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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Die Reihen fest geschlossen

Jetzt, nach den Septemberwahlen, die umständehalber im März gewesen sind, haben wir ja einen sog. Rechtsruck; aber um die linksliberale Verfaßtheit unseres Staates ist mir nicht bang, solang unsere sich als linksliberal verstehende Tagespresse aus lauter wehrhaften Demokraten besteht.

Der Erlanger „Verein für Sprachpflege e.V“ hat nämlich seine „Sprachwahrer des Jahres“ gekürt, und Marc Felix Serrao hat das, ohne erkennbare Ironie, in seiner Süddeutschen sehr gefreut, dieweil dieser Verein nämlich „wertvolle Arbeit“ leiste: „Platz eins geht an einen Studenten, der trotz angedrohten Notenabzugs auf ,gendersensible’ Sprache verzichtet hat, also Binnen-Is und Gendersterne. Platz zwei geht an den Nigerianer Andrew Onuegbu, der sich bis heute weigert, sein Kieler Lokal ,Zum Mohrenkopf’ umzutaufen. Anders als die meisten autochthonen Experten empfindet er den Begriff ,Mohr’ nicht als rassistisch – was nebenbei die interessante Frage aufwirft, wer eigentlich und mit welcher Legitimation in diesem Land die Grenzen des Sagbaren zieht. Schließlich Platz drei: Sarah Connor. Die Sängerin hat ihr erstes Album auf deutsch veröffentlicht, ,Muttersprache’, was nach ,Sexy as Hell’ und ,Naughty but Nice’ ein echter Stilwechsel ist. Ein mutiger dazu.“ Folgt der erwartbare Verweis auf Connors Hymnenunfall („Brüh im Glanze“ usw.), aber Häme ist nicht angebracht: „Elf Jahre später beweist Sarah Connors Ehrung, daß man Sprache noch so sehr malträtieren, gendern oder korrigieren kann: Wer sich besinnt und wieder gut zu ihr ist, den empfängt sie mit offenen Armen.“ So wie die Volksgemeinschaft eben auch, der sich auch der (hoffentlich nicht allzu artfremde) Serrao mit der Blindheit andient, den Connorschen Stilwechsel für etwas anderes zu halten als bereits eine Reaktion auf die mehr oder mindere fröhliche Faschisierung gerade in der Populärkultur.

„Worte können sein wie winzige Arsendosen: sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun, und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da.“ Klemperer, 1947

Derlei ist ja eben nicht völkische Avantgarde, sondern Mainstream, der mit einem Riefenstahlschen Albumtitel wie „Muttersprache“ bereits bedient sein will. Derselbe Mainstream, der sich von Frauen, Lesben und anderen Juden nicht mehr die Grenze des Sagbaren diktieren lassen mag, und wenn irgendein Kohn sein Lokal gern „Brunnenvergifter“ nennt, dann ist das in einem Land, das die Grenzen des Sag- als auch Machbaren dereinst in unerhörter Weise neu gezogen hat, natürlich Privatsache und jedenfalls beispielhaft.

Ich möchte nicht „IdiotInnen“ schreiben müssen. Das ist aber nicht sowohl ein politischer als ein ästhetischer Vorbehalt, und noch weniger möchte ich von Sprachwahrern belobigt werden, die das unstillbare Ressentiment der Mehrheit gegenüber dem Fremden bedienen. Da lachen mich so überlegene, „moderne Patrioten“ (die SZ neulich) wie der Serrao natürlich aus, aber trotzdem: So fängt das an, genau so. Und wenn es irgendwann wieder einmal soweit gewesen sein wird, machen genau diese Biedermänner große Augen: Gezündelt? Wir? Von dem Aberwitz abgesehen, daß sich ausgerechnet in der Phrasenorgel SZ einer für die malträtierte Muttersprache verwendet: hier bringt sich die Mehrheit in Stellung. Und es ist tatsächlich die Mehrheit, denn die Sprachpreise werden nicht von irgendeiner Jury vergeben, sondern von den Lesern der Vereinszeitung Deutsche Sprachwelt. Und nicht allein im Süden ist man einverstanden: „Ebenfalls ausgezeichnet wurden der Berliner Student Sebastian Zidek – er kämpft gegen Genderwahn – und Sängerin Sarah Connor. Sie begeistert mit deutschen Texten auf ihrem neuen Album“ (shz.de, „Nachrichten aus Schleswig-Holstein und der Welt“).

Und so es des Kieler Gastronomen Onuegbu gutes Recht ist, „Mohr“ für harmlos (oder selbstironisch) zu halten, gibt es eine halbe Million Afrodeutsche, die lieber Menschen als Mohren sind und es vermutlich präferieren, daß Leute wie ich, wenn es schon sonst keiner tut, die Grenze des Sagbaren ziehen, als daß es der nächstbeste „Beistrichjunge“ (Gremliza) tut, der für das legitime Recht der Mehrheit streitet, die Minderheit so zu nennen, wie es der Mehrheit paßt.

Auf gut muttersprachlich: fürs Recht auf Gewalt.

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Alle an die Wand: Neues vom Trickser

Als Terminarbeiter, zumal im kritischen Geschäft, ist es unabdingbar, sich auf seine Pappenheimer verlassen zu können; denn was machen, wenn es keine frischen Skandale gibt und die Landtagswahlen erst heute stattfinden (und, Stichwort AfD bzw. Projekt 18, auch keine Überraschungen bringen werden)? Dann kann – und muß, um nicht zu sagen: darf – ich auf von Altenbockums Jasper zählen, dem pünktlich zum fünften Jahrestag des Unglücks von Fukushima (und dem drohenden Sieg der Grünen in Baden-Württemberg) das „Fukushima-Bürgertum“ eingefallen ist, das so exklusiv von der Energiewende profitiere, „und die Verlierer bleiben Verlierer“. Und das im Verlierer-Organ Frankfurter Allgemeine Zeitung! „Die Energiewende hat zu einer schleichenden Spaltung der deutschen Gesellschaft geführt“, in nämlich oben und unten, und was BDI, CDU und die Marxschen Akkumulationsgesetze nicht geschafft haben, die Energiewende macht’s möglich.

Die nämlich die Interessen der kleinen Leute außer acht läßt, „ausgenommen vielleicht an den Tagen, an denen festgestellt wird, daß das Überangebot an regenerativem Strom, das sich im niedrigen Börsenpreis niederschlägt, nicht beim kleinen Mann in der Stromrechnung ankommt. Gewinner sind vielmehr diejenigen, die in das neue grüne Zeitalter investieren können und eine üppige Rendite einstreichen.“ Rendite, zumal die üppige, ist in der FAZ nicht unbedingt ein Schimpfwort; aber wenn es wer derart unfair treibt wie unser „Energiebürgertum“! Das sich nämlich mit der neuen Energiewirtschaft nur deshalb „identifiziert“, wie Jasper es hohnvoll nennt, „weil ihm die grüne Barmherzigkeit genossenschaftliches Eigentum verschafft, mit dem sich gut und noch besser leben läßt“, während es sich mit Anteilsscheinen der Atomkonzerne jahrzehntelang eher schlecht als recht leben ließ. Das sog. Energiebürgertum „ist deshalb nicht weit vom Einwanderungsbürgertum entfernt, das sich gern mit der Migration identifiziert, weil die nicht gefährdet und in Frage stellt, was bislang seinen Wohlstand und seine Anerkennung sicherte. Die Grünen haben das seit langem als Erfolgsrezept erkannt, haben sich dadurch aber selbst in die Rolle des Sprachrohrs eines, sieht man von diversen Apokalypsen ab, sorgenfreien Mittelstands gedrängt.“

„Neues vom Trickser / Der einen Topjob macht / Als ein Übersetzer / Zwischen Tag und Nacht / Als eine Art Verführer / Im Dazwischensein / Mit Worten wie diesen / Die gemacht sind für uns zwei“ Tocotronic, 2002

Daß ich hier nicht den sorgenfreien grünen Mittelstand verteidigen will, von dem man ja, zwischen Wochenmarkt und Kindergarten, so unbedingt umgeben ist, wird das Publikum sich denken; aber daß Wohlstand gerade dann böse wird, wenn er, wie ausnahmsweise immer, zu Fremdenfreundlichkeit und Atomfeindschaft führt, ist eine dieser rechtsdialektischen Meisterleistungen, für die v. Altenbockum hoffentlich gut und besser bezahlt wird.

„Der Humanismus, auf den sich ein so wieder politisiertes, gutsituiertes Bürgertum beruft, unterscheidet sich in einem signifikanten Punkt von dem des sprichwörtlichen einfachen Mannes. Der trauert am Fukushima-Tag um die vielen Toten einer Naturkatastrophe. Die Ideologisierten trauern dagegen um die Toten einer von ihnen instrumentalisierten technischen Katastrophe, um Tote, die es gar nicht gibt.“ Weil sie halt so narrensicher ist, die Kernenergie, daß die bislang 700 000 Tonnen verstrahltes Wasser doch einfach in Altenbockums Keller gepumpt werden können, und sei’s bloß als Dank für den Beweis, daß auch FAZ-Redakteure und zutiefst homophobe „Sexualschaffner“ (Leo Fischer) ihre Liebe zum einfachen Mann entdecken können.

Und mir damit eine Kolumne aus dem Handgelenk ermöglichen.

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Allerhöchste Moral

Mal wieder, nach langer Zeit, Spiegel online gelesen; alles wie immer. Ein grüner Bundestagsabgeordneter wird mit einem halben Gramm Crystal Meth erwischt, und das ist natürlich „fatal“, bedeutet einen neuen „Drogenskandal“: „Zwar sollen nur 0,6 Gramm sichergestellt worden sein. Doch selbst solch eine kleine Menge kann politische Karrieren gefährden.“ Na hoffentlich! „Der Fall Volker Beck ist doppelt desaströs“, denn das ist ja wohl das mindeste. „Nach einem Karriereknick 2013 hatte sich der Politiker gerade wieder aufgerappelt. Das Drogendebakel“, das doppelt desaströse, „könnte seine Laufbahn nun endgültig blockieren. Fatal sind die Schlagzeilen auch für seine eigene Partei, die in elf Tagen bei wichtigen Landtagswahlen punkten will.“ Nämlich bei Leuten, die Drogenkonsum nicht für die Privatangelegenheit halten, die er ist.

„Der Bundestag ist eine unglaubliche Alkoholikerversammlung, die teilweise ganz ordinär nach Schnaps stinkt“, fand der Novize Jockel Fischer 1983. „Je länger die Sitzung dauert, desto intensiver.“ 1994 trat, Youtube weiß es, der Abgeordnete Kleinert im Vollsuff vors Parlament, und wer dranbleibt, wird mit der Landtagsrede des bis zum Überlauf betankten hessischen FDP-Politikers Heidel belohnt, dessen Vortrag eine sowohl politische als auch persönliche Kernwahrheit vorausschickte: „Milch ist gesund, Milch schmeckt hervorragend, und Milch tut jedem von uns gut, wenn er sie trinkt.“ Berufspolitiker ist, wenn schon sonst nichts, ein anstrengender Beruf, und wo die einen saufen, leben andere von Tabletten: Das bekannteste Beispiel ist Uwe Barschel, seit dessen Tod auch Glückskinder und Yogafreunde wissen, was „Tavor“ ist.

„Weintrinker sind anständige Leut’.“ Julia Klöckner, 2015

Das alles ist der Rede wert, wenn sich dabei die, die es ja nun wirklich nötig haben, Spott und Zeigefinger sparen: „Beck … gilt neben Claudia Roth wohl als größter Moralapostel seiner Partei, womit er auch in den eigenen Reihen vielen immer wieder auf die Nerven gegangen ist.“ Das glaubt man gern. „Bei den Verschärfungen der Asylgesetze im Oktober stimmte Beck gegen die Linie seiner Fraktion. ,Ich möchte diesen Verschärfungen im Bundestag nicht über die Hürde helfen’, sagte er damals, als erneut weitere Staaten zu sogenannten sicheren Herkunftsländern erklärt wurden.“ Und wer mit derart humanistischen Beiträgen allzu schlimm genervt hat, darf natürlich auch einmal tief fallen, damit die Deppenpresse Politik wieder zur Frage der persönlichen Moral machen kann, indem sie insinuiert, der Gebrauch illegaler Drogen sei unmoralisch.

Er ist aber allenfalls schädlich, für die Leber oders Zentralnervensystem, und mit Moral hat das erst dann wieder was zu tun, wenn man berauscht jemanden totfährt. Wer hier die Frage von legal/illegal zu einer moralischen macht, will bloß mit dem Über-Ich auf Duzfuß kommen und ruft jenes gesunde Sittlichkeitsempfinden an, das als solches nicht nur immer unrecht hat, sondern in Drogenfragen verläßlich heuchelt, ob in puncto Cannabis oder der völlig selektiven Einrichtung alkoholfreier Zonen:
„Wie bei anderen Drogen setzt auch die Alkoholpolitik stets bei jenen an, die keine sozialen Privilegien genießen wie Politiker und Richter. Über ein Verbot des Bierverkaufs an Tankstellen oder am Kiosk nach 22 Uhr wird regelmäßig diskutiert, aber ein Rotweinverbot in Edelrestaurants wäre undenkbar. Nach einem brutalen Überfall in einem Berliner U-Bahnhof 2011, bei dem der Täter angab, betrunken gewesen zu sein, forderte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) ein Alkoholverbot im öffentlichen Personennahverkehr. Ein Alkoholverbot auf dem Oktoberfest hingegen wird ein bayerischer Politiker nie in Betracht ziehen. In diesem Jahr mußte das Rote Kreuz 7551 Menschen versorgen, es gab 58 Maßkrugschlägereien, 16 Sexualdelikte, 449 Körperverletzungen. ,Es war eine normale, man möchte fast sagen, eine ruhige Wiesn’, bilanzierte das DRK“, bilanzierte die Jungle World im November 2013.

Woran wir gern die Bilanz anschließen: Wer ein Problem mit Crystal Meth hat, gehört zum Arzt. Und nicht zu den nervenden Moralaposteln von Spiegel online.

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Supergefährlich

Was glaubt eigentlich Sigmar Gabriel so den lieben langen Tag? Im Zweiten Deutschen Fernsehen, von Adenauer ja einst als „Deutschlandsender“ projektiert, glaubte er laut Tagesschau.de dies: „Er glaube, ,daß wir eigentlich ein neues Solidaritätsprojekt für unsere eigene Bevölkerung brauchen’, sagte Gabriel in der ZDF-Sendung ,Maybrit Illner’. Die Menschen müßten merken, ,daß ihre Bedürfnisse nicht unter die Räder geraten’. Es müsse mehr Geld für sozialen Wohnungsbau und mehr Kita-Plätze ,für alle’ geben, sagte Gabriel. Außerdem müßten geringe Renten aufgestockt werden. ,Das ist konkrete Politik in Deutschland, die sich ändern muß.’“

Und was glaubt die politische Journalistin Constanze v. Bullion? In ihrer SZ, wo sie den Pfarrer Gauck für sein Eintreten wider die unselige Negerfeindschaft lobt und über die „dünne Kruste, die über das Nachwende-Deutschland gewachsen ist“, räsoniert, z.B. das: „Der Umgang mit Minderheiten sei im Kommunismus eben nicht geübt worden wie im Westen, sagt Gauck. Das stimmt, aber es reicht nicht. Es ist auch darüber zu reden“, ich muß das, Entschuldigung, hervorheben, „wie gründlich der Realsozialismus jeden Glauben ans Soziale zerstört hat, an die beglückende Kraft des Teilens, den Schutz Schwächerer durchs Kollektiv. Solche Werte, ausgerechnet, wurden vom SED-Staat verhöhnt“.

Denn die beglückende Kraft des Teilens, die ist allein im minderheitenerprobten Westen (vgl. Wikipedia, „Liste von Angriffen auf Flüchtlinge und Flüchtlingsunterkünfte in Deutschland“) zuhaus, wo sie Sigmar Gabriel (Goslar) als das Glück ventiliert, Solidarität als völkische zu erleben. Seit 1977 ist Sigmar Gabriel in der SPD, seit 2009 Vorsitzender jener Partei, die mit den Hartz-Gesetzen dafür gesorgt hat, daß in Deutschland soziale Bedürfnisse planmäßig unter die Räder genommen werden, und diese planierten oder in Planierung befindlichen Sozialschutzgebiete werden jetzt gegen die Artfremden ausgespielt, die nämlich alles bekommen, während die anständigen Deutschen gar nichts kriegen.

„Ich möchte mit manchen Menschen nicht den Bürgersteig teilen, und Sigmar Gabriel gehört dazu.“ Max Uthoff, 2015

Und wer hat schuld? Die SPD, dem Standort Deutschland immer treu ergeben? I wo. Die Flüchtlinge und Asylanten, denen es hinten und vorne hineingestopft wird? Unbedingt: „Für die macht ihr alles, für uns macht ihr nichts“, das hört Gabriel nach eigener Aussage überall, und dieser Satz sei „supergefährlich“. Ist er wirklich, denn Faschismus ist, wenn Kleinbürger ihr Zukurzkommen statt auf die Gesetze der Kapitalverwertung auf irgendwelche Minderheiten schieben. Supergefährlich ist es mithin, wenn eine Sozialdemokratische Partei Deutschlands, statt von früh bis spät und coûte que coûte für Rentner, Mütter, Arbeiter einzutreten, sich dieser längst in Vergessenheit geratenen Generalaufgabe zuverlässig und spätestens dann erinnert, wenn man vor Landtagswahlen Stimmen von Kleinbürgern abgreifen will, die ihr Zukurzkommen supergefährlicherweise Leuten in Rechnung stellen, die im Leben noch sehr viel kürzer gekommen sind.

Daß die Volksgenossen in dieser wunderbar nationalen Stimmung („Asylpaket II“) dann ganz konkret zur Supergefährlichkeit neigen, schiebt unsere linksliberale, dem Standort Deutschland ebenso treu ergebene Qualitätspresse dann vorsorglich auf einen Sozialismus, der, statt wie üblich die Menschen brutal dem gleichmacherischen Kollektiv zu unterwerfen, neuerdings den Glauben ans Teilen verhöhnt (!), und wieder stimmt das Wort des völkischen Antibolschewisten Goebbels: daß nämlich die unverschämtesten Flunkereien am ehesten geglaubt werden.

Und eben die sind die supergefährlichsten. Wer nicht gerade Sigmar Gabriel, Constanze v. Bullion oder sonst eine korrupte Figur ist, weiß das.

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Wunderlicher Volksfreund

Rein statistisch habe ich noch 32 Jahre vor mir; macht ca. 1000 korrektheitskritische Aufsätze von der Art, wie sie gestern dem süddeutschen Kulturbeobachter Hilmar Klute gelungen ist und wo es um die Unmöglichkeit ging, „ganz normal miteinander zu diskutieren“, weil die „Sprach-Türsteher“ jedes Wort „fünfmal in Watte packen“ und den anderen daraufhin „der sprachliche Tabubruch ein tägliches Fest ist“: „Die Begriffe werden wie Falschgeld unters Licht gehalten. Wer Zuwanderer mit Migranten verwechselt, hat schon den ersten Schritt in Richtung Denunziation unternommen, und wer sich im Begriffsgeflecht ,Asylant’ und ,Asylbewerber’ verstrickt, darf, wenn er Glück hat, als ahnungsloser Tölpel bestaunt werden.“ Und da weiß Klute freilich, wovon er spricht. Trinkt er jetzt auch noch? Oder ist das ein Versuch, sich im Geflecht von Ironie und höherer Bedeutung zu verstricken?

„Es ist auch ein elender Krampf, jegliche Wendung, welche die Stellung von Menschen in einer Gesellschaft beschreibt“, wie z.B. Bimbo, Fotze oder Schwuli, „unter Schutzatmosphäre zu verpacken. Wer jedem auf die Finger haut, der ein Wort verwendet, das möglicherweise diese oder jene Gruppe verletzten könnte“, zu der der Klute, versteht sich, nicht gehört, „macht sich zum Parkwächter eines logozentrischen Ideengartens: Sage mir, wie du das Wort ,Migrant’ benutzt, und ich sage dir, ob du dich schämen mußt oder weiterreden darfst.“ Bloß daß die Opfer von Klutes Parkwächtern gar nie „Migrant“ sagen, sondern „Asylantenpack“ oder „Gesindel“.

„Aber Sprache dichtet und denkt nicht nur für mich, sie lenkt auch mein Gefühl, sie steuert mein ganzes seelisches Wesen, je selbstverständlicher, je unbewußter ich mich ihr überlasse.“ Klemperer, 1947

„Daß Fernsehsender, Zeitungen und Magazine die Flüchtlingswahrheit angeblich verschweigen oder verzerren würden – diese Ansicht teilen inzwischen auch Bürger, die sich nicht oder noch nicht radikalisiert haben. Sie werden bestätigt durch öffentlich zur Schau getragene Bedenkenträgerei.“ Denn zuerst ist der Mensch hilfreich und gut, dann kommen die Bedenkenträger von links, und dann werden die guten Menschen vor lauter Wut zu Nazis. (Und wo wir schon beim Bedenkentragen sind: „Daß Fernsehsender, Zeitungen und Magazine die Flüchtlingswahrheit angeblich verschweigen oder verzerren würden“ ist keine Formulierung, die, wenn ich was zu sagen hätte, zur Arbeit in einer überregionalen Qualitätszeitung berechtigen müßte, lautet der Argwohn doch schlicht, daß Fernsehsender, Zeitungen und Magazine die Flüchtlingswahrheit verschweigen oder verzerren, und nicht, daß sie's angeblich tun bzw., doppelt falsch, sogar angeblich täten/tun würden.)

Und also sind nicht etwa zuerst die Ressentiments da, die sich die eine Partei mehr als die anderen zu kitzeln traut, weshalb diese Partei dann zweistellige Wahlergebnisse erwarten darf, nein: „logisches und faktisches Prius“ (Ernst Nolte) ist die politische Korrektheit (als Bitte, über rassistische, sexistische oder sonstwie gewalttätige Verwendung von Sprache einmal nachzudenken), über die sich der Ku-Klux-Klan, im Grunde mehr so was wie eine friedliche Interessenvereinigung, dann (zu Recht!) derart aufregt, daß wieder der Neger am Baum hängt und nicht der Afroamerikaner. „Den Tabubruch“, weiß hingegen Klute, „kann man gelassen aushalten“, wenn man nicht gerade Asylant ist, dem der Tabubruch als Stein oder Molli um die Ohren fliegt; „man kann ihn als Erkennungsmerkmal wunderlicher Volksfreunde begreifen und ihn zum Anlaß nehmen, diese Leute lächerlich und damit kleiner zu machen“, was in Klutens Kreisen funktionieren mag, am Stammtisch, wo man gerade noch darauf gewartet hat, von linksliberal maskierten Volksfreunden lächerlich gemacht zu werden, eher nicht.

Und gerade weil (!) die AfD vor hohen Gewinnen steht, „wäre es eine kluge Übung zu sagen: Hört euch an, was sie sagen, wie sie es sagen, und denkt bitte daran: Es handelt sich bei ihnen um bizarre Politikdarsteller ohne Macht und Mandat. Und das sollten sie unbedingt bleiben.“ Denn auch den Klute gibt es ja nur als Lärm, den er produziert; wie zu Tucholskys Zeiten die bizarren, lächerlichen Politikdarsteller dann aber durchaus noch zu Macht und Mandat kamen, und „von denen, die damals lachten, lachen unzählige nicht mehr. Die jetzt noch lachen, werden in einiger Zeit vielleicht auch nicht mehr lachen“ (Hitler). Und das gönne ich nicht mal dem Klute, jedenfalls weniger als ein Schlußwort in eigener Sache: „Ist es nicht besser, seltsame Menschen reden seltsames Zeug, anhand dessen man sie identifizieren kann?“

Wenn Sie mich fragen: nein.

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Herrschaft des Unrechts

Es geht uns gut wie lange nicht. Wie lange noch? Finanzminister Wolfgang Schäuble hat von seinem Haus ein Schuldenszenario errechnen lassen, und die Ergebnisse sind laut Frankfurter Allgemeiner „erschreckend“, dieweil wir im Jahr 2060 „griechische Verhältnisse“ haben könnten, denn „die deutschen Staatsfinanzen drohen … langfristig aus dem Ruder zu laufen“: „In seinem turnusmäßigen Tragfähigkeitsbericht fürchte sein Ministerium im ungünstigsten Fall einen Anstieg der Staatsverschuldung bis 2060 auf rund 200 Prozent der Wirtschaftsleistung, schreibt das Handelsblatt am Freitag. Das ist mehr als die aktuellen Schuldenquote Griechenlands und fast das Dreifache der gegenwärtigen Verschuldung Deutschlands.“

Schuld daran hat nach aktueller Analyse und nach Angaben der Welt am Sonntag hauptsächlich „die demografische Alterung“, denn die deutsche Staatsschuld werde „nur dann dauerhaft in der Nähe der Maastricht-Grenze von 60 Prozent der Wirtschaftsleistung bleiben, wenn sich Faktoren wie die Geburtenrate ausgesprochen günstig entwickeln“. Zumal da das Leben immer teurer wird: „Bundesfinanzminister Schäuble sieht sich derzeit von Seiten seiner Ministerkollegen mit immer neuen Ausgabenwünschen konfrontiert. Arbeitsministerin Andrea Nahles hatte gerade erst knapp eine halbe Milliarde Euro mehr gefordert“, zu Integrationszwecken nämlich, und „Bauministerin Barbara Hendricks will zur Bewältigung des Flüchtlingszustroms jährlich zusätzlich 1,3 Milliarde Euro für Wohnungsbau und Stadtentwicklung“. Und fertig ist die Meldung: Es geht uns gut wie lange nicht, aber in nicht einmal 50 Jahren sind wir Griechenland, weil wir einerseits zu wenige Deutsche sind, andererseits die ganzen Asylanten mit Milliardenbeträgen durchgefüttert werden wollen.

Dazu eine Rechnung: Die Schulden der deutschen öffentlichen Haushalte erhöhen sich pro Sekunde um rund 1500 Euro, am Tag um rund 130 Millionen Euro. Nach einer Woche sind wir schon bei der Milliarde, die „uns“ die Flüchtlinge kosten. Es sind, mit Hilmar Kopper zu sprechen, praktisch Peanuts.

Schulden hat man dann, wenn man mehr ausgibt als einnimmt. Mehr ausgeben als einnehmen wird ein Staat z.B. dann, wenn er Verluste sozialisieren muß, von den Gewinnen aber, bei z.B. historisch niedrigen Unternehmenssteuern, relativ immer weniger sieht. Allein Hartz IV, die Reststütze für die Verzichtbaren, hat bislang bald eine halbe Billion Euro gekostet.

„It's a rich man’s world“ ABBA, 1976

Schulden vergrößern sich selbsttätig durch die Schuldzinsen, und wer ein Unternehmen ist oder Aktien hat und direkt von den niedrigen Unternehmenssteuern profitiert, der kann das Geld, das er zuviel hat, wiederum jenem Staat leihen, der ihm den Überschuß ermöglicht hat. Dann hat der Staat noch mehr Schulden und muß ein Schwimmbad zumachen, aber wer Gläubiger des Staates ist, bekommt ja seinerseits Zinsen und fliegt dann einfach ans Meer.

Das kann eine Weile gutgehen, sogar eine sehr lange Weile, aber irgendwann ist der Staat pleite. Dann kommt, zum Beispiel, der IWF und verscherbelt alles, was öffentlich war (und also allen gehört hat), an jene, die dank ihrer Anleihen (und des Profits aus den niedrigen Unternehmenssteuern) Geld übrig haben. Vielleicht kommt der IWF auch nicht, aber wer vom Schuldenstaat irgendwas erwartet, weil er statt Aktien und Anleihen eine kleine Rente und einen kaputten Rücken hat, der sieht in die Röhre. Vielleicht kommt auch ein Schuldenschnitt oder, was aufs selbe hinausläuft, eine Inflation, aber wem vorher eine Fabrik gehört hat, dem gehört sie hinterher immer noch, und wieder sehen jene in die Röhre, die diese Fabrik eben nicht haben. Das sind gottlob die wenigsten.

Bernie Sanders (USA) will sich das Geld ja von den Reichen zurückholen. Ein absoluter Spinner, der hierzulande bestenfalls belächelt wird, und zwar von denen, die zuletzt lachen und natürlich wollen, daß das so bleibt. Denn das wäre ja was: eine Welt, in der alle was zu lachen haben!

Verrückt.

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Garantiert extrem gar nichts

Wäre ich mir nicht so sicher, daß ich viel zu unwichtig bin, ich müßte glauben, sie täten das, um mich zu ärgern: Der Schauspieler Edgar Selge, heißt es in der Morgenzeitung, „studierte Klavier und Schauspiel und war lange Jahre Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele. Spätestens seit Helmut Dietls ,Rossini’ haben Kino- und Fernsehzuschauer auch bei seinen Filmrollen ein extrem gutes Gefühl.“

Da glaubt man immer, man kenne alles, und dann muß man das zweimal lesen, weil man es nicht für möglich hält. An die gewöhnlichen Unfälle hat man sich ja fast gewöhnt: „,Wir haben da zwei Herzen in unserer Brust’, sagt einer aus der Branche. Das eine sagt: Verkaufe, was die Leute wollen, und nehme das Geld mit, solange es geht“ – auf deutsch: nimm das Geld mit –, und das unerträglich ubiquitäre, brutalstmöglich phrasenhafte „massiv“ mischt das Redaktionssystem vermutlich nach dem Zufallsprinzip in die Texte. Aber daß die Information, ein Schauspieler sei beim Publikum beliebt, neuerdings dazu führt, daß jener bei diesem ein „extrem gutes Gefühl“ hinterläßt, ist der endgültige Sieg der Reklame über den Geist, der Parole über den Gedanken, selbst dann, wenn es sich um eine Anspielung auf Selges Rolle in „Rossini“ handelt, wo er als Mann von der Sparkasse stets „ein gutes, ein sehr gutes Gefühl“ hatte.

„So viele Berichte. So viele Fragen.“ Brecht, 1936

Kann man meinetwegen machen; aber dann muß partout noch ein „extrem“ hineingemantscht werden, und der Satz wird so lachhaft wie jeder, der ein Extrem behauptet, wo keines ist. (Wenn man’s mit Absicht macht, ist es dann u.U. wirklich zum Lachen, wie bei diesem Spitzenwitz vom TITANIC-Titel 2/2004: „Treffen sich ein Russe, ein Engländer, vier Bayern, zwölf Franzosen, noch ein Russe, zwei Österreicher (Niederösterreich), ein Schweizer, extrem viele Holländer und fünf Bulgaren in der Straßenbahn. Sagt der Schaffner: ,Die Fahrausweise bitte, Ausländergeschmeiß!’“) Aber ein Gespür für Sprache, ihre Nuancen und Empfindlichkeiten wird ja auf unseren Journalistenschulen, wie es aussieht, nicht vermittelt, falls da nicht ohnehin bloß die Dummköpfe landen, denen für fünf Gedanken acht Vokabeln zur Verfügung stehen. Und dann kommt derlei dabei raus: „Es ist sogar die Aufgabe jeder Regierung, sich für Unternehmen einzusetzen, denn schließlich garantieren diese ein hohes Gut: Arbeitsplätze.“

Sagenhaft. Bzw. abgesehen davon, daß Unternehmen, wenn die Empirie irgendwas beweist, Arbeitsplätze nicht „garantieren“: ist es denn möglich, als Abiturient noch nie im Leben was von Brechts „Fragen eines lesenden Arbeiters“ gehört zu haben? Und kann man im Ernst glauben, daß die Erde wüst und leer war, bis die Unternehmen kamen und sich freundlichst dazu bereiterklärten, Arbeitsplätze zu garantieren? Kann das einer wirklich übersehen, daß immer zuerst die Arbeit da ist und dann die Aktie? Oder will das einer übersehen, damit nicht die Regierung auf die dumme Idee komme, sich statt für die Unternehmen für die Arbeiter einzusetzen? Die in den Analysen unserer Wirtschaftsredakteure halt nicht vorkommen, weil es schließlich die Herrschaft gibt und das Personal, und das Personal soll nicht Zeitung lesen, sondern die Stühle zusammenschrauben, auf denen sich die Hofnarren ihre Buchstaben plattsitzen?

„Nichts gelernt“, ist der Kommentar des SZ-Journalisten Mühlauer überschrieben, und das scheint zu stimmen; immerhin das. 

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Recht hast Du, Influencerin Tina Ruthe!

»Das hat einfach niemand verdient.« Mit diesem Satz kommentiertest Du in Deiner Insta-Story ein Bild, das ein brennendes Geflüchtetenlager in Rafah zeigte, und setztest noch ein Herz-Emoji dazu. Da können wir Dir nur zustimmen: Es hat wirklich niemand verdient, der gerade in einem Kriegsgebiet um sein Leben fürchten muss, als Content einer Influencerin herzuhalten und damit die Reichweite der kurz darauf geposteten Rabattcodes für die Shoppingbag in Leo-Optik zu pushen.

Stellt fest:

Deine Menschenrechtskommission von Titanic

 Jawoll, Ijoma Mangold!

Jawoll, Ijoma Mangold!

Im Zeit-Feuilleton sinnieren Sie ausführlich über die Verbissenheit, mit der politische Debatten mittlerweile geführt werden, und darüber, wie Humor und Heiterkeit gegen diese helfen können.

Ihren Essay schließen Sie mit der Feststellung, »dass Demokratie nicht mehr als funktionales Rollenspiel begriffen wird, dessen primärer Zweck es ist, einen zivilen Machtwechsel herbeizuführen, sondern als Kampf um Leben und Tod. Vielleicht sollten wir uns öfter Perücken aufsetzen? Selbstironie ist nämlich die beste Form der Gewaltenteilung und könnte die Politik davor retten, sich im Stellungskrieg einzubunkern.«

Manch eine/r mag sich fragen, was zur Hölle Sie hier sagen wollen. Doch unsereins erkennt sogleich, was Sie beabsichtigen: Ihr Text soll nicht nur ein Appell gegen den heiligen Ernst und die Verbissenheit in der Politik sein, sondern diesen auch direkt etwas entgegensetzen, nämlich Nonsens! Als Fachleuten fällt uns das sofort auf.

Lupft die Perücke zum Gruß: Titanic

 Liebe britische Fallschirmspringer/innen!

Bei der diesjährigen D-Day-Gedenkfeier habt Ihr die Landung in der Normandie nachgestellt. Wegen des Brexits musstet Ihr aber direkt im Anschluss zur Passkontrolle. Danach erst ging’s weiter zur Feier.

Jetzt wollten wir mal ganz lieb fragen, ob Ihr angesichts des ganzen Rechtsrucks in Europa beim nächsten Mal dann wieder auf solche Formalitäten verzichten und stattdessen Nazis abknallen könnt?

Mit ganz großen Augen: Titanic

 Griaß Godd, baden-württembergisches Verkehrsministerium!

Ja, die schwäbische Tradition der Kehrwoche ist uns durchaus bekannt. Trotzdem wäre es uns lieber gewesen, Du hättest in Deiner Antwort auf die Anfrage des SPD-Landtagsabgeordneten Jan-Peter Röderer darauf verzichtet, eine »desolate Sauberkeit« der Toiletten der Deutschen Bahn zu bemängeln. Allein schon aus Gründen der Sprachhygiene.

Besticht durch desolate Genauigkeit: Titanic

 Lange nichts von Ihnen gehört, Sigmar Gabriel!

In einem Stern-Interview, das mit Ihrem zauberhaften Zitat »Wir müssen Putin den Eisenfuß entgegenstellen« überschrieben war, sagten Sie noch allerlei anderes Zauberhaftes, unter anderem: »Krieg hat immer die Gefahr der Eskalation.«

Da hätten wir aber schon gerne das ein oder andere Beispiel erfahren. Zu was kann Krieg denn eskalieren? Zu diplomatischen Verstimmungen? Gegenseitigen Sanktionen? Peinlichem Anschweigen auf internationalen Kongressen? Sagen Sie’s uns, und vor allem Putin!

Eskaliert sonst vor Aufregung: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Vorteil Mensch

In der Süddeutschen lese ich »Scholz will sich einschalten« und denke: Das kann die Künstliche Intelligenz noch nicht.

Jürgen Simon

 Rhetorischer Todesstern

Anstatt vor der Reise nach Irland mühsam meine eingerosteten Conversation-Skills aufzufrischen, hatte ich mich dazu entschlossen, einfach ein paar cool klingende Star-Wars-Zitate auf Englisch auswendig zu lernen. Beim abendlichen Guinness wollte ich in der dunkelsten Ecke des Pubs sitzen, die langen Beine mit den Wanderstiefeln entspannt auf dem Tisch abgelegt, und – sollte mich jemand etwas fragen – mit einer lässig dahingerotzten Antwort aus »Das Imperium schlägt zurück« geheimnisvoll und verwegen wirken. Obwohl ich mich dabei genau an das Skript hielt, wurde ich bereits ab dem zweiten Tag von den Locals wie ein Irrer behandelt und während des kompletten Urlaubs weiträumig gemieden. Ich glaube zwar nicht, dass es an mir lag, aber wenn ich einen Kritikpunkt nennen müsste, dann diesen: Ausschließlich Sätze in Wookie-Sprache zu verwenden, war möglicherweise ein Fehler.

Patric Hemgesberg

 Ratschlag

Nach dem Essen, vor dem Paaren
niemals deinen Leib enthaaren!
Lieber schön beim Lakenfleddern
ineinander tief verheddern,
richtiggehend geil verstricken,
durch das Buschwerk nicht mehr blicken
und nach sieben langen Nächten
sorgsam auseinanderflechten.

Ella Carina Werner

 Letzte Runde

Nach einer Woche Kneipentour hat mich die Katze zu Hause vor verendete Tatsachen gestellt.

Alexander Grupe

 Bilden Sie mal einen Satz mit »Hinduismus«

Absprachen zur Kindbetreuung,
manchmal sind sie Schall und Rauch bloß.
Beide in der Hand die Klinke:
»Wo willst hin du? Is mus auch los!«

Wieland Schwanebeck

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
02.07.2024 München, Astor Kino Filmpremiere »Hallo Spencer – der Film«
17.07.2024 Singen, Gems Thomas Gsella
19.07.2024 Hohwacht, Sirenen-Festival Ella Carina Werner
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler