Newsticker

Nur diese Kategorie anzeigen:Meinung Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

TITANIC Meinung: Die Rente neu denken

Ein echt guter Vorschlag von Burkhard Niehues

Kurz vor ihrem Eintritt in den gut dotierten (populistisches Argument) Ruhestand hat die Große Koalition noch einmal die Diäten erhöht das Thema Altersarmut aufs Tapet gebracht. Einer bewährten Tradition folgend, schaltet die Bundesregierung zum Ende der Legislaturperiode auf die von ihr propagierte Altersteilzeit um, kümmert sich um eminent wichtige Fragen wie etwa die Nominierung des auf der roten Liste (SPD) stehenden Waldkauzes für das Amt des Bundespräsidenten oder Obergrenzen für Hochwasser. Und das ist auch gut so! Denn dem Problem der Rente ist mit herkömmlichen Mitteln nicht beizukommen, es gleicht vielmehr der Quadratur des Greises.

Unsere Gesellschaft altert immer "krasser", wie Jugendliche, die heute alt sind, einst sagten. Die berühmte Alterspyramide steht längst Kopf, oben eine breite, aber stumpfe "Spitze" aus Methusalems, unten ein schmaler Flaschenhals voller Alkopops in sich hineinschüttender Jungspunde. Der Schwerpunkt liegt oben, ist also kippelig, das ist Chemie Physik. Es handelt sich somit um eine Naturgesetzlichkeit, vor der der Gesetzgeber naturgemäß kapitulieren muß. Was ist nun zu tun? Arbeiten bis zum Umfallen? Dem weltweiten Megatrend "Auswandern" folgen oder gar die Reichen stärker zur Kasse bitten? Ich bitte Sie! Davor schreckt die Politik seit jeher – zurecht übrigens – zurück. Die Folgen wären ja auch unkalkulierbar: Boykottierte Pferderennbahnen oder eine Blockade des Kanzleramts in Berlin mit Sportwagen (und die haben ja meist drei oder vier und dann noch mit breiten Reifen!) würden das Land lahmlegen. Die Swimmingpools samt Villen würden ins Ausland verlegt, Heerscharen von Schwimmbadreinigern, Gärtnern und Butlern stünden über Nacht auf der Straße, ihre Einzahlungen in die Rentenkasse würden fehlen.

Nein, das ist keine Lösung, die ist viel naheliegender als man gemeinhin denkt. Wir müssen das bereits gut funktionierende System der Langzeitarbeitslosigkeit weiterentwickeln und mit der Langzeitsozialleistung Altersrente verzahnen. Das Ruhegehalt sollte nach Erreichen des Renteneintrittsalters mit – sagen wir mal – 85 Jahren großzügig weiter aufgestockt werden dürfen, mit Minijobs, Pfandflaschenfreigrenzen, Heim-Riester etc.: "Hartz V" sozusagen. Das sieht schön aus: "V" wie "Viktory". Oder wie "Verhöhnen und Verscharren". Viele dürften das aber ohnehin nicht mehr registrieren, "demens sana in corpore sano" wie der "alte" Lateiner sagt.

Nur diese Kategorie anzeigen:Meinung Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

TITANIC Meinung: Make Sozialfaschismus Great Again!

Eine Analyse und ein Appell von Andreas Maier

Beobachter der politischen Lage wie Herfried und Marina Münkler sind sich einig: Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel mag hochinteressante Namen ("Sigmar", "Gabriel") tragen. Aber als Kanzlerkandidat eignet er sich nicht. Die Sozialdemokraten müssen also mit einem anderen Mann ins Rennen um "die Kanzlerschaft" (Herfried Münkler) gehen. Und dieser Mann heißt vermutlich nicht Carl-Albrecht von Treuenfels, sondern eher Schulz, Scholz oder Schelz. 

Über Schelz wissen wir nicht viel. Gerüchten zufolge emigrierte der Kemptner Camper bereits 2012 nach Kemnat bei Stuttgart, wo sich seine Spur verliert. Schulz und Scholz hingegen sind bemerkenswerte Politiker. Schulz wurde bereits 1987 Bürgermeister von Würselen und ist immer Europäer geblieben. Scholz kennt "diesen Kontinent" (Marina Münkler) ebenfalls ganz gut. Großes Plus für ihn: Er wurde in Osnabrück geboren und kann bis heute auf der Landkarte zeigen, wo diese Stadt liegt, nämlich "mitten in Europa" (Herfried Münkler).

Schulz: Prost. Scholz: Prost. Marcel: Proust. Eine "Vorentscheidung" (Marina Münkler) ist das noch nicht. 

Schulz, der seinen Urlaub seit Jahrzehnten in Sulz verbringt, war schon zu Schulzzeiten Mitglied der SPD, engagierte sich laut Wikipedia und dem Institut für historische Wortspiele zunächst vor allem bei den Ouzos. 1980 war dann aber Schulz mit lustig. Scholz arbeitete zu dieser Zeit noch als Texter in einem kleinen Hamburger "Werbekontor" (Herfried Münkler), bevor er ein Jahr später zusammen mit Freunden die berühmte Agentur Scholz & Friends gründete. Von ihm stammen so legendäre Headlines wie "Gewinnen Sie jetzt 10 000 DM!", "Gewinnen Sie jetzt 20 000 DM!" oder "Gewinnen Sie jetzt 30 000 DM!" – aber auch für Slogans wie "Er kann. Sie kann. Erkan." oder "Ich bin Scholz, ein Deutscher zu sein!" zeichnet er verantwortlich. 

Nur in "Parenthese" (Herfried und Marina Münkler) sei bemerkt, daß Schulz gern mit Schilz verwechselt wird, Scholz eher mit Schalz. Das ist jetzt zwar kein wirklich brillanter Einschub – aber was Scholz?

Die SPD sollte einsehen – so mein Schulzwort Fazit –, daß weder Schulz noch Scholz noch Schelz das Zeug zum Kanzleraspiranten haben, und einen echten Überraschungskandidaten aufstellen. Herfried Münkler ist zwar eher Gender/sie/es*theoretiker_in als Sozialdemokrat. Er hätte aber Bock.

Der Verfasser dankt der Restauration "Scholz am Park" für nützliche Hinweise ("Stehenbleiben, Sie haben Ihr Essen noch nicht bezahlt!").

Nur diese Kategorie anzeigen:Meinung Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Warum Bob Dylan den Nobelpreis verdient hat – und ihn zu Unrecht bekam

Eine Echauffierung von David Schuh

Als mich die Nachricht erreichte, hörte ich gerade Dylan Thomas, meinen absoluten Lieblingssänger. Die erste Reaktion war natürlich ein großer Schock: Wo sollen meine Eltern jetzt einkaufen gehen, nach der brutalen Niederschlagung von Kaiser’s Tengelmann? Sie sind beide nicht mehr gut zu Fuß, und der nächste Supermarkt wäre meilenweit entfernt, zudem ein Aldi, wie mein Vater (84) mit der Nase rümpft: "DVDs von Bob Dylan führen die bestimmt nicht. Die wollen nur Geschäfte machen!" Als ich ihm vom Nobelpreis berichte, erhellt sich seine Miene: "Like the Rolling Stones", intoniert er spontan, und "Bowling in the wind". Mit seiner Stimme klingt es besser als im Original, aber das heißt ja nichts.

Ich selbst mag lieber die Coverversionen von Wolfgang Niedecken – für mich der größte Songschreiber unserer Zeit und logischer Favorit für den Nobelpreis 2019. Aber zurück zu Bob, bürgerlich Robert Andreas Eisenbichler, geboren in Südtirol, früh emigriert in die USA, es war eine never ending Tour dorthin. Erst war er Jude, dann bei den Mormonen, schlußendlich entschied er sich für den Opus Dei, weil man da rauchen darf und die Mundharmonika gestellt wird. Die Konversion hat ihm viel Kritik eingebracht, ich habe ihn stets verteidigt und tue es noch heute, solange er nicht anfängt zu singen. Man kann seine Texte schließlich auch nachlesen.

Ein Textbuch kostet allerdings stolze neun Dollar – für den selben Preis erhält man auch Taschenbücher von Nabokov oder Salinger und damit richtige Literatur, echte Poesie! Und damit sind wir auch beim eigentlichen Thema: der Verhältnismäßigkeit. Dylan kann schreiben, keine Frage: Er lernte es in der Volksschule und erwarb früh eine Schreibmaschine, später ein Macbook Air (13 Zoll, Prozessor: 1,3 GHz Intel Core i5). Aber lassen wir die Kirche im Dorf, wo sie hingehört: Andere sind und waren tausendmal besser, und die haben nicht den Nobelpreis gekriegt, nicht mal den Förderpreis der Sauerländischen Hartkalksteinindustrie! Was für eine Sauerei, was für ein kosmisches Unrecht! Denken Sie an Shakespeare, an Goethe, an Charlotte Roche und Wolf Biermann, an Peter Hahne. Die einen sind preiswürdig, aber nicht mehr fit genug, um nach Stockholm (oder Oslo?) zu reisen, bei den anderen ist es leider Gottes umgekehrt. Aber ich will nicht lamentieren: Wenn 2017 Juli Zeh gewinnt, bin ich versöhnt mit dem Preis. Und besuche mit meinem Vater (85) auch mal ein Konzert des "großen Meisters" – freilich mit genug Ohropax im Gepäck. 

Nur diese Kategorie anzeigen:Meinung Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

TITANIC Meinung: Donald Trump muß Präsident werden

Eine Verteidigung von Valentin Witt

Gute Ideen sollte man nicht gleich aufgeben, nur weil sich die Meinungsmode ändert. Donald Trump als Kandidaten aufzustellen, war mutig von den Republikanern (USA) und ein starkes Signal nach außen. Ein vitaler Visionär in den besten Jahren, dessen moderne Weltanschauung und brillanter Politikstil ihn zu einem idealen Staatenlenker machen – all das, was man von einem Präsidenten erwartet, war Trump nicht gerade. Um so gewitzter also seine Kandidatur. Denn Trump hat etwas anderes, um die Wähler zu überzeugen: Er hat die Trump-Power, eine Mischung aus Selbstbewußtsein und dem starken Glauben an die eigene Großartigkeit. Trump versprach, Amerika wieder super zu machen. Ein Gedanke, der viele Menschen begeisterte. Trumps Zustimmungswerte stiegen.

Langsam aber sicher richtete er sich zu voller Größe auf. Immer dichter rückte er in den Umfragen an seine Rivalin Hillary Clinton heran, schmiegte seinen steil aufragenden Graphen gegen ihre weiche Kurve und war zeitweise sogar obenauf. Kurzum, alles lief wie am Zündschnürchen. Wer hätte ahnen können, daß wenig später die Bombe platzen sollte? Das veröffentlichte Video, in dem Trump mit seinem Geschick als Vergewaltiger prahlt, wurde von den Amerikanern nicht mit der gleichen Euphorie aufgenommen wie seine üblichen Skandale. Die Wähler wenden sich nun von ihm ab.

Doch zeigt nicht gerade dieser Dämpfer, wie dringend die USA einen Präsidenten Trump benötigen? Zum einen hat Trump sich umgehend per Internetvideo bei den "cheap sluts and dumbass whores" für seine rüden Worte von damals entschuldigt, niemand respektiere Frauen mehr als er. Das Thema ist also vom Tisch. Zum anderen müssen die Amerikaner lernen, daß Politik keine reine Schönwetterveranstaltung ist, unberechenbare Despoten an der Spitze des Landes nicht etwas, was immer nur "die anderen" betrifft. Niemand wäre für diese Lektion geeigneter als ein Präsident Donald Trump. Denn Donald Trump will die USA zu einem Staat umgestalten, in dem jemand wie Donald Trump jederzeit Präsident werden könnte. Die Amerikaner sollten sich diese Chance auf eine interessante Zukunft nicht entgehen lassen.

Nur diese Kategorie anzeigen:Meinung Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

TITANIC schweigt: Ein Kommentar von Online-Chef Moritz Hürtgen

Liebe Leser,

knapp 25 Jahre habe ich gut und froh und frei ohne die Inhalte des Bums- und Newsportals Stern.de leben können. Dann kam die Anstellung beim Faktenmagazin TITANIC und ich mußte den Blödsinn fortan zu "Recherchezwecken" täglich lesen. Seitdem weiß ich, wie sich ebenjenes Leid der Menschen in Aleppo anfühlt, das die Redaktion von Stern.de heute zum Schweigen veranlaßt. Doch – folgen Sie bitte meinem Gedankengang! – wem ist damit geholfen, wenn man sich auf Stern.de nicht über die neuesten Thermomix-Experimente (Fa. Vorwerk), Nackte-Plus-Size-Model-Shows und den neuesten I-Phone-Gossip informieren kann? Sicher nicht den Syrerinnen und Syrern!

Bisher konnten selbst die ärmsten Schweine der Welt auf Stern.de vorbeisurfen und sich daran festhalten, daß es in Deutschland eine Online-Redaktion samt Leserschaft gibt, die noch tausend mal ärmer dran ist. Heute, am 7. Oktober 2016, werden die Eingeschlossenen von Aleppo auf Stern.de mit Bildern ihres eigenen Leides konfrontiert – und jede Zerstreuung und Ablenkung ist ausgeschlossen.

Eine vertrauenswürdige Quelle (mein Gefühl) sagt mir, daß es nicht Anstand und edle Motive sind, die die Stern.de-Redaktion heute zum Verstummen bringen – sondern einfach nur ein Betriebsausflug. Sagen wir mal: Hamburger Hafenrundfahrt, St.-Pauli-Fako-Absturz und dann immer rein in die roten Türen. Zuzutrauen ist es denen jedenfalls!

Das versichert Ihnen glaubhaft Ihr

Moritz Hürtgen
(verantwortlich für www.titanic-magazin.de)

Nur diese Kategorie anzeigen:Meinung Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

TITANIC Meinung: Nach Anschlag auf Moschee – Jetzt muß der IS liefern

Ein starkes Stück Journalismus von Valentin Witt

Dresden hat es wieder einmal gezeigt: Wenn es um Terrorismus geht, lassen wir Deutschen uns nichts vorkrachen. Aus Angst, ihre Heimat könnte sich durch den Zuzug unzivilisierter Bombenleger in einen gesetzlosen Staat verwandeln, in dem nur noch das Recht des Stärkeren gölte, haben beherzte Sachsener die Sache lieber selbst in die Hand genommen und vorsorglich etwas herumgesprengt, um den Neuankömmlingen zu zeigen, wer hier der Herrenmensch im Gotteshaus ist. Wo die Anschlagsbemühungen der Islamisten in der Bundesrepublik bislang eher verpuffen, können die Deutschen auf eine reiche Terrorgeschichte zurückblicken. Ob Kaiserreich, Hitlerreich, RAF oder NSU – der Wunsch, sich die Welt schönzumorden, ist uns einfach in die Wiege gelegt.

Es ist ein besonderes Sensorium für die Gefahr, die von allem Fremden ausgeht, die in diesem Land immer neue Generationen von gerechtigkeitsvernarrten Tötungsmaschinen hervorbringt. Durch einen verrückten Gotteskrieger aus dem Leben gerissen zu werden, gilt ihnen dabei als besonders unfair und erschüttert den sonst felsenfesten nationalen Glauben an eine gerechte Welt, in der dafür gesorgt ist, daß jeder bekommt, was er verdient – sei es nun ein Bürgerkrieg vor der eigenen Haustür oder ein Lottogewinn. Und wer diesen Glauben erschüttert oder so ähnlich aussieht wie einer, der es könnte, muß in Deutschland eben damit rechnen, selbst in seinem Glauben erschüttert zu werden, und zwar durch eine Explosion.

Damit wird der IS in seiner Kernkompetenz herausgefordert: der Bedrohung Unschuldiger unter Berufung auf ein selbstkreiertes Wahnsystem. Wenn die Islamisten beweisen wollen, daß Sie derzeit wirklich die Nummer eins in Sachen Terror sind, müssen sie langsam liefern, bevor ihnen der Laden hier um die Ohren fliegt. "Furchtbar ist die Rache, die Zivilisation an der Vorwelt übt, und in ihr (...) gleicht sie der Vorwelt selber", schrieben Dr. Adorno und Prof. Horkheimer in ihrem Thesenpapier Dialektik der Aufklärung. Wer genau Zivilisation und wer Vorwelt ist, sollten nationale und IS-Terroristen jetzt am besten untereinander (in Dresden) ausmendeln.

Nur diese Kategorie anzeigen:Meinung Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

TITANIC Meinung: Warum wir uns nicht von irrationalen Ängsten beherrschen lassen dürfen

Ein Beitrag zur Versachlichung von David Schuh

Es ist die Horrorvorstellung schlechthin: bei einem Unfall im eigenen Haushalt zu Tode zu kommen. Als unbescholtene Hausfrau etwa, die wiederholt ein ungenießbares Abendessen bereitet und beim anschließenden Gerangel mit der Familie die schmerzhafte Quittung bekommt. Oder als treusorgender Familienvater, der bei einer routinemäßigen autoerotischen Asphyxie handwerkliche Fehler begeht und Frau und Kinder zurückläßt, die bei dem bizarren Schauspiel stets assistieren mußten. Als Kleinkind, das beim Wechseln der Glühbirne von der Leiter fällt und es trotz Mahnungen der Eltern unterläßt, den Bus zum Notfallkrankenhaus zu nehmen, obwohl sein Taschengeld den vergünstigten Kindertarif durchaus stemmen könnte. Es sind dies Schreckensszenarien, die uns alle gelegentlich umtreiben, uns nachts schweißgebadet aufwachen lassen und die uns neuralgische Orte, etwa die eigene Wohnung, aus Angst vor Unheil monatelang meiden lassen.

Doch ich darf Sie beruhigen: Das sind lediglich Einzelfälle! Nach neuesten Erhebungen des statistischen Bundesamts ist es viel wahrscheinlicher, mit dem Flugzeug in die Twin Towers der Deutschen Bank gesteuert zu werden, von einem (bösartigen) Meteoriten mitten ins Herz getroffen zu werden, beim Durchwandern des Harzes von Separatisten in die Luft gesprengt zu werden oder in den Räumen des statistischen Bundesamts einer Thrombose zu erliegen. Aber keine Panik! Selbst hier liegt das Risiko bei weit unter 80 Prozent, teilweise werden die Überlebenschancen gar mit annähernd 50:50 beziffert. Das Glas ist also immer noch halbvoll, vorausgesetzt, es ist nicht mit Schnaps gefüllt, das erhöht das Risiko eines selbst verschuldeten Auffahrunfalls um fast 100 Prozent. Dann ist der Führerschein weg, Sie müssen pendeln, und ein Terroranschlag auf die U-Bahn ist die logische Folge. Ein gutes Tetra Pak Wein am Abend indes hat noch niemandem geschadet, das sagen alle intuitiven Schätzungen.

Lassen wir uns also von den reißerischen Storys der Boulevardpresse nicht verrückt machen, lassen wir unsere irrationalen Ängste nicht zum Instrument populistischer Rattenfänger werden, und glauben wir nicht den Panikmachern der mächtigen Outdoor-Lobby, zuhause sei das Unfallrisiko am größten. Humbug! Verbarrikadieren wir uns einfach solange wie möglich in den eigenen vier Wänden. Es gibt mittlerweile auch ganz ausgezeichnete Konserven! Hals- und Beinbruch!

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Sie, Thomas Müller,

Sie, Thomas Müller,

haben während eines Länderspiels ein Paar Fußballschuhe getragen, dessen linkes Exemplar der mit Filzstift geschriebene Name Ihrer Frau Lisa zierte, was die Bild-Zeitung als geheime Liebesbotschaft wertete. Nun kennen wir uns in Ihrer Beziehung nicht so aus, aber da Sie in der Regel beidfüßig nach allem treten, was Ihnen in die Quere rollt, läuft oder stolpert, und dabei auch durchaus mal dreckig spielen, liegt es doch eigentlich viel näher, hinter der »Lisa«-Kritzelei etwas anderes zu vermuten: eine offensichtlich misogyne Hassbotschaft.

Wird auch oft missverstanden: Titanic

 Du, »FAZ«,

betitelst in Deinem Wirtschaftsteil einen Artikel über bezahlbaren Wohnraum mit »Eine neue Waffe gegen Wohnungsnot«. Aber ist es volkswirtschaftlich überhaupt sinnvoll, überzählige Mieter/innen zu erschießen?

Ist da noch nicht ganz entsichert: Titanic

 Was geht ab, sächsische Steuerverwaltung?

Bei der Jugend anscheinend nicht so viel – jedenfalls träumen Deinen Erhebungen zufolge, man soll es kaum für möglich halten, nicht alle Schulabsolvent/innen den großen Traum von einer Karriere in der Finanzbuchhaltung.

Um junge Menschen trotzdem für aufregende Expeditionen in die Welt der Prozentrechnung und der Pendlerpauschalen zu begeistern, hast Du Dir einen Slogan überlegt: »Lust auf ein AbenSteuer?«

Wir freuen uns also jetzt schon darauf, wie Superheld Taxman in seiner nächsten Soli-Mission allen außergewöhnlichen Belastungen trotzt und nur knapp einem mörderischen Ehegatten-Splitting entgeht! Und zwar gerade noch rechtzeitig, um zu verhindern, dass Superschurke Dr. Elster die Welt in die kalte Progression stürzt.

Schreibt Dich dieses Jahr sicher wieder ab: Titanic

 Byung-Chul Han!

Gern lasen wir in den letzten Jahren Ihre kritisch-theoretischen Bändchen über die »Müdigkeitsgesellschaft« und die »Transparenzgesellschaft« und hielten jetzt die vierte (!), 2022 erschienene Auflage Ihrer »Palliativgesellschaft« in den Händen, allwo Sie, der Sie natürlich Adornos Wort kennen, dass auf dem Grunde der herrschenden Gesundheit der Tod liege, vor einer Hygienediktatur warnten: »Die Quarantäne ist eine virale Variante des Lagers, in dem das nackte Leben herrscht. Das neoliberale Arbeitslager in Zeiten der Pandemie heißt ›Home-Office‹. Nur die Ideologie der Gesundheit und die paradoxe Freiheit der Selbstausbeutung unterscheiden es vom Arbeitslager des despotischen Regimes«, außerdem der Kaffee-Vollautomat, schnelles Internet und ein weiches Bett, die Plattensammlung und der volle Kühl-, Kleider- und Schuhschrank sowie der Lesesessel, in dem sich dann erfahren lässt, dass es im Gulag wenigstens keine Ideologie der Gesundheit gibt.

Könnte Nawalny es bestätigen, er tät’s!

Darauf noch einen Macchiato: Titanic

 Ciao, Gigi D’Agostino!

Ciao, Gigi D’Agostino!

Auf die Frage, ob Sie sich erklären könnten, warum die Rechten auf Sylt gerade Ihr Lied »L’amour toujours« ausgewählt hatten, antworteten Sie: »Keiner von ihnen wird meinen Song jemals ernsthaft gehört haben.«

Das stimmt, D’Agostino, aber liegt das nicht einfach daran, dass vermutlich kein Mensch jemals ganz bedacht, feierlich und seriös »L’amour toujours« gehört hat?

Fragt sich ernsthaft

Ihre Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Helmut Kohls Erbe

Endlich beginnen auch in unserem Viertel die Bauarbeiten für den Glasfaseranschluss. Bis es soweit ist, lässt die Leis ung des urzeitlich n Kupfe k bels a l rdi gs m hr de n je z wü sc n übr

Teresa Habild

 Aufschieberitis

Ich schiebe alles gern auf, inzwischen sogar Erkrankungen: Der Nephrologe zeigte sich höchst erstaunt, wie lange ich schon an einer behandlungsbedürftigen Nierenbeckenentzündung laboriert haben musste, bis diese sich schließlich schmerzhaft bemerkbar gemacht und mich zu ihm geführt hatte. Wahrscheinlich leide ich an Prokrastinieren.

Thorsten Mausehund

 »This could have been Emaille«

Wenn mein Freund wieder einmal sein viel zu teures Porzellan-Geschirr auftischt.

Ronnie Zumbühl

 Vorteil Mensch

In der Süddeutschen lese ich »Scholz will sich einschalten« und denke: Das kann die Künstliche Intelligenz noch nicht.

Jürgen Simon

 Offene Fragen

Wenn man älter wird – also nicht mehr jung, aber noch nicht tot ist –, fängt man unweigerlich an, sich Gedanken über die noch offenen Fragen im Leben zu machen. Eine meiner: Was hat es mit dem Lied auf sich, das mir in meiner bedauerlicherweise in der Pfalz verbrachten Kindheit und Jugend immer wieder begegnet ist? Vorgetragen von Alkoholisierten verschiedenen Alters: »Wichs am Bee, wichs am Bee / Fasnacht is schon lang nimee« – zur Melodie des Narhallamarsches. Neben dem faszinierenden, aber eher unwichtigen Umstand, dass es im Pfälzischen möglich ist, »nicht mehr« auf »Bein« zu reimen, treibt mich die Frage um: Was genau bedeutet das: »Wichs am Bee, wichs am Bee / Fasnacht is schon lang nimee«? Liege ich richtig in der Annahme, dass der Autor dieses Liedes bedauert, sich selbst befriedigen zu müssen, weil die Fastnacht vorüber ist und – vermutlich – nicht mehr genug vom Alkohol derangierte Menschen verfügbar sind, um Sexualpartner abzugeben? Und wenn das so ist: Warum singen das so viele Leute nach? Ist das etwas, das vielen Pfälzer Männern so geht? Warum schaffen es pfälzische Männer außerhalb der Fastnacht nicht, Geschlechtsverkehr zu haben? Gut, am absolut sexualfeindlichen Dialekt könnte es liegen. Aber selbst dann bleibt die Frage: Warum wichst sich der Pfälzer aufs Bein? Um dann die Abwesenheit der sexbringenden Fastnacht zu beklagen – in Form der Fastnachtsmelodie schlechthin?

Man sieht: Es sind noch genug Fragen offen, dass wir nicht sterben müssen. Bitte beantworte sie niemand!

Tim Wolff

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
29.06.2024 Aschaffenburg, Kunstgarage Thomas Gsella
02.07.2024 München, Astor Kino Filmpremiere »Hallo Spencer – der Film«
17.07.2024 Singen, Gems Thomas Gsella
19.07.2024 Hohwacht, Sirenen-Festival Ella Carina Werner