextreme Szene in Deutschland hat einen neuen Gegner: sich selbst« schon, dass da nichts Kluges drinstehen kann. Die Linke sich selbst ein »neuer Gegner«? Da drehen sich aber so einige vor Lachen im Grabe um.

Nicht ganz so geschichtsvergessen: Titanic

 LOL, Model Anna Ermakova!

Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung verrieten Sie Ihre sprachlichen Ambitionen: »Ich möchte unbedingt lernen, Witze auf Deutsch zu machen. Ich will die Leute zum Lachen bringen, ohne dass sie nur über mich lachen«. In Deutschland fühlten Sie inzwischen »eine solche Wärme«.

Der war schon mal gut!

Loben die Witzeprofis von Titanic

 Tagesschau.de!

»Sei nicht immer so negativ!« wollten wir Dir schon mit auf den Weg geben, als Du vermeldetest: »Juli stellt knapp keinen Temperaturrekord auf«. Auf Schlagzeilen wie »Zehnkämpfer Leo Neugebauer erringt in Paris knapp keine Goldmedaille«, »Rechtsextremer Mob erstürmt im nordenglischen Rotherham knapp kein potentiell als Asylunterkunft genutztes Hotel« oder »19jähriger Islamist richtet bei Taylor-Swift-Konzerten in Wien knapp kein Massaker an« hast Du dann aber doch verzichtet.

Es gibt sie also noch, die positiven Nachrichten.

Vor allem von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Unwirtliche Orte …

… sind die ohne Kneipe.

Günter Flott

 Wahre Männer

Auto verkauft, weil das gute Olivenöl zu teuer geworden ist.

Uwe Becker

 Fachmann fürs Leben

Im Gegensatz zur Schule hat man im Zivildienst viele nützliche Dinge gelernt. Zum Beispiel, dass man die Körper von Menschen, die sich selbst nicht mehr bewegen können, regelmäßig umlagert, damit keine Seite wund wird. Um anhaltenden Druck auf die Haut zu minimieren, wende ich auch heute noch die Pfirsiche in der Obstschale alle paar Stunden.

Friedrich Krautzberger

 Steinzeitmythen

Fred Feuerstein hat nie im Steinbruch gearbeitet, er war Rhetoriker! Er hat vor 10 000 Jahren zum Beispiel den Whataboutism erfunden und zu seiner Losung erhoben: »Ja, aber … aber du!«

Alexander Grupe

 Meine Mitbewohnerin

legt Dinge, die nicht mehr so ganz intakt sind, in Essig ein. Dabei ist es egal, ob es sich um verkalkte, schmutzige oder verschimmelte Dinge handelt. Ich würde bei ihr den Verbrauch von Salzsäure in den kommenden Jahren intensiv beobachten – gerade falls ihr Partner unerwarteterweise verschwinden sollte.

Fia Meissner

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 18.09.: TITANIC-Zeichnerin Hilke Raddatz ("Briefe an die Leser") ist mit dem Wilhelm-Busch-Preis geehrt worden. Die SZLZ und der NDR berichten.
Titanic unterwegs
19.09.2024 Berlin, Kulturstall auf dem Gutshof Britz Katharina Greve
19.09.2024 Hamburg, Centralkomitee Hauck & Bauer
24.09.2024 Oldenburg, Jasper-Haus Bernd Eilert
24.09.2024 Stade, Stadeum Hauck & Bauer und Thomas Gsella