Vom Linken zum Dummdödel? Was seit 68 schief lief
Ein Gastbeitrag von Matthias Matussek
Mein Leidensweg begann einst im Jesuiteninternat. Ein erster wichtiger Schritt zum heutigen Matussek. Tag für Tag studierte ich die heilige Schrift, trällerte Klagegesänge und Psalmen und jodelte mir im Beichtstuhl mit den Ministrantenanwärtern einen nach dem andern von meinem Christbäumchen. Mein Berufswunsch war schnell klar: Heiland. Meine Noten waren ja ganz ok und ich konnte das Ave Maria höher singen als so mancher Kastrat. Dennoch wurde mir von der strengen Internatsleitung immer wieder versichert, daß es keine freien Stellen als Messias gebe, ich solle mir das doch bitte ein für alle mal aus dem Kopf schlagen. Eine Kränkung, die ich nie wirklich überwinden sollte, die aber künstlerische Triebfeder für so manche Ungeheuerlichkeit in meinem Schaffen war und für die ich heute dankbar bin.
Dann kam der berühmte Sommer der Liebe, es war das Jahr 1968. Ich kam von der katholischen Ministrantenliebe ab und verguckte mich Hals über Kopf in ein Hippiemädchen. Ich las jetzt Mao, Marx und die Mumins. Ich wurde Befürworter der freien Liebe, hörte Fleetwood Mac und Peter Maffay und fuhr vollgefressen mit LSD in einem Hippiebus nach Indien, kam allerdings wegen eines Motorschadens nur bis in die Pfalz, was ich drei Wochen lang nicht bemerkte. Eine unvergeßliche Erfahrung und ein weiterer Schritt zu meinem heutigen Ich. Ich war so richtig drauf, als mir schließlich Buddha selbst erschien, der seinen dicken Bauch streichelte und in seltsamem Akzent zu mir sprach: "Nur mit der CDU wird es Einheit, Frieden, Zucht und Ordnung geben." Ich war erleuchtet. Da mußte ich erst an den Arsch der Welt fahren und meinen Verstand vernebeln, dabei saß die Antwort längst breitarschig in Deutschland bereit. Ich wußte: Revolutionär war out, Reaktionär war in!
Also verfeinerte ich während beruflicher Stationen bei "Stern", "Spiegel" und schließlich bei der linken Zeitung "Die Welt" meine ganz eigene Technik, mit katholisch verklemmtem Gemoser zu provozieren, um danach die beleidigte Leberwurst zu markieren. Das brachte ordentlich Cash. Ich fuhr immer mehr zur Höchstform auf, entdeckte die wahren Feinde der Freiheit (Frauen, Homosexuelle, Freiheit) und lernte mit Facebook umzugehen. Ich war ganz oben angelangt, mein Leben glich einem Märchen. Es war wohl Gott selbst, der mir, ähnlich wie einst auf meinem Indien-Trip, eine weitere Eingebung bescherte und mir eine Stimme in den Kopf setzte, die sagte: "Matussek, du bist der Dümmste hier, aber die Identitären in Österreich, hinter den Bergen, sind sogar noch ein bißchen dümmer als du!" Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen und begann mit den Alpennazis zu bonden. Da bin ich jetzt. Um ein Haar wäre ich unlängst sogar "Breitbart"-Kolumnist geworden und international bekannt. Und das schafft ein Dummdödel nun wahrlich nicht. Ja, Sie sehen, liebe Leser, die Welt um mich herum, sie ist verrückt geworden in den letzten 50 Jahren. Einzig ich bin geistig ein Felsbrocken geblieben und werde nicht müde, die Wahrheit zu predigen. So lange, bis ich einst gen Himmel hinaufsteige und von dort auf euch herabblicke.