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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Unter Aufsicht

Daß man in den USA „so selten Kinder sieht, die sich irgendwo rumtreiben“, war dem SZ-Korrespondenten in Washington, D.C., eine Reportage wert: „Weder in Bussen noch im Wald noch vor dem Supermarkt. Im Schwimmbad sowieso nicht.“ Immer stünden sie unter Aufsicht, und da eine solche nicht ganztägig zu gewährleisten sei, sei Suburbia wo nicht menschen-, so doch kinderleer: „Nirgends Mädchen mit Zöpfen. Keine Jungs mit aufgeschlagenen Knien. Keine Kreidezeichnungen am Boden, lachende Sonnen und Marienkäfer auf zwei Beinen. Kein Geschrei zu hören, kein ,18-90-20, ich kommeeee’. In der typisch amerikanischen Vorstadt ist es so gespenstisch leer wie in einem Roland-Emmerich-Film über die Postapokalypse.“

Ich könnte mir jetzt die Mühe machen und eine Stunde durch mein deutsches Bioeltern-Stadtviertel spazieren, auf der Suche nach minderjährigen Mittelschichtsrumtreibern, aufgeschrammten Knien und Kreidezeichnungen auf Fußwegen; ich kann es mir aber auch sparen und die Feststellung wagen, daß sich die Grenze zwischen einer behüteten und einer überwachten Kindheit auch hierzulande verschoben hat. Andernfalls Schulen den Eltern nicht geradezu verbieten müßten, ihre Kinder allmorgendlich mit dem (Gelände-)Wagen heranzuschaffen.

„,If you need help, Don,’ the clown said, ,help yourself to a balloon.’ And it offered the bunch it held in one hand. ,They float,’ the clown said. ,Down here all we float; pretty soon your friend will float, too.’“ Stephen King, 1986

Daß es fast immer schlimmer geht, ist da entweder Trost oder Zukunftsmusik: „In Connecticut überhörte Maria Hasankolli eines Morgens im November ihren Wecker, worauf sich ihr Sohn, acht Jahre alt, allein auf den Weg machte. Zwei Polizisten hielten ihn an, begleiteten ihn zur Schule, fuhren daraufhin zur verschlafenen Mutter zurück und legten ihr Handschellen an. Die Anklage lautete, sie habe ihr Kind willentlich in Gefahr gebracht, es war von einer zehnjährigen Gefängnisstrafe die Rede. Hasankolli kam gegen 2500 Dollar Kaution wieder frei. Sie geht jetzt jeden Abend mit der Angst ins Bett, sie könnte den Wecker noch einmal überhören, schreibt sie: ,Dann nehmen sie mir meinen Sohn weg.’“ Derlei Wahnsinn hat nicht nur mit dem US-amerikanischen Hang zu moralfester Drakonik zu tun und nur vordergründig mit der massenmedial befeuerten Hysterie in puncto Kindesentführung, -mord und -totschlag; wie diese ist er Ausdruck der Klassensituation, denn daß das allzeit bedrohte Mittelschichtskind stellvertretend für die sich bedroht wähnende Mittelschicht selbst steht, versteht sich. Weshalb „in den Schwarzenvierteln von D.C., Chicago oder Baltimore … Kinder ohne Aufsicht auf Gerüste und Bäume [klettern], weil ihre Eltern gar keine Zeit haben, sich um sie zu kümmern“, und weil die Eltern in den Schwarzenvierteln eh längst da sind, wohin andere noch um keinen Preis absteigen wollen. Im vergleichsweise sozialdemokratischen Kanada, das wissen wir von Michael Moore, schließen die Leute nicht einmal ihre Haustüren ab. Man fühlt sich in Sicherheit, oder man tut es eben nicht.

Und hier? Statt allein spielende Kinder mit blutigen Knien zu suchen, könnte ich die Zahl der Kletterhallen mit unbedingt sicherem Kinderangebot googeln oder die der unfallfreien Indoor-Spielplätze mit Elternecke; könnte eine Liste anlegen all der Empfehlungen, die aus einem Kinderbuch oder -puzzle ein Förderprogramm für Kognition und Kreativität machen. Die Pippi-Langstrumpf-Kalle-Blomquist-Kindheit aus Abenteuer, Loch im Kopf, geklauten Kirschen und so barfuß wie autonom verbrachtem Sommer spielte in einem ideal sozialdemokratischen Schweden; heute ist alles Angst, und daß die Zeitung insinuiert, es sei dies ein Problem der USA, wollen wir ihr nachsehen. Sie ist auf einem Auge blind.

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Garage Speckgürtel

Wär’s nicht der ältesten Dinge eines, ich würde sagen, es ist der neuste dumme Scheiß. „Frauenhaß im Netz: ,Es ist zu viel’“, lese ich auf SZ.de. „Die feministische Autorin Jessica Valenti zieht sich aus den sozialen Medien zurück – weil inzwischen sogar ihre kleine Tochter Morddrohungen erhält.“ Broov. „Kaum ein Thema zieht im Internet so viel Wut auf sich wie die Verteidigung der Rechte von Frauen oder der Hinweis darauf, daß völlige Gleichberechtigung noch längst nicht erreicht ist. Aber an einem Morgen der vergangenen Woche war Schluß. ,Als ich heute aufgewacht bin’, schrieb sie auf Twitter, ,hatte mir jemand eine Vergewaltigungs- und Morddrohung gegen meine fünfjährige Tochter geschickt. Ich kann nicht akzeptieren, daß das Teil meines Jobs sein soll.’“  

Es sieht aber ganz so aus; wie die einschlägige Leserpost Teil des Jobs von Fußballreporterinnen ist und die Neuauflage von „Ghostbusters“, mit vier weiblichen Hauptrollen, „viel Haß von Männern provoziert“ (SZ, 3.8.). „In einer groß angelegten Untersuchung des Kommentierverhaltens seiner Leser hat der Guardian dieses Jahr herausgefunden, daß [Valenti] diejenige Autorin in der Redaktion ist, deren Texte die meisten haßerfüllten Kommentare erhalten. Was er noch herausfand: Acht der zehn ,meistgehaßten’ Autoren sind Frauen. Die beiden einzigen Männer auf der Liste sind schwarz, einer von ihnen ist homosexuell.“

Man muß sich aber gar nicht in die Untiefen der asozialen Netze begeben, um Mitteilung von dem zu erhalten, was den Insassen der freien Gesellschaft (um die wir laut Zeit ja jetzt kämpfen sollen) so durch den Affekthaushalt rauscht; und hat auch erst die Frankfurter Allgemeine (wider das BKA) neulich nachzuweisen versucht, daß Haß z.B. gegen Flüchtlinge und andere Kanaken eben nicht aus der Mitte der Gesellschaft, sondern so gut wie ausschließlich von Leuten komme, die WhatsApp-Gruppen namens „Garage Hakenkreuz“ unterhalten, bin ich meiner Morgenzeitung ganz ernstlich dankbar, daß sie dem zentralen zeitgenössischen Ressentiment des weißen Mittelstandsmannes so unverhohlen Ausdruck verleiht, daß es in jedem Seminar, das sich mit politischer Korrektheit befaßt, als Beweis für die ältere These dienen mag, die einschlägigen Beschwerden seien in 99 Prozent der Fälle nichts weiter als Freifahrtscheine fürs Gruselkabinett in den Köpfen jener, die sie so unentwegt bejammern.

„Das Virginitätsideal ist das Ideal jener, die entjungfern wollen.“ Kraus, 1924

Ich zitiere aus dem Streiflicht der Süddeutschen Zeitung vom 5. August, Seite 1: „Betreff: Kartoffelgender u. Aufschrei … Die Kartoffel, oder richtiger, der Kartoffel, muß sich ändern, wenn er der gleiche bleiben will. Fakt ist: Seit über hundert Jahren wird nahezu jede Neuzüchtung weiblich benannt. Ich aufschreie: Warum? Wo bleibt die tolle Männerknolle? Nur weil es der Grammatik gefiel, dem Kartoffel einen weiblichen Artikel beizuordnen? Wie übrigens ziemlich vielen Gemüsen: die Gurke, die Aubergine, die Artischocke etc. Diese systematische Ungerechtigkeit ist nicht zu übersehen. Aber unsere Politiker sind auf den Kartoffelaugen ja bekanntlich blind. Sollen also weiterhin und bis in alle Ewigkeit Neuzüchtungen bei den Nachtschattengewächsen Frauennamen tragen? Wie, und ich möchte, daß es jeder für sich im stillen und ehrlich beantwortet, wie wollen wir uns vor unseren Söhnen rechtfertigen, wenn sie eines Tages fragen, warum wir damals nicht gegen die Töchter von Sieglinde, Linda und Nicola vorgegangen sind? … Aber wenn erst mal die neuen Kartoffelsorten mit den von uns ausgearbeiteten Arbeitstiteln ,Uwe’ für einen ertragreichen Salatkartoffel und natürlich unser mehligkochender ,Jens’ in den Supermärkten liegen, wird auch dem Endverbraucher dämmern, welcher Verdummungsstrategie er jahrelang aufgesessen ist ... Und dann ist alles denkbar, auch die Trans-Kartoffel.“

Köstlich; und so dumm, daß unsere liberal-normalen Bildungsbürger, von GenderpolizistInnen, Gleichstellungslesben und intersexuellen Homotransen aufs frechste umstellt, es gern gelesen haben werden. Garage Hakenkreuz? I wo: Doppelgarage Speckgürtel; was zu beweisen war. (Wer hat's verfaßt? Man weiß es nicht, ich weiß es trotzdem: ein Arschloch. Und was für eins.)

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Geht doch rüber!

Lange nichts gehört von Reinhard Müller, FAZ, genauer: länger nichts hören wollen. Das mag an den allzeit schneidigen Einstiegen liegen: „Doppelte Staatsangehörigkeit? Heute ernten wir die Früchte dieser Politik, der jedes Gefühl für Staat und Nation, für Sinn und Form völlig abgeht“, jawohl, Herr Reserveoffizier. „Klar ist, daß man zwar mehreren Staaten rechtlich verbunden sein kann – aber sich im Konfliktfall entscheiden muß“, so wie im Konflikt zwischen Erdogan (Hitler) und Merkel (Mutti Teresa), in welchem alle Türkinnen und Türken für Erdogan sind; anderslautende Berichte, wonach der Riß zwischen Anhängern und Skeptikern quer durch die Gemeinde, ja sogar die Familien geht, sind Quatsch und als Feindpropaganda zu betrachten. „So wie die Politik der offenen Grenzen von Wunschdenken geprägt war, so war die breite Einführung der doppelten Staatsangehörigkeit mit der Erwartung verbunden, die Integration insbesondere von Türken würde dadurch gefördert – eine Illusion.“ Denn die lassen und lassen sich einfach nicht integrieren, nicht einmal auf der integrierten Gesamtschule, von der Hauptschule zu schweigen; und da kommen die linksradikalen Blätter (wie z.B. die Süddeutsche) an und schreiben, gerade jene Türken, die sich in Deutschland „nicht angenommen fühlen“, seien die treuesten Erdoganisten!

„Dabei hat es schon vor gut 15 Jahren nicht an warnenden Stimmen gefehlt“, wir ahnen, wen er meint. „Wenn aus einem Ausländer ein Deutscher wird, so sollte das ein krönender, formaler wie emotionaler Schlußstein einer Einwanderungsgeschichte sein. Doch eine ziemlich große Koalition ist bis jetzt der Ansicht, die großzügige, ja blinde Verleihung der deutschen Staatsangehörigkeit auch an Flüchtlinge sei der Ausgangspunkt einer großartigen Integration.“ Weil nämlich jedem Flüchtling bei der Einreise die deutsche Staatsangehörigkeit verliehen wird, selbst wenn er gar nicht will, und von den drei Millionen Türkischstämmigen in Deutschland die riesige Mehrheit von 50 Prozent einen deutschen Paß hat; und zwar meist den allein, denn es gilt die sog. Optionsregel, wonach sich, wer in Deutschland geboren ist, aber türkische Eltern hat, bis zum 23. Lebensjahr für eine der beiden Staatsbürgerschaften entscheiden muß. Die Regel ist die deutsch-türkische Doppelstaatsbürgerschaft mithin gewiß nicht, weil (laut migrationsrecht.net) „die früher auf einem Umweg erreichbare Chance einer zweifachen Staatsangehörigkeit mit der Reform von 2000 beseitigt worden war … Wer nach dem 1. Januar 2000 als (eingebürgerter) Deutscher die türkische Staatsangehörigkeit (erneut) erworben hat, hat die deutsche verloren, es sei denn, ihm wäre die Beibehaltung der deutschen genehmigt worden. Welche Personen davon betroffen sind, läßt sich in Deutschland nicht ohne weiteres feststellen, weil bisher keine verbindlichen Vereinbarungen mit der Türkei über eine gegenseitige Mitteilung solcher Fälle bestehen.“

„Man darf ja gewisse Sachen nur noch an Stammtischen durchdenken.“ Kapielski, 1998

Wie viele von denen, die in Köln (oder wo immer) für Erdogan demonstrieren, einen deutschen Paß und vielleicht auch noch einen türkischen besitzen, weiß unser Mann von der Abteilung Fremde Heere Südost nicht, kann er auch nicht wissen, es ist ihm auch egal; wichtig ist die Feststellung, daß es sich bei türkischen Deutschen vielleicht nicht um vaterlandslose Gesellen handele, aber um solche, die das falsche Vaterland fürs richtige halten. „Jeder, der jetzt am Wochenende demonstriert, genießt die Meinungs- und Versammlungsfreiheit des Grundgesetzes. Als Staatsbürger“, wenn er denn einer ist, „sollte er sich diesem Land loyal zeigen – und weniger einem Herrscher, der genau diese Werte mit Füßen tritt. Warum eigentlich schwenken Deutsch-Türken bei solchen Anlässen oft nur die Fahne mit Halbmond und Stern und nicht auch Schwarz-Rot-Gold? Ja, warum? Vielleicht, weil die Deutschen selbst nicht zu diesen Farben der Freiheit stehen.“ Sofern sie nicht gerade FAZ-Leser sind, Fußballfans oder Nutzerinnen einer Schrebergartenanlage, wo die deutsche Trikolore vor jeder zweiten Hütte weht.

Was will er, der Reserveoffizier Müller, außer die Staatsbürgerschaft für Nichtarier denunzieren? Daß die Deutschen, denen das Türkische eine Muttersprache ist, deutsch denken, fühlen, handeln. Daß sie es nicht täten, ist reine Behauptung (und widerspricht sogar den Umfragen), und falls sie es nicht tun, kann man die Gründe kennen. Aber Gründe kennen und benennen ist im Journalismus so hinderlich wie in der Politik: „Wessen Herz für Erdogan schlage und wer für ihn und seine AKP auf die Straße gehe, solle das besser in der Türkei tun, sagte Spahn im Tagesspiegel“, denn wo gehobelt wird, ist der Jens Spahn (CDU) halt stets zur Stelle. „Die in Deutschland lebenden Türken müßten sich entscheiden, welchem der beiden Staaten ihre Loyalität gelte.“ Denn ein Verfassungsfeind muß Deutscher sein; und ein Politiker, grad der mit Ehrgeizstörung, ein demagogischer Kasper.

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Und keine Fragen offen

Das klingt jetzt (gut) ausgedacht; aber mein erster, wirklich allererster Gedanke, als ich, nachdem die Eilmeldungsbanderole übern Fernsehschirm gezogen war, vorm Videotext saß und mehr über den fränkischen „Axtangriff“ (Zeit.de) erfahren wollte, war: Warum haben die den erschossen? Man muß mich da verstehen, dasselbe hatte ich nach Nizza auch schon gedacht, schließlich war da kein Amokschütze, sondern ein Amokfahrer unterwegs gewesen, und ich fürchte, ich Gutmensch denke das reflexhaft: warum da keiner auf die Reifen schießt.

Auch fürs exekutive Personal gilt die Unschuldsvermutung, und ich kann (und werde) nicht wissen, ob das, was da finaler Todesschuß heißt, gerechtfertigt war oder nicht; aber was ich weiß, ist, daß ich ausnahmsweise einmal mit Renate Künast einer Meinung bin: daß man das fragen muß und können soll.

Die Reaktion in Person einer Ursula Scheer fand das auf FAZ.net freilich nicht: „So twittert man für die AfD“, war die säuische Parole, denn Künast, die gefragt hatte, habe „den Rechten im Lande einen Dienst“ erwiesen; ganz so wie ich es tue, wenn ich dagegen bin, daß Schwarze Neger genannt werden, und ich dem Stammtisch (heute: „das Netz“) einen Vorwand liefere, sich über meine politische Korrektheit so aufzuregen wie über Künast: „Wieso machen Sie den Täter zum Opfer???“ (Die multiplen Fragezeichen, in der Netzkommunikation leider lauthals üblich, hatte Künast vorgegeben: „Wieso kann der Angreifer nicht angriffsunfähig geschossen werden???? Fragen!“)

„Wer, wie, was, / der, die, das, / wieso, weshalb, warum? / Wer nicht fragt, bleibt dumm!“ Volker Ludwig, 1973

Kein Mensch macht einen Täter zum Opfer, wenn er fragt, ob der Gebrauch der Schußwaffe gerechtfertigt war, zumal bei einem Siebzehnjährigen, der über eine solche Schußwaffe nicht verfügt hat. Sicher kann man finden, daß nach einer solchen Tat die Twitter-Apparate zu schweigen hätten, aber das tut FAZ.net ja genausowenig, und es ist nichts als Heuchelei, der allzu geneigten Leserschaft jeden Furz aus dem WWW hinterherzutragen („Darüber lacht das Netz“), um, wenn es einem (oder einer) paßt, „ein kurzes Innehalten“ anzumahnen. „Aber Renate Künast will ganz vorne mit dabei sein“, anders als Netzjournalismus nämlich, der mich alle fünf Minuten fragt, ob ich Seitenaktualisierung wünsche, „und die Debatte, die diese neue Bluttat auslösen könnte, gleich in die von ihr gewünschte Richtung lenken. Denn wer da zugestochen hat, war männlich, jung, Muslim und Flüchtling – die Tat ist gleichermaßen der wahrgewordene Albtraum all jener, die sich für eine Politik der offenen Grenzen aussprachen, wie jener, die dem ,Wir-schaffen-das’-Mantra der Kanzlerin mißtrauten. An die zwei Millionen Flüchtlinge sind 2015 nach Deutschland gekommen. Also tippt Renate Künast los“, kurz bevor Ursula Scheer und die Hirnis aus „dem Netz“ lostippen, die sich nur zu gern übers brutale Amerika ereifern, aber nichts dagegen haben, wenn ein jugendlicher Messerstecher von Profis scheint's nicht anders gestellt werden kann als durch einen Herz- oder Kopfschuß.

Daß Ambivalenzen in unseren bornierten Zeiten ohnehin mehr was fürs Feuilleton sind, geschenkt, und daß ein Täter, wie brutal er auch gewesen sei (und unabhängig von seiner Staatsangehörigkeit), dasselbe Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit genießt wie Ursula Scheer und Renate Künast, mag nicht immer leicht auszuhalten sein. Aber daß sich die feine FAZ mit dem dümmsten aller Argumente einer ressentimentalen Rübe-ab!-Meinung anschließt, um nämlich die Debatte in eine ihr (und der verkorksten Kundschaft) genehme Richtung zu lenken, ist, mit Rudi Völlers alter Island-Rede zu klagen, ein neuerlicher „Tiefpunkt“ und Indikator dafür, daß die Leut’, egal worum es geht, sich keine Fragen mehr stellen wollen; daß sie weder wissen wollen, wer das siebentorige Theben baute, noch, was ihre wunderbar inspirierende Elternzeit in Kuala Lumpur mit vom Starkregen weggeschwemmten Dörfern zu tun hat.

„Der brandenburgische CDU-Abgeordnete Marius Amfalder schrieb sarkastisch: ,Daß das die erste Frage ist, die einem bei so einem Horror einfällt, da muß man erst mal drauf kommen.’“ (FAZ.net) So wie ich; aber vermutlich bin ich, soweit habe ich's gebracht, so indiskutabel wie Renate Künast.

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Auf Wiedervorlage (2)

Ich muß nicht recht haben; ich möchte nicht einmal recht haben. Hätte ich nicht recht, dann wäre die Welt, wie sie ist, aufs beste eingerichtet und störten nur einige Unwuchten, Unklugheiten, Auswüchse; dann wären der IS und alle verwandten Klerikoterrorismen tatsächlich nur Ergebnis einer unverständlichen Vernageltheit, wie sie der Mensch, der vielen Sonne wegen, in gewissen Weltregionen einfach nicht ablegt.

84 Tote in Nizza, Blumen vor französischen Botschaften, und Merkel verspricht, der Kampf gegen den Terrorismus werde gewonnen. Das kann sie selbst sowenig glauben wie alle anderen: daß es nur darum geht, ein paar zehntausend Verrückten die Waffen abzunehmen. Daß hier ein Lkw in eine Menschenmenge gesteuert worden ist, setzt das, wie unbewußt immer, ins Bild: die Waffen, das sind die Mörder selbst, was aber heißt, niemand wird sie aufhalten.

Und wer sind sie? Fangen wir anders an: Wer sind sie nicht? Das ist einfach: Es sind kaum einmal Lehrer, Anwälte, Professorinnen. Jetzt also ein 31jähriger Lkw-Fahrer mit tunesischen Wurzeln und kleinkrimineller Vergangenheit, und die Feststellung, daß es meistens die aus den schlechteren Vierteln der Stadt sind, hat nichts mit dem Ressentiment zu tun, das den Bürger veranlaßt, seinen Nachwuchs auf die Oberstadt zu verpflichten, sondern mit Verhältnissen, die in blinder Sturheit Abgehängte produzieren, die gerne glauben, etwas Besseres als ihr Leben fänden sie überall. „Daß kein Riß durch die Gesellschaft gehen dürfe, davor warnen alle, die Kommentatoren und Wohlmeinenden und Abendlandbesitzer“, hieß es hier bei ganz ähnlicher, prototypischer Gelegenheit, „und es kommt ihnen sehr zupaß, lauthals einen Kulturkampf annoncieren können, wo es sich doch ganz offensichtlich ein kleines bißchen auch um Klassenkampf handeln, und zwar einen von der schmutzigen, bewußtlosen, religiös verdummten Sorte. ,Die drei Attentäter von Paris und ihre mutmaßliche Komplizin wurden in eine feindliche Welt aus Beton geboren. Aber sie hatten Chancen, ihren Platz im Leben zu finden’ (Süddeutsche) – so kann es gehen, und so geht es immer wieder, und kaum ist, man weiß nicht wie, eine Chance futsch, steht schon der Islam mit der Kalaschnikow bereit und gefährdet unsere Werteordnung.“

„Im Ernst: Ist der Reklamechef nicht noch widriger als der Mörder?“ Thea Sternheim, 1933

Mohamed Lahouaiej Bouhlel, der Polizei aufgrund von „Gewalttaten“ (Spon) bekannt, muß mir nicht sympathisch sein, und ich will das, was er angerichtet hat, nicht entschuldigen; aber wer’s nicht verstehen will, der soll nicht von Siegen in Kämpfen faseln, die so lange nicht enden, wie deren Ursachen nicht beseitigt sind. Nichts geschieht ohne Grund, und Dummheit – und es macht mir Mal für Mal weniger Spaß, darauf herumzureiten – ist gesellschaftlich produziert, sie ist sogar gewollt, mindestens gebilligt da, wo, global wie lokal, zum Zentrum immer die Peripherie gehört, wo gleich hinter der „Prachtstraße“ und „glitzernden Strandpromenade“ sogar laut FAZ „die gesellschaftlichen Unterschiede sichtbar“ werden. „Die Arbeitslosigkeit liegt deutlich über dem Landesdurchschnitt. Der rechtsextreme Front National holte bei der Regionalwahl im vergangenen Jahr immerhin 45,2 Prozent der Stimmen“, und laut Le Monde ist Nizza mit Umgebung ein „Hotspot der islamistischen Radikalisation“. Und wenn Miosga in ihren Tagesthemen aufsagt: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit: auch diesen Werten galt der Anschlag“, hat sie recht, aber ganz anders, als öffentlich-rechtliche Journalistenschulweisheit sich das vorstellen kann.

„Ein Gegenmittel gibt es nicht“, weiß da der FAZ.net-Kommentar (zu dem einem Leser aus dem friedlich-christlichen Abendland bereits wieder einfällt, man dürfe beim Terrorgrundsuchen „den Islam nicht ausklammern“): „Nicht alles, was töten kann, läßt sich verbieten.“ Aber was hier tötet, ließe sich abschaffen. Wenn man nur wollte.

Nachschrift: Diese Kolumne wurde am Freitag verfaßt. Am Samstag meldete FAZ.net erleichtert: „Attentäter war psychisch krank“. Er sei 2002 und 2004 „als Jugendlicher in Behandlung“ gewesen und laut Verwandtschaft ein „Mistkerl“ und faktisch „kein Moslem“. Sollte sich aufgrund dieser Umstände oder weiterer Ermittlungen erweisen, daß das Gesagte auf einer falschen Annahme beruht, hat der Autor – unter Hintanstellung der Frage, was wen zu einem massenmordenden Mistkerl macht – gern unrecht, stellt indes anheim, seinen Beitrag zur neuerlichen Wiedervornahme aufzuheben.

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Auf Wiedervorlage

Eigentlich will ich keinen Ärger; aber was wird sein, wenn der Junge irgendwann mal Geschichtsunterricht hat? Unterstellt, das Geschichtsbild der Morgenzeitung ist das offizielle, muß er, geht’s um die Note und nicht um die Wahrheit, den Warschauer Pakt als Aggressionsinstrument verteufeln, „mit dem sich Moskau die Vorherrschaft über Osteuropa sicherte“, eine Vorherrschaft, die ihren Grund in sich selbst hatte, Macht um ihrer selbst willen, wie Orwell das, ein Jahr vor Gründung der Nato, so schön antiöstlich formuliert hatte. Im besten Falle kriege ich die Klausur nicht mit, denn ein Querulant, der Lehrkräften besserwisserische Briefe schreibt, will ich nicht werden.

Lahme Erkenntnis, Geschichte sei immer Geschichte der Sieger; aber immerhin ist Wilfried Loths altes Buch „Die Teilung der Welt 1941–1955“ noch lieferbar und nach wie vor nützlich, wo es schon wieder um Moskaus Aggressionsneigung geht, die aber auch unter dem Nationalisten Putin strukturell eine defensive ist. „Den entscheidenden Anstoß zur Eskalation des Konflikts“, des ersten Kalten Kriegs, „gaben die USA, indem sie die Sowjetunion die Anerkennung der implizit schon zugestandenen Sicherheitszone verweigerten; und sie waren es auch, die, strukturell und in ihren Machtmitteln ihrem Gegenspieler ständig weit überlegen, den Konfliktverlauf stärker bestimmten als jede andere Macht.“ Loth ein Chruschtschow-Versteher? Nein; einer, der weiß, was ein Interesse ist, was eine Einflußsphäre und was eine politische Dynamik, und der also „das Unvermögen der USA“ beklagen kann, „sich mit den imperialistischen Formen sowjetischer Interessensicherung in Osteuropa abzufinden und die tatsächlichen Zielsetzungen sowjetischer Politik wahrzunehmen“, nämlich ein Glacis zu schaffen, eine Wehrgrenze möglichst weit westlich.

„Denn es bleibt gewiß, daß jede Veränderung Wirkung einer andern ist, da Dies a priori fest steht: nur folgt sie nicht bloß auf die einzige, die ihre Ursache ist, sondern auf alle andern, die mit jener Ursache zugleich sind“. Schopenhauer, 1847

Moralisch kann man problemlos finden, Rußland habe auf der Krim und im Osten der Ukraine nichts verloren; funktional ist es so, daß Rußland immer dann mobilmacht, wenn ihm die Nato auf die Pelle rückt. (Ein Abwehrreflex aus napoleonischen, vor allem aber großdeutschen Zeiten.) Die Frage nach der Henne und dem Ei ist ja eine alte, aber wer war zuerst da: die Idee, die Nato/die EU/der Westen könne in Georgien und der Ukraine übernehmen, oder jene, das nicht zuzulassen? Ein Blick auf die Landkarte genügt, um zu sehen, was Nato-Mitgliedschaften Georgiens und der Ukraine für Rußland bedeuten; das läßt sich mit denen der baltischen Staaten oder Polens überhaupt nicht vergleichen.

Die laut sowieso geneigter FAZ gleichwohl einen russischen „Blitzkrieg“ fürchten, also einen Überraschungsangriff auf Nato-Territorium. Das wäre der Bündnisfall und vermutlich der Dritte Weltkrieg. Wenn ich das weiß, gibt es keinen Grund anzunehmen, Rußland wisse das nicht; aber der böse Russe ist ja auch fürs Selbstbild nicht unnützlich, für das der Deutschen sowieso, aber auch das der Balten, die sowjetische Denkmäler des Großen Vaterländischen Krieges schleifen, aber den eigenen Widerstand an der Seite von SS und Wehrmacht glorifizieren. Und von den polnischen „PiS-Nelken“ (Gremliza) will ich mir grad auch nichts über autoritäre Regime erzählen lassen.

Wer das in seine nächste Geschi-Klausur übernehmen will, bitte; aber, versteht sich, auf eigene Gefahr.

PS. Eben will mir scheinen, ich hätte das so ähnlich bereits aufgeschrieben. Tja. Hat es was genützt?

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Ich, Ronaldo

Plan für irgendwann einmal: Mit der Stoppuhr in der Hand ab- und ausmessen, wie viele Minuten lang ein fußballreportierender Sabbelkopf wie Tom Bartels (ARD) pro Spiel nicht schwätzt und uns mit bspw. der ad infinitum et nauseam variierten Information versorgt, daß „Cristiano Ronaldo“ (Bartels) kein Teamspieler sei. Weil Cristiano Ronaldo nämlich „keine Laufwege nach hinten“ absolviere, die „Kollegen“ dafür über deren Laufwege in Kenntnis setze, „als wüßten die das nicht“, außerdem und sowieso auf dem „Egotrip“ sei und auch niemals den Ball abgebe, sondern immer nur fordere. Usw.

Ronaldo hassen eigentlich alle, und als das kleine Island das immerhin mittelgroße Portugal zu einem Unentschieden gezwungen hatte, freute ich mich deshalb darüber, weil der Gockel R. so dumm aus der Wäsche guckte; der Gockel, den der Moderationsblödian und Volksstimmenimitator „Opdi“ Opdenhövel dann aber für eine Henne hielt, weil er, Ronaldo, laut Opdi „seine Pumps vergessen“ hatte. Und als, wie das heute üblich ist, auch noch „das Netz“ sich füllte mit der ortsüblichen „Häme“, begriff ich was. Spät, aber doch.

Denn während die (zumindest optische) Verkerlung des Fußballs immer weitergeht und seine Darsteller, zwischen Halbkörpertattoo und Irokesenschnitt, mehrheitlich so aussehen, als seien sie zwischen Hafenkneipe und Kriegspfad zuhause, gibt Ronaldo, dessen Paradekörper kein idiotisches Hautgemälde verunziert, das Starlet, die Diva samt eigener Mode- und Parfumlinie, eine Schwuchtel also, wie sie im Männerzirkus Fußball nach wie vor nichts verloren hat; und wo sie alle heutzutage „ein Team“ sind und gemeinsam stark, führt Ronaldo sich auf wie der Star der C-Jugend, der jeden Ball haben will und jedes Tor schießen. Das muß unseren nationalen Berichterstattern freilich so aufstoßen wie dem Volksempfinden, das Divengehabe auf dem Platz nur als das des maskulinen Anführers akzeptiert (Ibrahimović) und Egozentrik nur bei den Hirntoten, die im Fernsehen als „Promis“ herumzappeln. Und während der englische Spieler Kane sich, zum Brexit befragt, laut Süddeutscher Zeitung wand: „Eine Meinung habe er nicht, auch die Mitspieler müsse man nicht fragen: ,Wir wissen alle viel zu wenig darüber’“, sich also samt Mannschaft zu jenen Menschen rechnen lassen muß, die, mit Jürgen Roth zu klagen, „aufgrund des eklatanten Mangels an Erfahrungen außerhalb des Drill- und Züchtungsapparates“ namens Fußball schlicht nicht wissen, in was für einer Welt sie leben, weiß Ronaldo es immerhin ein bißchen: „Kaum ein Sportler der Welt gibt mehr für wohltätige Zwecke aus als Ronaldo, der schwer kranken Kindern Operationen finanziert und Millionen für Schulen im Gazastreifen spendet. Das kann man auch würdigen, wenn man es nicht mit den Millionen Euro vergleicht, die Messi und sein Vater an Steuern hinterzogen haben sollen“ (Spon).

„Und ick geh raus und kieke. / Und wer steht draußen? / Icke." Berliner Volksweise o.J.

Trotzdem die Häme, und das eben nicht allein aus dem „Grundbedürfnis, sich über erfolgreiche, attraktive Menschen lustig zu machen und sich zu freuen, wenn ihnen etwas mißlingt“, wie der Spon-Autor Raecke die Causa Ronaldo zu einer neidgesellschaftlichen umbiegt, denn wie jeder solide Haß hat auch dieser seinen Anteil Projektion: Hier möchte (muß) einer der Mittelpunkt der Welt sein und kriegt’s sowenig hin wie der letzte Internet-Troll; hier ist der Narziß, der seine Kränkungen ausstellt und dessen Beschwerden freilich ins Leere laufen; der Selbstdarsteller und Egoshooter, der sich bei jedem in John-Wayne-Pose inszenierten (und dann auch noch in die Mauer gehenden) Freistoß so lächerlich macht wie alle, deren Ich komplett aus dem Fernseher kommt. Den harten Kerl, der wir nicht sind, lieben wir; den kindisch-narzißtischen Selbstvermarkter, der uns ähnelt, müssen wir verachten.

Grad wenn er noch Ferrari fährt.

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Soso, Hendrik Wüst (CDU)!

Nachdem Kanzler Scholz angeregt hatte, Schwerverbrecher/innen auch nach Afghanistan abzuschieben, forderten Sie die Bundesregierung dazu auf, »in den sauren Apfel zu beißen« und baldigst mit den Taliban Kontakt aufzunehmen.

Smarter Move! Spitzen Sie also doch auf eine Kanzlerkandidatur? Stellen Sie sich vor, wie Scholz persönlich bei den Taliban vorspricht und wegen irgendeines kulturellen Fauxpas (Liedchen gepfiffen, Gattin nicht ausgepeitscht, Lyonerstückchen im Mundwinkel) ein Weilchen länger als geplant bei seinen Verhandlungspartnern bleiben darf? Und nur stückchenweise in seine Heimat entlassen wird? Wir möchten Ihnen aber natürlich keine gewissenlosen Gedanken unterstellen (außer jenen, Menschen einem islamistischen Folterregime überantworten zu wollen)!

Würde ungeachtet der Partei alle politischen Wüstlinge in die Wüste schicken: Titanic

 Recht hast Du, Influencerin Tina Ruthe!

»Das hat einfach niemand verdient.« Mit diesem Satz kommentiertest Du in Deiner Insta-Story ein Bild, das ein brennendes Geflüchtetenlager in Rafah zeigte, und setztest noch ein Herz-Emoji dazu. Da können wir Dir nur zustimmen: Es hat wirklich niemand verdient, der gerade in einem Kriegsgebiet um sein Leben fürchten muss, als Content einer Influencerin herzuhalten und damit die Reichweite der kurz darauf geposteten Rabattcodes für die Shoppingbag in Leo-Optik zu pushen.

Stellt fest:

Deine Menschenrechtskommission von Titanic

 Prost und zum Wohl, lieber Lidl!

Rückblickend möchten wir uns noch einmal für Dein schönes Angebot »Freude schenken zum Vatertag« bedanken, bei welchem Du auf acht Plastikflaschen Deines ohnehin schon extrem billigen Perlenbacher Pils aus lauter Herzensgüte einfach eine neunte gratis obendrauf gelegt hast!

Und warum, Lidl? Weil Du ihre Herzen (und Lebern) in- und auswendig kennst und daher weißt: Erst die neunte Flasche ist es, die Männern regelmäßig die unverfälschte, überschäumende Freude bringt!

Nach Diktat vom Bürostuhl gekippt und sogleich eingepennt:

Deine »Jungs« von Titanic

 Hast Du das selbst gemacht, Bauhaus,

oder war’s eine Werbeagentur, die auf Dein Plakat mit dem Rasenmähroboter den verheißungsvollen Spruch »Einfach mal mähen lassen« gedruckt und uns damit schon fast überzeugt hatte, uns dann aber mit dem unmittelbar darunter positionierten Bauhaus-Slogan »Selbst gemacht tut gut« doch wieder vom Kauf abrücken ließ?

Fragen die OBI-Hörnchen von Titanic

 Griaß Godd, baden-württembergisches Verkehrsministerium!

Ja, die schwäbische Tradition der Kehrwoche ist uns durchaus bekannt. Trotzdem wäre es uns lieber gewesen, Du hättest in Deiner Antwort auf die Anfrage des SPD-Landtagsabgeordneten Jan-Peter Röderer darauf verzichtet, eine »desolate Sauberkeit« der Toiletten der Deutschen Bahn zu bemängeln. Allein schon aus Gründen der Sprachhygiene.

Besticht durch desolate Genauigkeit: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Klare Empfehlung

Dank der Paarberatung gelang es uns, unsere Beziehung gemeinsam sanft und behutsam in die Tonne zu legen anstatt zu kloppen.

Leo Riegel

 Letzte Runde

Nach einer Woche Kneipentour hat mich die Katze zu Hause vor verendete Tatsachen gestellt.

Alexander Grupe

 Vorteil Mensch

In der Süddeutschen lese ich »Scholz will sich einschalten« und denke: Das kann die Künstliche Intelligenz noch nicht.

Jürgen Simon

 Große Schmerzen

Nachdem ich in den letzten Wochen für eine Hausarbeit historische Handschriften aufarbeiten musste, kann ich kleine Schnörkelschriften echt nicht mehr sehen. Ich habe ganz offensichtlich einen Minuskelkater.

Karl Franz

 »This could have been Emaille«

Wenn mein Freund wieder einmal sein viel zu teures Porzellan-Geschirr auftischt.

Ronnie Zumbühl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
29.06.2024 Aschaffenburg, Kunstgarage Thomas Gsella
02.07.2024 München, Astor Kino Filmpremiere »Hallo Spencer – der Film«
17.07.2024 Singen, Gems Thomas Gsella
19.07.2024 Hohwacht, Sirenen-Festival Ella Carina Werner