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Fabian Lichters Economy Class

Spalter

Je mehr von der Spaltung der Gesellschaft gejammert wird – so einfach bin ich nun einmal gestrickt – desto mehr wünsche ich sie mir herbei. Es kann, das zeigt die Geschichte, ja auch eigentlich gar nicht genug gespalten werden, alles andere käme letztlich dem endgültigen Stillstand gleich, wäre tumbe Vereinsmeierei und bedeutete ein Leben im Musikantenstadl-Mindset. Ohne Spaltungen herrschte noch das Mittelalter und Modern Talking sängen bis in alle Ewigkeit Brother Louie. Dass mit der Angst vor der Spaltung etwas faul sein muss, es zeigt sich doch schon allein daran, wem man hier immerzu sein Händchen entgegenstrecken möchte, aus Angst, ihm nicht gerecht zu werden, sprich, daran, wann sie zu Tage tritt, die olle Spaltungsangst. Nämlich zuverlässig dann, wenn es um Menschen geht, zu denen hin ein trennender Spalt eigentlich gar nicht groß genug sein kann. Aha, denkt da der vorbildlich liberale Meinungsmacher, der um die Meinungskorridore besorgte Leser, ein Spalter, ein Opportunist! Hinfort! Dazu ließe sich verteidigend entgegnen, dass dem Dialog womöglich auch ein wenig entgegenarbeitet, wer mit der Unterhose auf dem Kopf und einer Reichskriegsflagge über der Schulter auf die Party platzt. Die bittere Wahrheit ist: Spalten tut bisweilen weh, aber gut. Und das Schisma der Gegenwart, es ist die Spaltung der Menschheit in eben diejenigen unter ihnen, die sich eher freiwillig Pferdeentwurmungs- oder Lösungsmittel zuführen würden, als inmitten einer globalen Pandemie freiwillig eine Impfung in Betracht zu ziehen und den Rest. Nur entscheiden müsste sich die mediale Panikfraktion dann doch einmal: Was ist denn nun schlimmer, was die wohl größere Gefahr für Abendland und Zivilisation: die Gleichmacherei oder doch die Spaltung der Gesellschaft?

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Narri, Narro, Narrativ

Dass das Wort Narrativ ein Un- und Blähwort sondergleichen sei, hat einem schon so mancher ins Ohr gebläht, dabei kommt es wie immer natürlich auch noch ein wenig auf den Kontext an. In der Erzähltheorie, wo man sich mit Narrativen beschäftigt, kann womöglich durchaus angebracht sein, was in Werbung und Politik, wo man inzwischen überhaupt nurmehr Erzählungen kennt, zur Nebelgranate verkommt. Er glaube nicht an die Erzählung, Ausgangssperren seien bei der Vermeidung von Ansteckungen ein geeignetes Mittel, erklärte Christian Lindner seinem Gegenüber Ingo Zamperoni jüngst und führte damit eben seine Erzählung und die derjenigen ins Feld, die sich von einer Pandemie und wahnwitzigen Zahlen beispielsweise nicht die Karnevals- bzw. Faschingslaune verderben lassen möchten. Egal, ob der schunkelnde Nebenmann nächste Woche mangels freier Intensivbetten vielleicht schon ausgeflogen werden muss. Vielleicht freut es ihn ja gar, wo es dieser Tage wieder kompliziert werden könnte mit dem Reisen? Und als etwa die Grünen im Wahlkampf neue Erzählungen anpriesen, war auch das nur folgerichtig, erzählen kann man schließlich viel, wenn der Tag lang ist, und tut es besonders dann gerne, wenn man darüber hinaus wenig zu bieten hat. Dass es mit der einen Wahrheit schwierig, bisweilen gefährlich sein kann, weswegen es jetzt also viele gibt, wissen nicht nur Philosophie-Erstsemester, auch Querdenker und Neonazis haben nichts anderes im Sinn, als ihre eigene Geschichte zu etablieren, ganz wie der über die neoliberale Leere hinwegschwallende Politapparat. Damit schlägt es, so das Narrativ dieses Textes, um. Dann, wenn sich jeder seine eigene Erzählung der Wirklichkeit bastelt und im Wettbewerb der frei flottierenden Narrative in den Kampfmodus geht. Konsequent hingegen ist’s allemal, wo herrschen schließlich noch andere Prinzipien als die des Übertrumpfens, des Täuschens und Auslegens der Tatsachen zum eigenen Vorteil. Dabei können allzu verbindliche Übereinkünfte ja auch nur noch stören.

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Von oben

"Das reichste Prozent – das sind weniger Menschen als die Bevölkerung Deutschlands – wird laut Oxfam bis 2030 für 16 Prozent der globalen Gesamtemissionen verantwortlich sein", meldet u.a. die SZ, und das ist natürlich speziell für all jene ärgerlich, die sich seit längerem schon regelmäßig mit dem Lastenrad zur fairen Kaffeerösterei quälen, um mit eigener Waden Arbeit ihre und unser aller Öko-Bilanz zu verbessern, während bereits die Vertreter der privaten Raumfahrt fröhlich sich gerieren und man geschwind ins All fliegt, einfach, um mal ein bisschen runterschauen zu können.
Von "ökologischen Vandalen" sei in der Studie die Rede, mit dem Geld kommen nun mal die Möglichkeiten und die haben es in sich: "Mit einem einzigen Weltraumflug verursache ein Milliardär mehr Emissionen, als jemand aus der ärmsten Milliarde Menschen in einem ganzen Leben zusammenbringe", SZ. Man muss darauf nicht plumpem und wie man weiß auch nicht unproblematischem Reichenhass und dessen Agitation verfallen, hat sich das mit der unsäglichen "Wir sind die 99 Prozent"-Rhetorik von vor einigen Jahren, doch endlich ein wenig gelegt, immerhin ist Reichtum, so munkelt man, auch alles andere als verteufelnswert, die Armut wäre es schon eher, und das alles ist dann eben auch viel mehr ein funktionaler Zusammenhang als eine Charakterfrage. Denn das Eine gibt es hier nun mal nur mit dem Anderen. Mit dem Hass auf die Armen zumindest hält man es weiter wie eh und je und wem es hierzulande etwa noch nicht zur eigenen Rakete langt, der darf sich schon einmal wundern und fragen, was z.B. die "Experimentierräume" wohl so mit sich bringen werden, die die Ampelkoalition sich für das neue Arbeitszeitgesetz vorsieht. Zeitdehnungen ganz fernab kosmischer Raum-Zeitphänomene winken da bereits am Firmament – fürchten Gewerkschaften und Arbeitnehmerinnen – und das alles ganz ohne abheben zu müssen. Wozu also noch in die Ferne schweifen?

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Machen und Tun

"Programmieren ist für Kinder wichtiger, als eine zweite Sprache zu lernen", sagte Apple-CEO Tim Cook jüngst dem Stern und das ist natürlich so richtig oder falsch, als hätte man zu Zeiten der Industrialisierung den gut gemeinten Ratschlag von sich gelassen, Kinder sollten sich für das Feld oder den Stollen wappnen. Man weiß ja seit Horkheimer, welche Art Vernunft hier waltet. Und ob es wirklich klug ist, dem Kind "Tools" wie "Programmieren lernen mit der Maus", also jener Maus mit dem Elefanten (19,90 € auf Amazon.de), oder das Basteln mit dem Arduino vorzuenthalten, darum soll es hier gar nicht erst gehen. Mark Zuckerberg jedenfalls, so berichtete wenig später wieder der neuerdings offensichtlich schwer IT-begeisterte Stern, bringe seinen Töchtern (5 und 4 Jahre alt) das Programmieren bei und es wundert einen nicht wirklich. Es scheint der Leserschaft aber ein Anliegen zu sein, Derartiges bestätigt zu bekommen. Und bisweilen dürften manche Eltern hoffen, schon den nächsten Elon Musk heranzuziehen, spätestens in letzterem Fall möge dann aber doch bitte jemand das Jugendamt einschalten, denn wem wünscht man schon so etwas? Beigetragen haben Musk und Co. zumindest dazu, das Bild des Programmierers und Nerds weg von dem des verschrobenen Grottenolms vor gelblich-grauen Flimmerkästen zu bewegen, und hin zu dem des Machers und Zukunftsboten, wenn nicht gleich der letzten Hoffnung auf eine solche. Man meidet sie nicht mehr, man sucht sie. Händeringend. Statt in schlecht beleuchteten Kellerlöchern wähnt man sie heute in lichtdurchfluteten Büros kalifornischer Steueroasen. Und man fieberträumt, das müsse doch auch in Deutschland möglich sein. Unser Silicon Valley möge fortan THE LÄND heißen, beschlossen Jung von Matt und das Land Baden-Württemberg, einig darin, das Land als Innovations- und Macherstandpunkt neu zu positionieren, und einmal die Woche kommt Winfried Kretschmann künftig persönlich vorbei ins Office und schröpft die frischen Ideen aus den jungen Macherköpfen ab. Dazu braucht’s ja bekanntlich nicht mal hochdeutsch.

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Anti

Kein politischer Ansatz scheint sich so überlebt zu haben wie der des Antiautoritären. Frei nach Dietmar Dath steht dieser mit seinem zementierten Dagegensein aus Prinzip ausgerechnet dann ziemlich dumm da, wenn doch einmal ein Funken Vernunft in der herrschenden Sphäre aufblinken mag. Dazu wirkt – der Teufel ist eben Dialektiker – nichts so ödipal angeknackst und klingt so nach Über-Ich-Dauerbaustelle wie das Betonen der Tatsache, man ließe sich grundsätzlich von niemandem etwas sagen. Denn autoritär veranlagt muss einer ohne diese Masche wiederum ja noch lange nicht sein. Nicht zufällig jedenfalls setzte sich ein großer Teil der Teilnehmer auf Querdenkendemos, wie eine Studie schnell zeigte, aus Menschen zusammen, die aus altlinken, esoterischen oder hippiesken Milieus stammen, und die sich in ihren Belangen dann auch wunderbar mit Nazis und Verschwörungstheoretikern zusammentun konnten. Neue Kombattanten, auch an Fronten des neuen Kulturkampfes, stehen ihnen dieser Tage etwa in den Reihen der FDP, wenn nicht der AfD bereit, denen der falsche Individualismus, der sich um die Befreiung aller nicht schert, bekanntlich mindestens ebenso heilig ist. Der bauchlinke Rundumschlag gegen die da oben, er dürfte nie so unbedarft ausgesehen haben wie heute, wo er mit dem Tamburin gegen den vermeintlichen Impffaschismus trommelt. Dagegen könnte und sollte man auf Thomas Ebermann verweisen, der mit seinen Betrachtungen zur Pandemie, unter dem Titel "Störung im Betriebsablauf" jüngst in Buchform erschienen, den Angriff auf den Bürger einmal dort verortet, wo er schon vor der Krise stattgefunden hat – nämlich dort, wo dieser in die Pflicht genommen wird für die Aufrechterhaltung des Betriebs, der eben auch unter Gefahr für Leib und Leben weiterlaufen muss. Und da könnte man ja zur Abwechslung wirklich mal aus Prinzip dagegen sein.

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Respekt

Respekt – so lautete das Wort, mit dem Scholz sich im Wahlkampf ein menschliches Antlitz schaffen wollte. Und ob er das jetzt wohl schon ist, der unlängst mit so viel Emphase herbeigelobte Antiklassismus? In den Sondierungsgesprächen haben sich SPD, Grüne und FDP ja immerhin darauf geeinigt, das Bürgergeld einführen zu wollen. Mit dem, zumindest nach aktuellem Stand, zwar dann auch keine allzu einschneidenden Änderungen zu erwarten sind, der Antragsteller bzw. Empfänger allerdings qua Begrifflichkeit ganz offiziell zurück zum Bürger geadelt wird, na, und wenn das nichts ist? Heißt auch, Mitwirkungspflichten bleiben bestehen sowie die Bereitschaft, ggf. umzuziehen. Irgendwie digitaler soll das alles am Schluss dann noch werden und das war er dann auch schon, der Linksrutsch. Dabei dürfte es selbstverständlich nicht zuletzt im Interesse der SPD liegen, die sich den Clou ja einst ausgedacht hat, das von ihnen ebenfalls in die Welt gesetzte, längst nach Krankheit und Diagnostik, nach Aussatz und Vereinsamung klingende Wortungetüm Hartz IV endlich und endgültig in die Tonne treten zu können. Leid genug ist schließlich darunter geschehen, welch Schmach, welch Pein brachte es über die Menschen, nicht zuletzt über jene armen Gestalten in der Partei, hat es an ihrem Ruf doch nun wirklich lange genug genagt. Dass das eigens angerichtete Elend so auf einen zurückfallen würde, wer hätte es damals geahnt? Dankenswerterweise weiß man aber heute um die Kraft der Worte sowie die Macht des Rebrandings. Darum, dass man die unschöne Realität dieser Tage am besten an der Oberfläche bekämpft. Postmoderne Sprachmagie für die Ampelära, eine Win-Win-Situation, so gesehen, vielleicht aber auch ein Beispiel dafür, dass man sich mit Respekt besser nicht abspeisen lassen sollte.

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Kinderspiele

Man sieht es mir nicht immer an, aber auch ich hege durchaus Sympathien für Umsturz und ein Ende aller Gemeinheiten dieser doch eher mangelhaft eingerichteten Welt. Folglich habe auch ich mir natürlich unlängst die Serie Squid Game angesehen, jene viel gepriesene Kapitalismusparabel aus Südkorea, und praktisch ist es zweifelsohne, dass man sich seine Kapitalismuskritik nun also auch einfach bequem nach Hause streamen lassen kann, statt noch in tristen Lesekreisen zu verkümmern, sonoren Vorlesestimmen im kritischen Jour fixe zu lauschen oder schlecht kopierte Exzerpte zu pauken. Gegen Bequemlichkeit sei an dieser Stelle also nichts gesagt, das wäre ja noch schöner. In so ziemlich jedem Wohn- oder Studierzimmer flimmerten, flimmern oder werden ganz sicher noch die neun Folgen der Serie über den Bildschirm flimmern. Die Insights in die Totalität kapitalistischen Unheils für zwischendurch, bequem zum Wegbingen nach dem Feierabend, analog zum in die Jahre gekommenen angenehmen Wochenendgrusel beim Slasherfilm, der einen das immerhin doch noch unblutige eigene Dasein nach dem Abspann umso schöner erscheinen lässt. Fragt sich, welcher Theoretiker auf eine solche Verbreitung zurückblicken könnte wie die Macher von Squid Game, immerhin derzeit die meist gesehene Serie auf Netflix, hätte man also auch einmal früher draufkommen können und man sollte natürlich keine voreiligen Schlüsse ziehen, vielleicht dauert es einfach seine Zeit, bis die Massen wirklich, also in Gänze erfasst sind. Gut gemacht, da ist man sich von der WG-Küche bis ins Feuilleton einig und dazu selbstverständlich auch an dieser Stelle keine Widerrede, ist das Ganze ja zweifellos. Wenn nun aber wider Erwartens doch nicht die Revolution kommt, dann hoffentlich wenigstens eine zweite Staffel?

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ach, Andrea Munkert,

da bezahlt Sie das Nürnberger Stadtmarketing dafür, vom innerstädtischen Elend abzulenken und eine verschnarchte Ecke namens Weinmarkt in himmlische Höhen zu loben – und was tun Sie? Sie schreiben: »Nürnberg – Während in den Einkaufsstraßen in der Innenstadt der Leerstand jault, pulsiert in einem neugestalteten Altstadt-Quartier das pralle Leben. Der Weinmarkt ist erwacht, erblüht – und so ganz anders als der Rest der Altstadt.«

Jaulender Leerstand – wer kennt’s nicht vom Besuch quasi jedweder Innenstadt? Wie ebenfalls üblich schläft der Rest der Altstadt, verwelkt, ja verdorrt gar krachend. Und wenn man genau hinhört, grunzt da nicht auch ein wenig die Aufenthaltsqualität? Aber wenn erst die Mieterhöhung singt und die Immobilienspekulation trommelt, dann ist die Stadt sicherlich wieder hellwach.

Heult still in sich hinein: Titanic

 Puh, »Frankfurter Rundschau«!

»Während im Süden Europas weiter enorme Hitze herrscht, sorgt ein kurzweiliges Tief in Deutschland für eine Abkühlung.« Es bleibt aber dabei: Die Tiefs sorgen für Abkühlung, und für die Kurzweil sorgen Deine Sprachkapriolen. Nicht durcheinanderbringen!

Warm grüßt Titanic

 It’s us, hi, Kulturwissenschaftler Jörn Glasenapp!

Dass Sie als Verfasser einer Taylor-Swift-Monographie Ihren Gegenstand öffentlich verteidigen, etwa im Deutschlandfunk Nova oder bei Zeit Campus: geschenkt. Allein, die Argumente, derer Sie sich dafür bedienen, scheinen uns sanft fragwürdig: Kritik an Swift sei eine Sache »alter weißer Männer«, im Feuilleton herrsche immer noch König Adorno, weshalb dort Pop und »Kulturindustrie« unentwegt verdammt würden, und überhaupt sei die zelebrierte Verachtung des Massengeschmacks eine ausgesprochen wohlfeile Methode, Distinktion zu erzeugen, usw.

Je nun, Glasenapp: Wir sind in der privilegierten Position, dass es uns erst mal egal sein kann, ob Taylor Swift nun gute Kunst macht oder schlechte. Wir sind da pragmatisch: Manchmal macht das Lästern Spaß, manchmal der Applaus, je nachdem, wer sich gerade darüber ärgert. An Ihnen fällt uns bloß auf, dass Sie selbst so ein peinlicher Distinktionswicht sind! Denn wenn unter alten weißen Männern Swiftkritik tatsächlich Konsens und Massensport ist, dann sind Sie (*1970) wieder nur der eine nervige Quertreiber, der sich abheben will und dazwischenquäkt: Also ich find’s eigentlich ganz gut!

Finden das eigentlich auch ganz gut: Ihre Affirmations-Aficionados von Titanic

 U sure, Jürgen Klopp?

U sure, Jürgen Klopp?

Nachdem Sie Ihren Posten beim FC Liverpool niedergelegt haben, halten Sie sich in Sachen Zukunftspläne bedeckt. Nur so viel: »Ich werde irgendwas arbeiten. Ich bin zu jung, um nur noch Padel-Tennis und Enkelkinder zu machen.«

Keine Ahnung, wie Sie sich den typischen Alltag im Ruhestand so vorstellen, Kloppo. Doch wenn Menschen fortgeschrittenen Alters Nachwuchs zeugen, heißt das Ergebnis – zumindest in den meisten Fällen – »Kinder« und nicht »Enkelkinder«.

Schwant Böses: Titanic

 Pfui, Manuel Neuer!

Was lesen wir da auf der Titelseite der Bunten? »Manuel Neuer: Liebes-Urlaub mit Baby auf Mallorca« … Wollen Sie jetzt beziehungstechnisch Lothar Matthäus übertrumpfen?

Anzeige ist raus. Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Hybris 101

Facebook und Instagram, die bekanntesten Ausgeburten des Konzerns Meta, speisen seit kurzem auch private Daten ihrer Nutzer in die Meta-eigene KI ein. Erst wollte ich in den Einstellungen widersprechen, aber dann dachte ich: Ein bisschen Ich täte der KI schon ganz gut.

Karl Franz

 Steinzeitmythen

Fred Feuerstein hat nie im Steinbruch gearbeitet, er war Rhetoriker! Er hat vor 10 000 Jahren zum Beispiel den Whataboutism erfunden und zu seiner Losung erhoben: »Ja, aber … aber du!«

Alexander Grupe

 Verdrehte Welt

Vermehrt las ich in letzter Zeit, bei Männern werde die Kombination aus langen Haaren und Dreitagebart als besonders attraktiv wahrgenommen. Da bin ich kurz davor wohl doch wieder falsch abgebogen. Dafür bin ich jetzt stolzer Träger eines langen Bartes und Dreitagehaars.

Dennis Boysen

 Fachmann fürs Leben

Im Gegensatz zur Schule hat man im Zivildienst viele nützliche Dinge gelernt. Zum Beispiel, dass man die Körper von Menschen, die sich selbst nicht mehr bewegen können, regelmäßig umlagert, damit keine Seite wund wird. Um anhaltenden Druck auf die Haut zu minimieren, wende ich auch heute noch die Pfirsiche in der Obstschale alle paar Stunden.

Friedrich Krautzberger

 Zero Punkte für den Underdog

Nach meinem Urlaub in Holstein möchte ich an dieser Stelle eine Lanze für die oft zu Unrecht belächelte Ostsee brechen. Jene, so heißt es, sei eigentlich gar kein richtiges Meer und habe ihre unwürdige Existenz bloß einer brackigen XXL-Schmelzwasserpfütze zu verdanken. Wellen und Brandung seien lächerlich, die Strände mickrig und das Leben unter Wasser mit der Artenvielfalt in einem Löschtümpel vergleichbar. Außerdem habe ein Gewässer, in das man vierhundert Meter hineinschwimmen und danach selbst als Siebenjähriger noch bequem stehen könne, das Prädikat »maritim« schlicht nicht verdient. Vorurteile, die ich nur zu gerne mit fantastischen Bildern und spektakulären Videos widerlegen würde. Doch daraus wird dieses Mal nichts. Leider habe ich meine kompletten Küsten-Campingferien aus Versehen im »Freibad am Kleinen Dieksee« verbracht und den Unterschied erst zu spät bemerkt!

Patric Hemgesberg

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 18.09.: TITANIC-Zeichnerin Hilke Raddatz ("Briefe an die Leser") ist mit dem Wilhelm-Busch-Preis geehrt worden. Die SZLZ und der NDR berichten.
Titanic unterwegs
19.09.2024 Berlin, Kulturstall auf dem Gutshof Britz Katharina Greve
19.09.2024 Hamburg, Centralkomitee Hauck & Bauer
24.09.2024 Oldenburg, Jasper-Haus Bernd Eilert
24.09.2024 Stade, Stadeum Hauck & Bauer und Thomas Gsella