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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Ohne Weichbild

Publizistische Pseudokritik hatten wir letzte Woche, und für alle, die nicht dabei waren, sie geht, z.B. auf dem Titel vom dummen Stern, so: „Stark und schön: Die Sehnsucht nach einem perfekten Körper. Was treibt uns an? Was macht uns wirklich besser? Plus: Welche App für welche Sportart“; genau.

Kritischer gestern die SZ zum selben Thema: „Fit und fertig: Urlaubsreif, das bedeutete früher: blaß, schlapp und überarbeitet zu sein. Heute wollen am Strand alle unbedingt eine perfekte Figur machen – dafür gehen die Deutschen so oft ins Fitneßstudio wie niemand sonst in Europa. Muß das sein?“ Und wo die Hamburger Kollegen noch halbverblümt ja sagen, erfahren wir hier kapitalismuskritisch etwas von „standardisierten Körpern“, „jederzeit einsatzfähigen Leistungsträgern“ und „Machbarkeitsideologie“, von „skulpturalen Körpern“ gar, die bekanntlich faschistische sind, aber soweit geht die Autorin freilich nicht; verwendet sich aber immerhin fürs Ungestählte, Schwache, darin Autonome: „Körper verfallen, verändern, verformen sich, sie erzählen Geschichten über ihre Bewohner – manchmal schöne und manchmal weniger schöne. Aber immerhin sind es echte Geschichten. Und es sind unsere eigenen.“

„In unseren Augen, da muß der deutsche Junge der Zukunft rank und schlank sein, flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl.“ Hitler, 1935 – „Der Nationalsozialismus errichtete in Deutschland nicht nur eine brutale Diktatur, die alle Lebensbereiche kontrollierte. Die Nazis wollten auch einen neuen Typ Mensch schaffen, der dem System willenlos dienen sollte.“ Deutsche Welle, 2012

In Klaus Theweleits „Männerphantasien“ ist Faschismus, ist der faschistische Körper, einzeln oder in der Masse, das Harte, Geformte, klar Umgrenzte und Strukturierte, und wenn laut Zeitung „völlig normalgewichtige Männer der Ansicht sind, ihr Körper benötige mehr Kontur“, dann positionieren sich auch diese Männer gegen das, wovor der faschistische Mann sich fürchtet: das Weiche, Schwache, Fließende, den „Brei“, eine zentrale Metapher in faschistischer Prosa, welche, noch einmal, das (männlich) Konturierte, Entschlossene, Tatkräftige gegens (weibisch) Konturlose, Zögernde, Rhetorische in Stellung bringt: „Zum törichten Geplapper deutscher Innenpolitik gehören mit großer Zuverlässigkeit die Schuldzuweisungen, wenn Asylbewerber oder deren Heime angegriffen werden. Dann werden Sprüche geklopft wie: „Den realen Brandstiftungen gehen meistens rhetorische Brandstiftungen vorweg“ (Ralf Stegner). Gemeint sind damit nicht etwa Volksverhetzer oder Fremdenfeinde, sondern die Politiker, die sich Gedanken darüber machen, wie das Asylrecht im Sinne der Flüchtlinge und deren Unterbringung besser, schneller und gerechter verwaltet und vollzogen werden kann: Dazu mögen auch (bayerische) Politiker gehören, die gern Sprüche klopfen. Aber da steckt wenigstens etwas dahinter, wohingegen die reinen Sprücheklopfer außer durch moralistische Selbstgerechtigkeit nur noch durch ihr Nichtstun auffallen. ... Es ist unbegreiflich, wie lange es dauert, bis ein augenscheinlicher, vielfach festgestellter und sichtlich die Empathie gegenüber Flüchtlingen nicht gerade fördernder Mißbrauch des Asylrechts von Landes- und Bundespolitikern beim Namen genannt wird. Das überlassen sie viel lieber Beamten und Kommunalpolitikern, die allerdings ... ohnehin mehr Ahnung von der Materie zu haben scheinen als sie, vor allem aber: mehr Tatkraft, mehr Mut. … Niemand sollte sich angesichts dieser verklemmten Schüchternheit der Bundes- und Landespolitik wundern, daß rechtsradikale Stimmungsmacher ein leichtes Spiel haben. ... Lieber redet man an der Sache Monate lang vorbei, aber mit einer hundertfünfzigprozentig reinen Gesinnung, als daß man dabei erwischt wird, politische Verantwortung zu übernehmen.“

Jasper von Altenbockum (FAZ) sieht nicht so aus, als habe er Übergewicht. Ich für meinen Teil kann jedenfalls sagen, daß ich, rein körperlich, ein ziemlicher Antifaschist bin.

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Hirn, einmal aussetzen

Das ist alte Leier: daß Kritik im freiheitlich demokratischen Medium sich stets dem Verdacht aussetzt, Pseudokritik zu sein, Kritiksimulation, weil sich unterm Generaldiktat von Kaufen und Verkaufen, Wettbewerb und Konkurrenz das Wesentliche gar nicht ändern kann. Weil sich im freiheitlich demokratischen Medium das Wesentliche auch nicht ändern soll, geht auch Kritik an Umständen, so nötig sie im Einzelfall sein mag, immer wesentlich daneben, ja zementiert durch das sog. Aufzeigen von Mißständen den Glauben, daß am wesentlichen Mißstand: daß nämlich Ausbeutung herrscht des Menschen durch den Menschen, nicht gerüttelt werden müsse.

Diese dialektische Mühle kann sich freilich sparen, wer seine Informationen über „Spiegel online“ bezieht, wo das Geschäft, Affirmation kritisch zu verpacken, auf unvergleichlich professionelle Weise betrieben wird. „Billig-Shopping bei Primark: ,Da setzt das Gehirn aus’“, meldet eine Überschrift, die, weil derlei Journalismus von der Benutzerfreundlichkeit lebt, die Pointe vorwegnimmt: Wer bei Primark Billigshopping betreibt, das auf unverhohlener, allseits bekannter, in „Spon“-Terminologie: drastischer Ausbeutung beruht, ist nur vermindert bis gar nicht schuldfähig, weil sein Gehirn vorher ausgesetzt hat.

„Mensch, werde wesentlich!“ Angelus Silesius, 1675

„Sie trinkt Bio-Wein, kauft CO2-verträgliche Trinkflaschen und näht ihre Vorhänge selbst: Eleonora Pauli“, die Autorin, „achtet auf Nachhaltigkeit – wie viele Großstädter. Doch bei Mode hört die Moral auf. Warum? Ein Besuch in der Primark-Filiale am Berliner Alexanderplatz.“ Wo die beinharte Recherche natürlich das ergibt, was wir uns haben denken können: Es ist nicht egal, aber. „Draußen, auf den Stufen vor der Primark-Filiale, sitzen Frida, Anna und Lena, Gymnasiastinnen aus Rostock, zwischen anderen erschöpften Primark-Kunden. Neben ihnen ihre vollgepackten Tüten. Gegenseitig präsentieren sie sich ihre neuen T-Shirts und machen Selfies. Lena wollte eigentlich gar nichts kaufen. ,Dann sah es aber leider zu gut aus, und ich habe einen zu schwachen Willen’, sagt sie und wühlt in der pappfarbenen Papiertüte: ein Parka, eine Tasche, eine Strickjacke – für insgesamt 34 Euro. ,Bei Primark gehst du rein, siehst die günstigen Preise, und da setzt das Gehirn aus’, sagt Frida … Der Kick: Man bekommt sehr viele Einzelteile für sehr wenig Kohle – und kann dementsprechend sehr oft shoppen gehen. Ein Foto darf die Autorin von den Rostocker Mädels aber nicht machen: ,Mit den Primark-Tüten? Lieber nicht, ist peinlich!’“ Zirka so peinlich, wie sich als Autorin des Netzablegers von Deutschlands legendärstem Nachrichtenmagazin von sämtlichen hochsprachlichen Ansprüchen da zu verabschieden, wo Mädels mit ihrer Kohle dafür sorgen, daß in Bangladesh die Feuer nicht ausgehen.

Daß wir alle kleine Sünderlein sind: geschenkt. Daß, letztlich, „korrektes“ Leben, wenn es sich denn durchhalten läßt, nur das Trugbild von der „Konsumentendemokratie“ malen hilft (grad wo es schlicht Lifestyle ist): auch geschenkt. Aber unterm kritischen Mäntelchen das vulgärkonsumistische Kaufverhalten unserer Gymnasiastinnen zu salvieren, für die der Einkauf bis zur Erschöpfung, weil gratis, zum Freizeitvergnügen wird: igitt. Indes freilich nötig, damit es „weiter, immer weiter“ (Kahn) gehe und die frohe Botschaft eine Handbreit drunter: „Die Deutschen frönen der Lust am Shoppen: Die Umsätze im Einzelhandel sind im Juni stark gestiegen“ nicht etwa getrübt werde. Und sei's durch irgendwelche Hirnreize.


PS. Apropos „Spiegel online“ bzw. würg: „Semesterferien: So paßt die Auszeit in den Lebenslauf“. Sie nennen es Freiheit. Kein Hund möchte so leben.

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Ächz

Verständnis ist in Deutschland traditionell eine Sache der Richtung: Für rechts ist immer mehr Verständnis da als für links. Das war schon in der Weimarer Republik so, wo kommunistische Mörder schnurstracks im Zuchthaus oder auf dem Schafott, landeten, während rechte Mörder (deren Zahl,nebenbei, erheblich höher war) nach ein paar Wochen U-Haft wieder die Saalschlacht anführen durften. Desgleichen gibt es hügelweise Literatur zu der Frage, wie der gemeine deutsche Mann bloß dazu kam, Juden zu erschießen, während der einzige Grund für Bautzen, Mauer und Schießbefehl der Bolschewisten Bosheit war. Gewalt von rechts ist schlimm, kann (und wird) aber erklärt werden – die Arbeitslosigkeit, die Langeweile! –, Gewalt von links ist altböser Linksextremismus, Punkt.

„Die Republik ächzt hörbar unter dem Druck, Zehntausenden ein Dach über dem Kopf zu verschaffen“, lese ich in meiner extrem liberalen Morgenzeitung über einer Seite mit einschlägigen „Nachrichten aus einer Sommerwoche“. „Noch gelingt das irgendwie, aber es wird immer schwieriger“, denn das Boot ist fast voll, der Druck im Kessel steigt, es brodelt, wie lange kann es dauern, bis es knallt! Und da knallt es auch schon: „Die Lübecker Bürgerschaft stoppt den Verkauf eines Gebäudes zum Bau einer Erstaufnahmeeinrichtung. Vorher hatte es Proteste gegeben. Im Stadtteil Kücknitz war eine im Bau befindliche Unterkunft angezündet worden … Bei einem Bürgerforum in Heidelberg wird Baden-Württembergs Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) ausgebuht und ausgepfiffen. Sie hatte in einem Interview gesagt, es sei für Anwohner einer örtlichen Notunterkunft offenbar ein Problem, daß ,nun plötzlich so viele dunkle Köpfe auftauchen’ … Mit Steinen bewerfen Jugendliche im sachsen-anhaltinischen Halberstadt Versorgungszelte für Asylsuchende“, und das ist natürlich nicht recht und furchtbar.

„Die Macht der Anwohner wächst mit jeder Stunde.“ Leo Fischer, 2011

Aber ächzt die Republik nicht hörbar unter dem Druck, Zehntausenden ein Dach über dem Kopf zu verschaffen? Und ist sie dabei nicht umfänglich hilfsbereit („Im niedersächsischen Northeim bieten Bürger nach einem Aufruf des Landkreises 100 Wohnungen für Flüchtlinge an“)? Und geraten nicht trotzdem z.B. „Asylbewerber aus Marokko und Syrien in der niedersächsischen Erstaufnahmeeinrichtung Bramsche aneinander“? Funktioniert nicht alles nur mehr irgendwie? Haben wir also nicht einen Notstand? Werden wir nicht überrannt? Sind wir nicht überfordert? Und darf, wer so ächzt, dann nicht auch wieder ein bißchen verstehen, daß „der Petitionsausschuß im (bayerischen) Landtag Anwohnern entgegengekommen (war), die gegen eine Gemeinschaftsunterkunft für 120 Asylbewerber protestiert hatten“?

Es geht nicht darum in Abrede zu stellen, daß es von Fall zu Fall schwierig und sehr schwierig sein kann, Dutzende oder Hunderte Menschen in kurzer Frist unterzubringen, und es gibt viele Beispiele von Engagement, Courage und Gastfreundschaft. Erstklassig aber auch eine Propaganda, die dem Schlimmen und Schlechten und Rechten einen guten Grund gibt, wenn nicht die ehrenamtliche Helferin der Caritas und der kommunale Flüchtlingsbeauftragte unter dem Druck ächzen, sondern die Anwohner, die am Fenster stehen und sich überfremdet fühlen. „Der Bürgermeister eines kleinen Orts in Niederbayern meldet sich krank. Täglich werden ihm neue Flüchtlinge zugewiesen, und er kann einfach nicht mehr. Ihm setzt der Streß zu, gegen viele Widerstände im Ort Notquartiere finden zu müssen.“

Heißt: Er kann das Ächzen nicht mehr hören.

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Mit viel unscharf, bitte

Daß ich in sprachlichen Dingen durchaus idiosynkratisch, vielleicht sogar obsessiv bin, ist bekannt. Bekannt ist hoffentlich auch, daß das nicht sowohl ästhetische als moralische Gründe hat; daß, wer, zum Beispiel, überall das Etikett „spannend“ draufklebt, nicht nur ein Banause ist, sondern einer, der, indem er der Phrase vor der Nuance den Vorzug gibt, der Unwahrheit allen Vorschub leistet.

Ich danke wiederum der verläßlichen Süddeutschen Zeitung, daß sie mir Gelegenheit gibt, die Sache zu illustrieren:

Am Tag nach der Verurteilung des Kassenwarts von Auschwitz erscheint auf Seite 1 der SZ ein Artikel unter den Zeilen: „Vier Jahre Haft im Auschwitz-Prozeß. Gericht verbindet sein Urteil gegen den 94jährigen Oskar Gröning mit harscher Kritik an der deutschen Nachkriegsjustiz“. Es ist ein altes Bemühen von mir, die automatisierte, dem Krawall geschuldete Kopplung des Hauptworts „Kritik“ mit den Adjektiven „scharf“ und „harsch“ als schädlich auszuweisen, und wir sehen, warum: „Harsche Kritik übte (Richter) Kompisch an der jahrzehntelangen Praxis der deutschen Justiz, nur die direkte Mitwirkung an einer Tötungshandlung als Beihilfe zum Mord zu bewerten. Das sei vergleichbar mit dem, was bei der Planung der Konzentrationslager geschehen sei. ,Man hat das Gesamtgeschehen zergliedert und in Einzelteile zerlegt. Das war eine, wie wir finden, seltsame Rechtsprechung’, sagte Kompisch. Das Gericht wolle aber ,nicht den Stab über verstorbene Kollegen brechen’.“

„Abgesehen davon, daß es keinen unpolitischen Strafprozeß gibt, weil in der Welt überhaupt nichts unpolitisch ist, darf gesagt werden, daß wir eine Rechtsprechung und eine Rechtsfindung bei politischen Tatbeständen nicht haben.“ Tucholsky, 1927

Es gibt bei der Frage, wo der Geltungsbereich des Epithetons „harsch“ beginnt, sicher einen Ermessensspielraum; daß die Einschätzung, eine Rechtsprechung sei „seltsam“, wobei man aber über die für die Seltsamkeiten Verantwortlichen „nicht den Stab brechen“ wolle, in Tat und Wahrheit „harsche Kritik“ sei, wird man indes nicht annehmen können. Es ist gelogen, und zwar nicht auf die Art, wie Leute, die „Lügenpresse“ sagen, glauben, daß die Presse lügt, nämlich irgendwie infam, listig oder hinterrücks, jedenfalls irgendwie jüdisch, nein: es ist so dumm gelogen, daß der Verdacht naheliegt, hier habe die bekannte Automatik gewaltet, die „Kritik“ nur mehr als scharfe oder harsche kennt, nicht etwa auch als vorsichtige, verhohlene, subtile oder gar feige.

Wie, was die deutsche Nachkriegsjustiz angeht, „harsche“ Kritik aussieht – für Leute, die sich vor Phrasen ekeln: strenge, genaue, unerbittliche, beißende, entschlossene, wütende, bittere Kritik –, läßt sich in Ingo Müllers „Furchtbare Juristen“ nachlesen, einem Buch, das ich hier gern noch einmal und immer wieder empfehle, weil es nämlich der Phrase vom „Versagen“ dieser Justiz alle Grundlage entzieht. (Noch unverschämter abermals die SZ, die neulich davon schrieb, die Justiz nach dem Krieg habe in NS-Belangen „geschlafen“.) Denn es gab kein Versagen: Fast alle furchtbaren Nazirichter blieben nach 1945 Richter. Krähen sollten anderen Krähen ans Auge gehen, und eigentlich sollten sie gar nicht. Denn aus Nazideutschland war ein Deutschland voller Nazis geworden, in Presse, Politik, Wirtschaft und Justiz. Noch 1985 – da hat der Geschichtsklitterer Weizsäcker den SA-Mann Carstens gerade als Bundespräsident abgelöst, der Kanzler besucht in ehrender Absicht einen SS-Friedhof, und die Annullierung von NS-Urteilen gegen Deserteure und „Wehrkraftzersetzer“ ist noch 17 Jahre hin – wird ein Ermittlungsverfahren gegen Gröning eingestellt. Ohne Kritik von irgendwem.

Schon seltsam, wenngleich hier nicht der Stab gebrochen sei; nicht daß wir in den Verdacht gerieten, wir übten Kritik, die als harsche ihr genaues Gegenteil ist.

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Vatis Fragen

Ich war ja neulich schon mal fast einverstanden, mindestens versuchsweise oder theoretisch, aber das ist ja, mit Benn, immer das Problem, daß man zwar Arbeit hat, aber nicht dumm ist. Oder jedenfalls nicht dumm genug, nämlich so dumm, am Bahnhofskiosk die „ekelhafte Abiturientenzeitschrift Neon“ (d. Verf. 2013) zu kaufen und einverstanden durchzulesen, statt wieder mal nur im Bahnmagazin entsetzt das Cover von der Neon-Reklame runterzufotografieren: „Sommer jetzt! Wohin wir fahren (Sylt), was wir tragen (Bikini), was wir lieben (Fahrräder)“.

Achach.

Ich bin ja immer ein großer Verehrer dieser perfiden Ranwanz-Pseudofragetechnik gewesen, wie sie Neon zur Perfektion getrieben hat: „Wohin führt mich das Leben? Nie war die Antwort ungewisser. Wie wir lernen, uns trotzdem für den richtigen Weg zu entscheiden“, und wenn an dieser Stelle neulich erst vom Zeit-Studienführer die Rede war, der sich gar nicht mehr an die angehenden Damen und Herren Studenten, sondern an deren Eltern wendet, dann hat Neon dieses bereits jugendliche Sichfügen in ein Leben als ewiges, niemals zu überwindendes Abhängigkeitsverhältnis präformiert.

„Und wenn du keine Antwort hast: / Stolz auf die offenen Fragen.“ Flowerpornoes, 1994

Denn die Fragen, die hier so unaufhörlich aufs Publikum niederregnen, sind ja im Ernst gar keine, allein schon des autoritär-vereinnahmenden, aufs zynischste verschleimten „wir“ wegen. „Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen?“ lautet bekanntlich Kants zentraler Fragenkatalog, wie ein Wir ohne Ich ja bloß Faschismus ist. Auch die Stelle aus dem Kommunistischen Manifest wird ja gern falsch zitiert, weil der Realsozialismus es auf dem Weg zur freien Assoziation nur bis zum Kollektiv geschafft hat: „An die Stelle der alten bürgerlichen Gesellschaft mit ihren Klassen und Klassengegensätzen tritt eine Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist“ – und nicht etwa umgekehrt. Die freie Entwicklung eines jeden ist die Voraussetzung für das freie Ganze. (Daß mit dieser freien Entwicklung nicht die Freiheit zum SUV-Fahren gemeint ist, sondern eine, die Unerpreßbarkeit zur Voraussetzung hat, sei hier nicht noch mal ausgeführt.)

„Was soll ich tun?“ ist eine gute und vollauf legitime Frage, noch in der Leninschen Verkürzung: „Was tun?“ Wohin mich mein Leben führt, ist als Frage dagegen wieder unvergleichlich verkehrt, denn wenn ich das erst einmal akzeptiert habe, daß mein Leben mich führt und nicht ich mein Leben, ist die Voraussetzung schon falsch und gibt es nichts mehr zu lernen. Außer vielleicht, daß eine „richtige Entscheidung“, „uns“ betreffend, wieder nur eine vorgekaute ist, idealerweise von Leuten, für die ich Kunde bin und bleiben soll und sonst gar nichts.

„Wohin wir fahren (Sylt), was wir tragen (Bikini), was wir lieben (Fahrräder)“ – „wer ist wir? Ich sicher nicht!“ (Polt). Dafür alle anderen, die nichts dagegen haben, daß Vati entscheidet, wohin es in den Urlaub geht. Und zwar jedes Jahr. Für immer.

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Deutsche Dachschäden

Auch eine Halberinnerung ist eine Erinnerung, und so weiß ich noch, wie vor zwanzig Jahren, in Studententagen, ich sitze in irgendeinem fremden Wohnzimmer, mir irgendjemand aus irgendeinem Grund einen Vortrag über Gustav Seibt hält, den er, der Vortragende, aus irgendeinem Grund kannte, und von diesem Vortrag weiß ich kaum mehr, als daß darin das Wort „arkadisch“ fiel. Er, Seibt, sei nämlich „arkadisch“ aufgewachsen, glückselig inmitten von Bücherbergen und humanistischer Bildung. Mir hat das damals imponiert, und mir imponiert das immer noch, denn gerade gestern erlag ich, von Abendhitze völlig lahmgelegt, wieder mal den Verlockungen einer einsatzbereiten Fernbedienung und ließ den Bücherhügel neben dem Sofa Bücherhügel sein. So ähnlich hab ich auch studiert. Nu ja.

Daß sich das Arkadien deutscher Bildungsbürgerlichkeit längst in der Gegend von Bologna befindet, wissen wir; aber da, wo dieser Geist noch tiefempfunden weht, ist er sofort wieder bei sich; und nämlich deutschromantisch. Vor zwei Jahren hatte Seibt das neue Deutschland als Wiedergänger des Alten Reiches „in seinen besten Zeiten“ imaginiert, „wohlhabend, behäbig und rechtschaffen“ und „integrierendes Zentrum“ in einem „Europa vor den Nationen, in dessen Mitte Deutschland so fett, träge und unambitioniert ruhte wie heute wieder, vor allem bedacht auf seinen Wohlstand, seine Sicherheit, auf penible Rechtlichkeit und ordentliche Rechnungsführung. Zum Hassen.“ Wobei mit diesem Haß der nordwärts weisende Haß der südeuropäischen Tunichtgute mit dem Hang zur laxen Buchführung gemeint war, und wider diese Skepsis dem deutschen Hegenom gegenüber, dessen Wirtschaft so unwiderstehlich „brummt“ (faz.net, 3.6.), muß die deutsche Geistigkeit das Vaterland nach wie vor in Schutz nehmen: „Griechenland kämpft nicht nur gegen Schulden, sondern auch für seine Ehre. Bei den postnational gestimmten Deutschen stößt das auf Unverständnis.“

„Nichts stimuliert die Liebe zum eigenen Land so sehr, als wenn man es ständig gegen Klischees und Herabsetzungen zu verteidigen hat.“ Matussek, 2006

Quoi? What? Wie bitte? Die Deutschen „postnational“? Wo sechs Wochen vor bis sechs Monate nach jedem Sportgroßevent das halbe Land schwarz-rot-gold durch die Landschaft karriolt? Wo in Funk, Presse und Alltag heimatgetümelt wird, was das Zeug hält, und das Geschichtsbild in puncto Hitler längst wieder in den fünfziger Jahren angekommen ist? Wo das Dogma von der Austerität ipso facto nationalistische Züge hat und „die kritischen Kommentare und harten Worte Schäubles gegenüber der griechischen Regierung gut an(kommen): Im neuen ARD-Deutschland-Trend ist der Politikveteran mit 70 Prozent Zustimmung so beliebt wie noch nie“ (faz.net)? Weil im postnationalen Deutschland „wir“ zum beliebtesten Personalpronomen geworden ist und wir „unser Geld“ (Die Zeit) nicht länger griechischen Rentnern hinterherwerfen wollen? Wiewohl es immer darum gegangen ist, „private Gläubiger, also Banken, Hedgefonds, reiche Privat­anleger, Speku­lanten, vor Verlusten zu schützen, indem man ihnen ermöglicht hat, Geld für Anlei­hen, die am Markt noch vierzig Prozent wert waren, zu hundert Prozent zurückzube­kommen“ (Sahra Wagenknecht)? Und die rücksichtslose deutsche Konzentration aufs Exportgeschäft, die u.a. griechische Supermärkte mit deutschen Waren vollstellt, ja nun auch nicht der Inbegriff von Postnationalität ist?

Früher waren die Deutschen Hunnen, und es war Europa nicht recht, heute sind sie cool, und wieder haben alle was zu meckern. Laut Seibt ist das sehr unfair: „Die ostentative nationale Lässigkeit der seit ihrer Wiedervereinigung zunehmend auch seelisch sanierten Deutschen wirkt allerdings bei ihren weniger aufgeräumten Nachbarn im Süden inzwischen schon wieder selbstgerecht: Postnational und eine Null bei der Neuverschuldung, das ist schon bei Italienern … so unglaubwürdig, daß sie im Deutschlandlied immer wieder vor allem das ,über alles’ heraushören“. Und nicht nur sie.

Seelisch saniert? Wenn Sie mich fragen: Pfusch am Bau.

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Ihr seid’s

Auf die Idee kämen wir gar nicht, das Magazin der Süddeutschen Zeitung sei dazu da, uns für dumm zu verkaufen. Eher schon fürs Gegenteil.

„Geduldiges Papier: In jedem Bücherregal stehen Werke, die der Besitzer nicht gelesen hat. Und auch nie lesen wird. Eine Übersicht der wichtigsten ungelesenen Bestseller“, nämlich – wir nennen sie, aus Gründen, alle –: Darm mit Charme (Giulia Enders), Ich bin dann mal weg (Kerkeling), Fifty Shades of Grey (E.L. James), Wer bin ich – und wenn ja, wie viele? (Precht), Deutschland schafft sich ab (Sarrazin), The Circle (Eggers), Was ich noch sagen wollte (Helmut Schmidt). Das alles nun wird per Matrix lustig aufbereitet: „So kommt das Buch zum Leser: Gab’s als Aboprämie zur Zeitung dazu“ (Schmidt); „Darum geht es wirklich: Erstsemesterwissen über Kant und Sartre für 14,95 Euro“ (Precht); „Da steht es im Regal: Neben Schirrmachers Payback und dem Leitzordner ,Gebrauchsanleitungen Technik, Kleingeräte’“ (Eggers). Usw. Formal läßt sich dagegen gar nichts einwenden, und eine solche Doppelseite würde auch in einem besseren Satiremagazin nicht unbedingt deplaziert wirken – wenn, ja wenn das nicht alles so unerhört gelogen wär’.

Denn die Annahme: Wir haben den Kram zwar gekauft, aber nicht gelesen (oder nur bis S. 46), ist natürlich eine falsche, wo es sich doch um einen recht präzisen Querschnitt des bürgerlichen (auch des nominell bildungsbürgerlichen) Bücherregals handelt, denn diesen Trivialkanon hat ja nicht die Unterschicht milliardenfach verschlungen, während die Kundschaft des SZ-Magazins die „Ästhetik des Widerstands“ las. Nein: Eben dieses konsumorientierte, freiheitliche, literaturferne Publikum will Text, der übers Stoffliche nicht hinauslangt (Eggers, James); will Spiritualität, Selbstfindung und Lebenshilfe (Kerkeling, Precht) und nicht zu viele Ausländer (Sarrazin); verehrt Helmut Schmidt und goutiert an Fräulein Enders weniger die „junge Frau, die gesteht, regelmäßig zu kacken“ (SZ-Magazin) als, wie Kollege Leo Fischer in einem Beitrag für Konkret 10/2014 aufgefallen ist, die neoliberale Agentin des effizient „pupsfidelen Lebens“ und Autorin einer „zuckersüßen Propagandaschrift des Lohas-Kapitalismus: Lebe gut, um viel arbeiten zu können, arbeite viel, um gut leben zu können … Wer nur das Richtige verzehrt, wer nur auf mich hört, so die implizite These, kann eine genauso darm- und kerngesunde postmoderne Powerfrau werden wie Mutti und ich … Jenes Milieu, das alle Probleme der Welt durch richtigen Konsum, also durch Fressen lösen möchte, pupst begeistert Applaus.“

„Ich wollte Dir nur zeigen, daß das Interesse, das mir die Seele erfüllt, schlecht mit dem Geiste harmonirt, der in dieser Gesellschaft weht; und daß die Beklommenheit, die mich zuweilen ergreift, hieraus sehr gut erklärt werden kann.“ Kleist an Ulrike, 12.11.1799

Von den Unterschichten unterscheidet unser modernes Kompetenzbürgertum neben der Fähigkeit, die Kommentarspalten der FAZ vollzustrunzen: „Ein Gutes hat der Klimawandel: Wenn Bayern zum Dschungel wird und Mitteldeutschland zur Halbwüste, gehen die Flüchtlinge woanders hin!“ allenfalls die Ahnung, daß es für die eigene Borniertheit und Bildungsferne eine Entschuldigung braucht; oder, noch besser, jemanden, der es traditionsgemäß durch ein „Wir waren das nicht!“ salviert.

Ich aber sage euch: Ihr kauft das. Ihr lest das. Ihr seid das.

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Bombe, Marie-Agnes Strack-Zimmermann,

was Sie als unangefochtene FDP-Dauerrednerin in der Bunten über Ihre Familie sagten: »Ich habe wunderbare Kinder, Schwiegerkinder und Enkelkinder und den großartigsten Mann der Welt.« Schön, schön. Aber warum? Sind die alle bewaffnet?

Fragt sich mit erhobenen Händen

Ihre Titanic

 Lass Dich nicht unter Druck setzen, »Stern«!

Du versuchst, dem Phänomen Taylor Swift auf den Grund zu gehen, und erklärst, was die Sängerin für Dich einzigartig macht: »Eine Sache, die es in der Musik so noch nicht gab: Nähe und Fühlbarkeit und den Wunsch, nicht mehr weghören zu wollen, wenn ein Lied von ihr im Radio läuft.«

Aber, Stern, Du musst Dich doch nicht verbiegen! Wenn Du nun mal weghören willst, wenn »Cruel Summer«, »I Knew You Were Trouble« oder »Anti-Hero« gespielt werden, darfst Du da auf Dich hören und diesem Bedürfnis Raum geben!

Versichert Dir und schickt obendrein noch ganz fühlbare Grüße:

Deine Titanic

 Easy, »Funk«!

In einem Instagram-Post zu den hohen Beliebtheitswerten der AfD unter Jugendlichen bringst Du es auf Deine gewohnt reflektierte Art auf den Punkt: »Manche jungen Leute haben sehr viel Angst vor Rechtsextremismus. Und gleichzeitig: Manche jungen Leute machen sich Sorgen vor einer ungebremsten Zuwanderung. Das heißt: Junge Menschen sind unterschiedlich. Manche sind eher links. Manche eher rechts. Surprised Pikachu Face.«

Und das muss man ja auch gar nicht immer gleich bewerten, sondern kann es erst mal einfach wertfrei wahrnehmen und anerkennen. Denn Menschen sind halt unterschiedlich und ihre Wahrnehmungen auch. Und es ist, nur so als Beispiel, genauso valide und gut, zu sagen, dass Funk eine wichtige Säule der demokratisch-freiheitlichen Meinungsbildung ist, wie die Aussage zu treffen, dass bei Dir ausschließlich jämmerlicher Arschkotzcontent produziert wird, den niemand braucht, weil die Leute, für die diese Posts gemacht sind, gar nicht existieren können, da sie einfach zu blöd zum Leben wären. Haben wir das richtig verstanden?

Fragendes Pikachu Face von Titanic

 Excusez-nous, Emmanuel Macron!

Excusez-nous, Emmanuel Macron!

Als französischer Präsident und leidenschaftlicher Europäer ließen Sie es sich bei Ihrem Deutschlandbesuch nicht nehmen, sich Ungarns Staatschef Viktor Orbán und dessen Selbstbedienungsmentalität gegenüber der Europäischen Union vorzuknöpfen. »Unser Europa ist kein Supermarkt«, verkündeten Sie trotzig vor der Dresdner Frauenkirche und fanden mit Ihrem griffigen Sprachbild Anklang in der Sie fleißig zitierenden deutschen Presse.

Auch wir möchten Ihnen zu der eindeutigen Botschaft an Budapest gratulieren – und machen uns gleich los in Richtung Frankreich. Sich den Einkaufswagen vollzumachen und sogar Geld dafür zu bekommen: in Ihrem Land, Macron, versteht man wirklich was vom guten Leben! Fragt sich nur, wie es Ihre Bevölkerung angeblich trotzdem schafft, einen großen Teil ihres Einkommens für Lebensmittel auszugeben.

Es grüßt der Discounter unter den Satirezeitschriften: Titanic

 Danke, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach,

für Deinen Gesetzesentwurf, der dem Apothekensterben mit »Apotheken light« begegnen will. Das Fehlen von Fachkräften durch Quereinsteiger/innen und ungelerntes Personal auszugleichen, ist eine klasse Idee. Das klappt bei unserem Schulsystem ja auch schon hervorragend!

Einschätzung Deiner Schmerzmittelexpert/innen von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Offene Fragen

Wenn man älter wird – also nicht mehr jung, aber noch nicht tot ist –, fängt man unweigerlich an, sich Gedanken über die noch offenen Fragen im Leben zu machen. Eine meiner: Was hat es mit dem Lied auf sich, das mir in meiner bedauerlicherweise in der Pfalz verbrachten Kindheit und Jugend immer wieder begegnet ist? Vorgetragen von Alkoholisierten verschiedenen Alters: »Wichs am Bee, wichs am Bee / Fasnacht is schon lang nimee« – zur Melodie des Narhallamarsches. Neben dem faszinierenden, aber eher unwichtigen Umstand, dass es im Pfälzischen möglich ist, »nicht mehr« auf »Bein« zu reimen, treibt mich die Frage um: Was genau bedeutet das: »Wichs am Bee, wichs am Bee / Fasnacht is schon lang nimee«? Liege ich richtig in der Annahme, dass der Autor dieses Liedes bedauert, sich selbst befriedigen zu müssen, weil die Fastnacht vorüber ist und – vermutlich – nicht mehr genug vom Alkohol derangierte Menschen verfügbar sind, um Sexualpartner abzugeben? Und wenn das so ist: Warum singen das so viele Leute nach? Ist das etwas, das vielen Pfälzer Männern so geht? Warum schaffen es pfälzische Männer außerhalb der Fastnacht nicht, Geschlechtsverkehr zu haben? Gut, am absolut sexualfeindlichen Dialekt könnte es liegen. Aber selbst dann bleibt die Frage: Warum wichst sich der Pfälzer aufs Bein? Um dann die Abwesenheit der sexbringenden Fastnacht zu beklagen – in Form der Fastnachtsmelodie schlechthin?

Man sieht: Es sind noch genug Fragen offen, dass wir nicht sterben müssen. Bitte beantworte sie niemand!

Tim Wolff

 Ungelogen

Allen, die nicht gut lügen können, aber mal einen freien Tag brauchen, sei folgendes Vorgehen empfohlen: Morgens beim Arbeitgeber anrufen und sich krankmelden mit der absolut wahrheitsgemäßen Begründung: »Ich habe Schwindelgefühle.«

Steffen Brück

 Helmut Kohls Erbe

Endlich beginnen auch in unserem Viertel die Bauarbeiten für den Glasfaseranschluss. Bis es soweit ist, lässt die Leis ung des urzeitlich n Kupfe k bels a l rdi gs m hr de n je z wü sc n übr

Teresa Habild

 Körper-Wunder Mensch

Wussten Sie schon, dass Finger- und Zehennägel den Hauptteil ihres Wachstums ausgerechnet in der Zeit, während der man nicht hinsieht, absolvieren? Man lernt nie aus …

Theobald Fuchs

 Rhetorischer Todesstern

Anstatt vor der Reise nach Irland mühsam meine eingerosteten Conversation-Skills aufzufrischen, hatte ich mich dazu entschlossen, einfach ein paar cool klingende Star-Wars-Zitate auf Englisch auswendig zu lernen. Beim abendlichen Guinness wollte ich in der dunkelsten Ecke des Pubs sitzen, die langen Beine mit den Wanderstiefeln entspannt auf dem Tisch abgelegt, und – sollte mich jemand etwas fragen – mit einer lässig dahingerotzten Antwort aus »Das Imperium schlägt zurück« geheimnisvoll und verwegen wirken. Obwohl ich mich dabei genau an das Skript hielt, wurde ich bereits ab dem zweiten Tag von den Locals wie ein Irrer behandelt und während des kompletten Urlaubs weiträumig gemieden. Ich glaube zwar nicht, dass es an mir lag, aber wenn ich einen Kritikpunkt nennen müsste, dann diesen: Ausschließlich Sätze in Wookie-Sprache zu verwenden, war möglicherweise ein Fehler.

Patric Hemgesberg

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
17.07.2024 Singen, Gems Thomas Gsella
19.07.2024 Hohwacht, Sirenen-Festival Ella Carina Werner
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst »F. W. Bernstein – Postkarten vom ICH«